Die 20-jährige Leana Barmettler gilt als Allrounderin: Im Europacup startet sie im Slalom, Super-G und Riesenslalom.

Dank Tipps der Mutter an die Spitze

Die Stanserin Leana Barmettler (20) liess Wendy Holdener und Michelle Gisin im FIS-Rennen in Zinal hinter sich – und gewann. Für ein Weltcup-Debüt braucht es aber noch konstantere Leistungen.

Plötzlich steht sie im Rampenlicht: Zwei Tage vor ihrem 20. Geburtstag bezwingt Leana Barmettler den Hang in Zinal VS im Riesenslalom am schnellsten. Zwar ist es nach zwei Siegen in der letzten Saison bereits der dritte Sieg in einem FIS-Rennen, dennoch überrascht das tolle Ergebnis von Barmettler. Schliesslich waren mehrere Weltcup-Athletinnen am Start, darunter die Schwyzerin Wendy Holdener und die Engelbergerin Michelle Gisin.

Vor dem zweiten Lauf war die junge Stanserin, die für den Skiclub Engelberg fährt, aber sehr nervös: «Ich wusste, dass ich mit meinem dritten Platz im ersten Lauf eine super Zeit gefahren bin. Diese Platzierung wollte ich verteidigen», so Barmettler. Auf der Piste gelang ihr dann alles. «Ich merkte irgendwann, dass ich wirklich schnell unterwegs war.» Im Ziel hatte sie eine halbe Sekunde Vorsprung – Wendy Holdener und Camille Rast, die im ersten Lauf vorne lagen, scheiterten an der neuen Bestzeit. Barmettler entschied das FIS-Rennen für sich. «Das Gefühl war unglaublich, schliesslich waren viele gute Fahrerinnen am Start.»

Geht noch zu viele Risiken ein

Nach vier Rennen der noch kurzen Saison liest sich die Bilanz von Barmettler so: Ein erster Rang im Riesenslalom, ein 9. Rang im Slalom, in beiden Disziplinen ist sie zudem je einmal ausgeschieden. Das kommt nicht von ungefähr: «Manchmal nehme ich zu viel Risiko», sagt Barmettler. Sie wolle manchmal zu viel. Das zeigte sich etwa beim Ausfall im Riesenslalom von Zinal einen Tag nach dem grossen Triumph. Dort fuhr sie zu nah ans Tor und erwischte daher das nächste nicht mehr – ein taktischer Fehler. «Dabei weiss ich eigentlich, dass ich mich im Rennen ein bisschen zurücknehmen kann und trotzdem eine gute Zeit fahre. Die Trainer sagen mir immer wieder, dass ich mich zügeln muss. Denn sie wissen, dass ich sowieso immer alles gebe.»

Wenn sie nicht ausfällt, fährt sie in dieser Saison erfolgreich. Das liege vor allem an der guten Vorbereitung. Das Sommertraining auf dem Gletscher habe ihr Sicherheit gegeben. «Ich konnte konstant gute Zeiten fahren», so Barmettler. Sowohl konditionell als auch mental habe sie eine Schippe drauflegen können. Grund dafür ist auch ein Mentaltraining, das sie nun mache. «Dadurch bin ich weniger nervös.»

Ebenfalls eine grosse Hilfe im mentalen Bereich ist für Leana Barmettler ihre Mutter Zoe Haas. Diese war einst selbst Skirennfahrerin, gewann in ihrer Karriere zwei Weltcup-Rennen. «Wir analysieren jeweils meine Fahrten zusammen. Das hilft mir, im nächsten Rennen noch besser zu fahren», sagt Leana Barmettler.

Zuerst muss sie sich im Europacup durchsetzen

Nach dem Sieg in Zinal entstand um die 20-Jährige ein Hype, einige Medien wollten sie schon im Weltcup sehen. Doch sie wiegelt ab: «Klar will ich mal in den Weltcup, aber ich muss zuerst im Europacup diese Leistung bestätigen», sagt Barmettler, die dem nationalen C-Kader angehört. «Nur weil ich gut gestartet bin, heisst es nicht, dass ich das über die ganze Saison halten kann», sagt sie. Ein Europa-Cup-Rennen hat Barmettler in dieser Saison noch nicht bestritten. In der letzten Saison war ein 22. Rang im Super-G in Davos ihr bestes Resultat.

Ab Sonntag stehen für sie jedoch die Europa-Cup-Rennen in Tyrsill und Kvitfjell, Norwegen, auf dem Programm. Bereits jetzt ist Barmettler in Schweden und bereitet sich auf ihre Rennen vor. Dort geht sie im Slalom, Riesenslalom und Super-G an den Start. «Darauf freue ich mich sehr», sagt Barmettler. Mit einem Podestplatz rechnet sie nicht – auch weil sie mit einer hohen Startnummer ins Rennen geht. «Mein Ziel wird es sein, im ersten Lauf unter die besten 30 zu fahren. Dann kann ich im zweiten Lauf mit einer tiefen Startnummer losfahren», so Barmettler.

Die 20-Jährige besucht in Engelberg die Sportmittelschule und absolviert daneben ein KV-Praktikum bei der Firma Galvabau AG in Hergiswil. In der Schule und bei der Arbeit ist sie dann, wenn kein Training oder Rennen ansteht. Alles ist auf den Spitzensport ausgelegt, der Weltcup das grosse Ziel. «Ich glaube, dass das möglich ist, wenn ich mich weiter so entwickle», zeigt sie sich selbstbewusst. «Vielleicht schon am Ende dieser Saison.» Kurzfristig hat sie andere Ziele: etwa die Qualifikation für die Junioren-Weltmeisterschaften. «Es ist das letzte Jahr, an dem ich noch an der Junioren-WM starten darf – und da will ich nochmals alles geben und erfolgreich sein.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 29. November 2016.

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