Gleich sechs Schweizer Boote qualifizieren sich beim Weltcup auf dem Rotsee für den Halbfinal. Während den Zuschauern in der Badi die Wärme zum Auftakt gefällt, wird die Krafteinteilung für die Athleten zum Zauberwort.
Es ist wieder Ruderzeit auf dem Rotsee. Und für die Heimfans dürfte es nicht nur die Sonne zu geniessen geben, sondern auch einiges zu jubeln. Dass sie zu den Favoriten zählen, unterstrichen die Schweizer Athleten zum Start der dreitägigen Regatta nämlich eindrücklich.
Nur in Kleinbooten angetreten, erfüllten alle Schweizer Favoritenboote die hohen Erwartungen. So fuhren sowohl Jeannine Gmelin (offener Einer) als auch der Stadtluzerner Michael Schmid (leichter Einer) im Vorlauf und im Viertelfinal auf den ersten Rang. Beide konnten zum Schluss ihrer Rennen deutlich Tempo rausnehmen. «Das ist bei diesem gedrängten Programm entscheidend», sagte Schmid. Die leichten Skiffier haben in zwei Tagen vier Rennen. «Gerade bei dieser Wärme muss man aufpassen, dass man sich gut erholen kann.» Seine Tricks: möglichst die Sonne meiden und T-Shirt und Kappe befeuchten. «Und wenn es noch wärmer wird, gibt es noch Kühlwesten.» Der Luzerner ist aber einer derjenigen, der gut mit der Hitze klarkommt, wie Schmid sagt. «Ich fühlte mich in beiden Rennen wirklich gut, mir macht das nicht viel aus.»
Überzeugendes Comeback von Gmelin
Ebenfalls sehr gut fühlte sich Jeannine Gmelin. Dabei war es eine richtige Wundertüte, wie die Senkrechtstarterin nach ihrer Rippenverletzung auftreten würde. «Es ist wirklich alles sehr gut gelaufen», meinte sie nach dem Rennen. In beiden Läufen fuhr sie ihren Konkurrentinnen davon – und das vollkommen schmerzfrei. Davon dürfe man sich aber nicht blenden lassen: «Die wirklich guten Gegnerinnen warten noch.» Wobei: Mit Victoria Thornley liess Gmelin niemand Geringeres als die frischgebackene Europameisterin hinter sich. Auch sie versuchte zum Schluss ihre Kräfte zu sparen, indem sie das Tempo drosselte.
Nico Stahlberg, der Weltcup-Führende in seiner Kategorie, zeigte zwei gute Rennen. Auf ihn wartet heute ein happiges Halbfinal. «Ich bin überzeugt, dass dieses die entscheidende Hürde ist, so hochkarätig, wie es besetzt ist. Deshalb muss ich mich jetzt gut erholen.» Auch er konnte wie seine Teamkollegen zum Schluss einiges an Kraft sparen. «Man gibt 1000 Meter Vollgas, und dann schaut man, wo man ist. Je nach dem, kann man darauf ein bisschen Tempo rausnehmen», so Stahlberg.
Viel Kraft benötigte der Männer-Doppelzweier mit Roman Röösli und Barnabé Delarze im Vorlauf. Trotz eines fulminanten Schlussspurts reichte es nicht für die direkte Halbfinalqualifikation. Den Umweg über den Hoffnungslauf meisterte das Duo dann jedoch souverän. «Klar hat das zweite Rennen ein wenig Kraft gekostet, aber das macht nichts. Wir sind schon fit», sagt Delarze. Röösli meint: «Ich freue mich nicht aufs Eisbad. Aber es wird sicher nützen.»
Am meisten Kraft sparen konnte übrigens die Zugerin Patricia Merz: Mit ihrem zweiten Rang im Vorlauf konnte sie sich für den Halbfinal von heute qualifizieren – und im Vergleich zu ihren Konkurrentinnen, die teilweise über den Hoffnungslauf mussten, hatte sie den gesamten Nachmittag zur Erholung.