15 Minuten berühmt

Eine Kolumne zu einem Fussballspiel gegen ehemalige Nationalspieler und ungewohnten Unterschriftensammler.


«Kannst du bitte auf meine Schuhe unterschreiben?» Diesen Satz hört man nicht so oft. Zumindest nicht, wenn man es als Fussballer nie höher als in die 3. Liga geschafft hat. Doch letzten Samstag war es für mich einmal anders. Mein Fussballclub seit Kindesbeinen, der FC Adligenswil, feierte sein 30-Jahr-Jubiläum. Highlight der Feier war ein Spiel ehemaliger Fussballnationalspieler gegen unsere 1. Mannschaft, in der ich seit einigen Jahren spiele.

Für uns Spieler war es das Grösste, gegen illustre Namen wie Chapuisat, Bregy oder Egli anzutreten. Die imposante Kulisse von 2000 Zuschauern tat ihr Übriges. Zum Vergleich: An unsere Meisterschaftsspiele kommen 50 bis 100 Zuschauer. Das Spiel gewannen wir 6:3 – wohl auch dank weniger Jahren auf dem Buckel und kleinerem Bauchansatz. Vom Spiel bleibt mir vor allem eine Szene in Erinnerung: Als Aussenverteidiger liess ich Stéphane Chapuisat entwischen, der dem Ball entgegenging. Anstatt den Ball prallen zu lassen, was die meisten Fussballer gemacht hätten, lobte er das Spielgerät an mir vorbei und lief auf der anderen Seite um mich herum. Auf dem falschen Fuss erwischt, verlor ich das Laufduell gegen den ehemaligen BVB-Star deutlich. Die Zuschauer applaudierten angesichts des Altstar-Geniestreichs.

So speziell Fussball spielen vor 2000 Zuschauern ist – noch spezieller wurde es für uns nach dem Abpfiff. Einige Kinder, die bereits während des Spiels immer wieder ein «Hopp Adlige» anstimmten, stürmten den Platz. Auf der Suche nach Unterschriften hielten sie in der Hand Stifte. Unterschriften sollten überall hin: auf Schuhe, T-Shirts oder Matchzeitung. Ob die Mannen in Gelb (Adligenswil) oder Rot (Alt-Natistars) signierten: Den Kindern schien es egal zu sein.

Nach den ersten Unterschriften begrüsste ich kurz einige der Zuschauer. Eine ältere Frau, die ich noch nie zuvor gesehen hatte, schüttelte mir die Hand und gratulierte mir zum Sieg. Ich war verwirrt. Auf dem Weg zur Kabine warteten weitere Unterschriftensammler. Anders als «richtige» Stars erfüllte ich natürlich jeden Wunsch. Jeder sei einmal 15 Minuten berühmt, heisst es. Ich habe meine berühmte Viertelstunde nun wohl bereits hinter mir. Sie wird mir noch eine Weile in Erinnerung bleiben. Auch dank Chapuisat.

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 5. Juni 2015.

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