Der neue FCL-Innenverteidiger Marvin Schulz. (Bild: Pius Amrein)

Abwehr-Hoffnung ist ein Fohlen

Marvin Schulz spielt mit 22 Jahren erstmals für einen anderen Verein als Borussia Mönchengladbach. Beim FC Luzern hofft man, mit ihm einen Transfer-Coup gelandet zu haben.

«Es ist sehr speziell, nun plötzlich bei einem anderen Verein zu sein», sagt Marvin Schulz. Der Innenverteidiger wuchs in Mülheim an der Ruhr auf und wechselte bereits als Achtjähriger von seinem Stammverein zu Borussia Mönchengladbach. Dort durchlief er alle Juniorenstufen bis zu den Profis. Und nun ist er plötzlich kein Fohlen mehr, wie die Spieler von Gladbach genannt werden. Letzte Woche wurde er zum FC Luzern transferiert. Nun heisst es also blau-weiss statt schwarz-weiss-grün.
Mit 22 Jahren ist Schulz nun in einer neuen Stadt, ja sogar in einem neuen Land angekommen. Mit der Sprache habe er noch seine liebe Mühe, meint er. «Bitte sprich Hochdeutsch mit mir, Schweizerdeutsch verstehe ich nicht», erklärt er zu Beginn des Interviews. Abgesehen davon habe er sich aber schon gut in Luzern eingelebt. «Ich konnte schon einiges in der Stadt besichtigen. Es ist schön hier», sagt Schulz. «Was ich sicher noch machen möchte, ist eine Bootstour.»

Spielpraxis ist kein Rückschritt

Nach Luzern ist er aber nicht als Tourist gekommen, sondern um Fussball zu spielen. «Für mich geht es darum, so viel wie möglich zu spielen», so Schulz. Deshalb sei Luzern aus seiner Sicht nach der grossen Bundesliga-Bühne auch kein Rückschritt.

Die Erwartungshaltung an den Innenverteidiger, der auch im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann, ist hoch. FCL-Sportkoordinator Remo Meyer sagt, dass man einen solch talentierten Spieler nie hätte holen können, wenn er in den letzten Jahren 100 Prozent fit gewesen wäre.

Nur auf acht ­Bundesligaspiele, ein Cupspiel und zwei Champions-League-Einsätze hatte es Marvin Schulz bei Borussia Mönchengladbach gebracht. Dabei hatte Marvin Schulz auf deutlich mehr Spielzeit hoffen können. Im Sommer 2014 machte er mit guten Leistungen in den Testspielen von Gladbach auf sich aufmerksam. Insbesondere bei einem Test gegen Bayern München wusste das Gladbacher Eigengewächs zu überzeugen. Auf sein Ernstkampfdebüt musste Schulz aber noch ein Jahr warten, ehe er im August 2015 im deutschen Cup gegen den FC St. Pauli erstmals mit den Profis spielen durfte. Rasch spielte er sich für einige Partien in die Startelf.

Nur dumm, dass der Schweizer Trainer Lucien Favre nach einer Niederlagenserie zurücktrat. Nachfolger André Schubert setzte weniger auf Schulz. Und es kam noch schlimmer: Er verletzte sich. So schwer, dass er in der letzten Saison wegen einer Adduktorenverletzung keinen einzigen Ernstkampf bestreiten konnte.

Wenn Marvin Schulz heute gefragt wird, was passiert wäre, wenn er verletzungsfrei geblieben wäre, muss er nach Worten ringen. Schliesslich sagt er: «Die Verletzungen haben mich sicher in der Entwicklung zurückgeworfen. Nun gilt es aber, vorwärtszuschauen. Ich bin nun nämlich wieder ganz fit und freue mich auf die neue Herausforderung.»

«Ob ich Abwehrchef werde, wird sich zeigen»

Dass viele von Schulz erwarten, dass er in der jungen FCL-Abwehr eine Führungsrolle einnehmen wird, ist sich der Deutsche bewusst. Er will die Erwartungen aber nicht in die Höhe treiben. «Es geht darum, mich gut in die Mannschaft zu integrieren. Ob ich irgendwann Abwehrchef bin, werden wir sehen.» Von der Schweizer Liga wisse er noch nicht so viel. «Ich weiss, dass wir gegen jeden Gegner vier Mal antreten. Und ich weiss, dass wir in Thun und in Bern auf Kunstrasen spielen müssen.»

Zuerst geht es für Schulz international los. Aller Voraussicht nach wird er am Donnerstag gegen Osijek (19.45, Swisspor-Arena) sein FCL-Debüt geben. Seine Spielberechtigung ist da, nachdem es fürs Hinspiel nicht gereicht hatte. «Ich freue mich darauf, in dieses Stadion einzulaufen. Ich habe gehört, dass Luzern gute Fans hat.» Nach der 0:2-Niederlage in Kroatien erwartet Schulz ein schweres Spiel. Er sagt aber auch: «Ich denke, unsere Chancen sind durchaus noch intakt. Wir spielen zu Hause, und ich denke, dass es gut kommt.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 19. Juli 2017.

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