Das alles steckt im Ruderboot

Am Weltcup auf dem Rotsee zählen sie zu den Favoriten im Doppelzweier: Roman Röösli (23) und Barnabé Delarze (23). Die Details ihres Bootes.

Sanft gleitet das Boot über das Wasser. Es wirkt gemütlich, wie die beiden Ruderer das Boot in gleichmässigen Schüben vorwärtsbewegen. Langsam scheinen die Bewegungen, umso schneller ist aber das Boot. Roman Röösli (23) und Barnabé Delarze (23) zählen zu den besten Ruderern der Schweiz. Im Vorjahr wurden sie im Doppelvierer Olympia-Siebte, in diesem Jahr sind sie im Doppelzweier unterwegs – und das durchaus erfolgreich. Zum Auftakt beim Weltcup in Belgrad belegten sie Rang 2, an den Europameisterschaften liessen sie einen 3. Rang folgen. Nun möchten sie auf dem Rotsee an die vergangen Leistungen anknüpfen. Zuvor stehen aber nicht nur die beiden Sportler im Zentrum, sondern auch ihr Boot, mit dem sie an die Spitze möchten.

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Drohnenbild: Roger Grütter. 

 

Das Boot ist rund 10 Meter lang und 27 Kilogramm schwer. Die Aussenfläche besteht fast vollständig aus Carbon, im Zwischenbereich sind webeartige Kunststofffasern zu finden. Röösli und Delarze erreichen mit ihrem Werkzeug eine Höchstgeschwindigkeit von rund 20 Kilometern pro Stunde. Dafür ist das Material durchaus entscheidend, erklärt der Neuenkirchner Roman Röösli: «Es ist sicher nicht so extrem wie bei anderen Sportarten, etwa beim Formel 1 oder beim Skifahren, aber das Boot ist schon wichtig.» Dass das Duo dabei auf ein bereits zwei Jahre altes Modell zurückgreift, erstaunt auf den ersten Blick. Aber: «Das Boot ist zwar nicht mehr das Neuste, aber es ist genau auf unsere Fahrweise eingestellt», so Röösli. «Wir wissen, wie wir in diesem Boot fahren müssen, um erfolgreich zu sein.» Gut sei auch, dass das Boot nicht mehr ganz so steif und hart ist, wie ein ganz neues Boot, ergänzt Rööslis Teamkollege Delarze. «Wenn ein Boot ganz neu ist, ist es schwieriger zu fahren.»

Eigentlich hat das Duo ein neues Boot erhalten. Bisher fuhren sie aber in allen Rennen und auch den meisten Trainings mit dem alten Boot. «Wir mögen das alte Boot so, dass wir das neue gar noch nicht einfahren möchten», sagt Delarze. «Wir schieben das Einfahren des Boots immer wieder ein bisschen hinaus.»

Die Tricks, das Boot schwerer zu machen

Einen Unterschied zwischen den beiden Booten würde ein Laie wohl nicht erkennen. Durchaus ist aber ein Unterschied zwischen den Profibooten und denjenigen für Amateure auszumachen: Amateurboote sind wesentlich breiter. Statt «auf» dem Boot sitzen Amateurruderer weiter unten, also im Boot. Das ist eine Hilfe: «Man kann fast nicht kippen», erklärt Delarze. «Anfänger könnten in unserem Ruderboot wohl nicht fahren. Sie würden kippen.» Das Profiboot selber schwimmt nicht bei spiegelglattem Wasser. Die Ruder dienen den Sportlern zusätzlich dazu, das Boot auszubalancieren.

Es kommt auch vor, dass Profis ins Wasser fallen – wenn auch selten. «Also uns ist das in dieser Kombination noch nie passiert», sagt Röösli. Delarze ergänzt schmunzelnd: «Im Einer gibt es aber solche Spezialisten, die auch mal ins Wasser fallen.» Je grösser das Boot ist, desto einfacher ist es, im Boot zu bleiben.

Übrigens: Gelb ist das Boot wegen der Marke Empacher. Sie sponsert dem Schweizerischen Ruderverband alle Boote. Wenn man den Doppelzweier kaufen müsste, würde es rund 20000 Franken kosten. Er wiegt frisch ab Werft 27 Kilogramm. Vielleicht ist das Boot genau genommen ein wenig leichter – was aber nicht erlaubt wäre. Es gibt bei jeder Bootsklasse ein Mindestgewicht. Nach dem Rennen werden Boote mittels Stichproben gewogen. Dafür gibt es ein paar Tricks, damit das Boot schwer genug ist. «Wir machen jeweils die Schuhe nass», sagt Röösli.

Selbstverständlich ist das Boot an der Grenze zum Mindestgewicht. Es gilt: Je leichter das Boot, desto schneller kann damit gefahren werden.

Am Wochenende werden Röösli und Delarze wieder auf dem Wasser dahingleiten – und vielleicht als Erste über die Ziellinie fahren. Zu verdanken wäre das auch ihrem Ruderboot.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 6. Juli 2017.

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