Einkaufszentren in der Region, wie hier das Emmen-Center, rüsten sich gegen die neue Konkurrenz der «Mall of Switzerland». (Bild Boris Bürgisser, Neue Luzerner Zeitung)

Der Kampf um die Kunden ist lanciert

Mit der Mall of Switzerland erhalten die Einkaufszentren in der Region neue Konkurrenz. Ihr Rezept: neue Läden und grössere Verkaufsflächen.

Die Mall of Switzerland in Ebikon wird im Herbst 2017 eröffnet. Mit über 150 Läden auf 46 000 Quadratmetern Ladenfläche und 5000 Quadratmetern Gastronomie wird sie das grösste Einkaufszentrum der Zentralschweiz – und das zweitgrösste in der Schweiz. Sie konkurrenziert damit die bestehenden Einkaufsmeilen der Region.

Diese wollen nicht untätig bleiben: «Wir machen unsere Hausaufgabe möglichst gut. Das ist das Einzige, was wir beeinflussen können», sagt beispielsweise Roland Jungo, Leiter des Emmen-Centers. «Hausaufgaben machen» bedeutet für das mit 80 Läden heute grösste Einkaufszentrum der Region, neue Läden zu holen oder bestehende auszubauen. «Die Kundenbedürfnisse stehen für uns im Zentrum», sagt Jungo. Diese würden sich heute ein anderes Einkaufszentrum als noch vor 15 Jahren wünschen. «Wir bauen erstmals seit 2001 vieles um. Unsere Kunden sollen sich wohl fühlen und ein gutes Angebot vorfinden.»

Zara neu im Emmen-Center

Kürzlich hat das Emmen-Center die Verkaufsfläche des H&M um 600 Quadratmeter vergrössert und bietet zusätzlich H&M Home an. Zudem befindet sich Manor Food derzeit in einem Umbau, der im April abgeschlossen sein soll. Die grösste Änderung steht im August an: Dann wird der erste Zara im Kanton Luzern eröffnet. Die bisher einzige Zentralschweizer Filiale des spanischen Modegeschäfts befindet sich in Zug. «Mit Geschäften, die es exklusiv nur bei uns gibt, versuchen wir uns von unseren Mitbewerbern abzuheben», sagt Jungo. «Weitere Aktivitäten sind geplant, aber noch nicht spruchreif.» Roland Jungo verspricht gar: «Unsere Kundinnen und Kunden dürfen sich auf ein neues Einkaufserlebnis freuen.»

Der Pilatusmarkt in Kriens ist mit 48 Läden heute das zweitgrösste Shoppingcenter der Region. Auch dort gibt es Änderungen, sagt Centerleiter Markus Brunner. «Wir werden verschiedenes unternehmen. Was genau, möchten wir aber noch nicht kommunizieren.» Darunter seien verschiedene Massnahmen. Bereits umgesetzt sind ein neues Werbekonzept mit E-Panel-Bildschirmen, gratis Wireless im ganzen Einkaufszentrum sowie die Auslagerung des Restaurants und des Cafés in die Mall. Das soll das Gefühl einer Innenstadt vermitteln.

Auch die Ladengasse reagiert

Bereits reagiert hat die Ladengasse mit 18 Geschäften im Dorfzentrum von Ebikon. Sie wurde vor zwei Jahren umfassend saniert. Unter anderem wegen der grossen neuen Konkurrenz: «Wir werden die neue Mall of Switzerland sicher zu spüren bekommen», sagt Marianne Hodel-Diener, Präsidentin der Centervereinigung. «Die Ladengasse soll nun freundlicher und moderner sein.» Hauptsächlich versuche man aber nicht durch die Infrastruktur, sondern durch die Freundlichkeit bei den Kunden zu punkten. «Werbetechnisch können wir bei weitem nicht mit der Mall of Switzerland mithalten. Deshalb achten wir vermehrt darauf, den direkten Kundenkontakt zu wahren», sagt Hodel-Diener. «Unser Ziel ist es, unsere Kunden freundlich, persönlich und sympathisch zu begrüssen.»

Die Investitionen in die Infrastruktur mache man nicht nur wegen der neuen Konkurrenz, betonen die Leiter der Einkaufszentren. So sagt Roland Jungo vom Emmen-Center: «Wir reagieren in erster Linie auf die Kundenbedürfnisse. Wir gehen auf die Wünsche unserer Kunden ein und entwickeln uns stetig weiter. Ungeachtet dessen, ob es einen neuen Mitbewerber gibt oder nicht.»

Gefahr schwierig abzuschätzen

Wie gross die Gefahr durch die neue Mall für die bestehenden Zentren ist, könne man zum heutigen Zeitpunkt noch nicht eindeutig sagen, so Jungo. «Solange nicht klar ist, welche Geschäfte in der Mall of Switzerland vertreten sein werden, ist es schwierig abzuschätzen, welchen Einfluss das neue Einkaufszentrum für uns hat.» Ein entscheidender Faktor für viele Kunden sei neben dem passenden Standort auch das Angebot an Läden.

Wenn die Mall of Switzerland im Herbst 2017 ihre Tore öffnet, ist der grösste Vorteil offensichtlich: ein riesiges Angebot. «Wir haben alles, was konventionelle Shoppingcenter bieten – und dann einfach nochmals 100 Läden mehr», sagt Werner Schaeppi, Kommunikationsverantwortlicher der Mall of Switzerland. Geplant ist neben klassischen Einkaufsläden ein Mix aus Schweizer Anbietern und internationalen Marken – darunter auch solche, die es in der Schweiz noch nicht gibt. Um welche Ladenketten es sich genau handelt, sei noch nicht spruchreif. Spekulieren kann man schon jetzt: Beispielsweise fehlen in der Schweiz noch die weltweit bekannten Ladenketten Primark oder Hollister California. Die Strategie der Mall dürfte also mit derjenigen des Emmen-Centers vergleichbar sein. «Wir möchten uns mit Läden, die es nur bei uns gibt, von der Konkurrenz abheben», sagt Schaeppi.

«Angebot ändert sich stetig»

Ebenfalls als grossen Pluspunkt in der Konkurrenz zu den bestehenden Einkaufszentren sieht Schaeppi die sogenannten Pop-up-Läden. In diesen Lokalen erhalten Anbieter die Möglichkeit, ihre Produkte während einiger Monate an bester Lage im Einkaufszentrum zu verkaufen und damit ihre Attraktivität zu testen. «Dadurch ändert sich das Angebot stetig und bleibt frisch», so Schaeppi. Beim Besuch eines Shoppingcenters gehe es nicht nur um kurzes Einkaufen, vielmehr spiele auch die Unterhaltung eine Rolle. «Der Einkauf soll ein Erlebnis sein», sagt Schaeppi. Das sieht Brunner vom Pilatusmarkt ähnlich: «Wir möchten durch Anlässe und andere Attraktionen die Verweildauer im Einkaufscenter verlängern.»

Emmen-Center hat Gratisparkplätze

Neben der Auswahl an Läden ist für viele Kunden die Verkehrsanbindung ein weiteres Kriterium. Die neue Mall soll durch die verlängerte Buslinie 1 bis zum Einkaufszentrum sowie durch die S-Bahn-Linie erreichbar sein. Damit könnte ein grosser Nachteil des Einkaufszentrums wettgemacht werden. Denn der direkte Konkurrent Emmen-Center bietet Gratisparkplätze an. Das ist für neue Einkaufszentren heute nicht mehr erlaubt. «Ob das für uns gravierend ist, wird sich zeigen», sagt Schaeppi. «Wir glauben aber, dass dieser Nachteil durch die gute ÖV-Anbindung ausgeglichen werden kann.»

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 26. Januar 2016.

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