Mag kaum noch hinschauen: FCL-Trainer Markus Babbel. (Bild: Martin Meienberger/Freshfocus)

Der Trainer attackiert sein Team

Nach der dritten Niederlage in Folge ist der FC Luzern definitiv in der Krise angekommen. «Das einzige Gute ist, dass wir nicht mehr absteigen können», sagt Trainer Markus Babbel. Er appelliert jetzt an die vermeintlichen Führungsspieler.

Was die Spieler des FC Luzern am Samstag in Thun (1:3) ablieferten, kam keiner Arbeitsverweigerung gleich. Nein, die Spieler rannten immerhin. Aber was sie auf den Platz brachten, war einfach unglaublich unglücklich und unkreativ. «Man kann den Spielern nicht vorwerfen, dass sie nicht fleissig wären», meint auch Trainer Markus Babbel am Tag nach der Niederlage. Das würden auch die Daten aus dem Spiel zeigen.

Aber das ist auch noch das einzige Gute am FCL-Auftritt in Thun. «Und dass Vaduz verloren hat, denn jetzt können wir nicht mehr absteigen», ergänzt Babbel. Man müsse jetzt in diesen Sphären denken, betont er. «An Europa dürfen wir gar nicht denken. Denn wir spielen im Moment wie ein Absteiger. Im Kopf stimmt es überhaupt nicht.»

In 13 Spielen in der Rückrunde holte der FCL nur 14 Punkte. Darunter waren desolate Luzerner Leistungen wie bei den Niederlagen gegen Lugano (0:2), GC (1:4) und jetzt gegen Thun. Trainer Markus Babbel haut nach dem Spiel in Thun gehörig auf den Tisch. «Schon seit dem ersten Tag der Vorbereitung für die Rückrunde präsentiert sich die Mannschaft mental tot», sagt Babbel. «Ich habe schon im Trainingslager in Mar­bella eine Ansprache gehalten. Mir hat das Feuer gefehlt. Besser geworden ist es aber nicht.»

Im Verlauf dieser Rückrunde habe Babbel selber so viele Ansprachen gehalten wie in seiner ganzen Trainerkarriere davor. Genützt hat es aber nichts: «Was ich nicht verstehe, ist, warum wir mental nicht bereit sind. Wir haben null Druck. Eigentlich könnten wir befreit aufspielen. Wenn wir Dritter werden, wäre das schön, wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm. Dass man dann nicht annähernd an das Leistungsniveau herankommt, kann ich absolut nicht nachvollziehen», so Babbel.

«Das ist alles ein Kindergeburtstag»

Markus Babbel spielte unter anderem für Bayern München und Liverpool, als Trainer war er bei den Bundesligisten Stuttgart, Hertha Berlin und Hoffenheim tätig. Kein Wunder, bezeichnet er den FC Luzern in diesen Tagen als «Kindergeburtstag». «Diese Mentalität hier in Luzern kann ich überhaupt nicht verstehen. Die Spieler suchen immer ein Alibi. Dahinter verstecken sie sich jetzt.»

Auch der Trainer sagt, dass die neue sportliche Führung rund um CEO Marcel Kälin und Verwaltungsrat Marco Sieber nicht immer glücklich agierte. «Klar sind Fehler passiert. Die neue Führung ist erst seit kurzem im Amt, und dann war es unglücklich, dass es ein Loch gab, weil Sportkoordinator Remo Gaugler uns verlässt.» Die neue FCL-Führung stellte sich etwa ins Abseits, als es um Vertragsverlängerungen mit den Brüdern Marco und Christian ­Schneuwly sowie mit Nicolas Haas ging.

«Aber: Das alles sollte unseren Alltag überhaupt nicht beeinflussen», findet Babbel. «Unsere tägliche Arbeit tangiert das nicht. Ein Spieler kann vielleicht zwei, drei Tage unglücklich sein, aber doch nicht ein halbes Jahr lang.» Einige Spieler seien unzufrieden und zeigten das auch. Etwa dann, wenn sie nur auf der Bank Platz nehmen müssen. «Alle denken, sie seien so unverzichtbar. Aber vielleicht hat der Trainer einen guten Grund, wenn er jemanden auf die Bank setzt», so Babbel. Die Spieler müssten wieder selbstkritischer sein.

Und die Spieler überschätzen sich selber, findet Babbel. «Sie träumen von Europa, genügen aber bei weitem nicht.» Das betreffe nicht nur einen oder zwei Spieler, sondern fast die ganze Mannschaft. Er verweist auf Spieler wie Nicolas Haas oder Tomi Juric. «Wenn Haas Luzern verlassen möchte, kann er, aber er genügt noch nicht für eine bessere Liga.»

Kritik an Neumayr, Lustenberger und Co.

Die Spieler, die in der Rückrunde überzeugt haben, kann man an einer Hand abzählen: Jonas Omlin (23), Stefan Knezevic (20) oder Hekuran Kryeziu (24). Routinierte Spieler wie Markus Neumayr, Claudio Lustenberger oder Marco Schneuwly enttäuschten. «Sie wären jetzt gefordert. Aber sie gehen weder mit Leistungen noch mit Worten voran.»

Seiner Mannschaft hat Babbel am Sonntag mitgeteilt: «Das Trainerteam ist raus. Jetzt müsst ihr das selber klären.» Es gebe Probleme in der Mannschaft, die sie selber klären müssen, sie sei jedoch nicht zerstritten. Babbel ist sichtlich gefrustet. Warum tut er sich das noch an? «Klar, muss ich mir Gedanken über meine Zukunft machen», sagt er. Doch ein vorzeitiger Abgang – sein Vertrag läuft bis 2018 – sei nicht geplant. «Die Arbeit mit dem Trainerteam macht Spass. Es ist fachlich und menschlich super.» Auch ein Zeichen, dass er nur das Trainerteam und nicht die Spieler erwähnt.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 8. Mai 2017.

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