Pascal Schürpf sieht sich selber als durchaus technisch versiert. (Bild Martin Meienberger/freshfocus)

Die erstaunliche Entwicklung des Pascal Schürpf

Der FC Luzern ist im Jahr 2018 das zweitbeste Team der Schweiz. Grossen Anteil daran hat der Basler Pascal Schürpf – der Spassvogel und Topskorer der Mannschaft.

Wenn jemand beim FC Luzern gefragt wird, wer der Spassvogel der Mannschaft sei, kommt stets die gleiche Antwort: Pascal Schürpf. Der 28-Jährige mit Basler Dialekt sorgt in der Luzerner Kabine für gute Stimmung.

Als es darum ging, den nordkoreanischen Stürmer Il-Gwan Jong nach seiner Verpflichtung im letzten Sommer an Europa zu gewöhnen, nahm sich Schürpf dessen an. Er sprach sogar koreanisch mit Jong, da er dies von seinem ehemaligen Mitspieler Pak Kwang-Ryong (u. a. ex Vaduz) gelernt hatte. Jong ist inzwischen weg, Schürpf ist dafür nun erster Ansprechpartner des georgischen Spielmachers Valeriane Gvilia und des serbischen Innenverteidigers Lazar Cirkovic. Beide nahm er kurz nach deren Verpflichtung zum Champions-League-Spiel des FC Basel gegen Manchester City mit.

Verletzungen begleiten Schürpfs Karriere

Pascal Schürpf gilt also als Integrationsstelle beim FCL. Dabei hat man von aussen das Gefühl, dass der Flügelspieler selber fast ein ganzes Jahr gebraucht hat, bis er in der Innerschweiz richtig angekommen ist. Vor einem Jahr wechselte er vom FC Vaduz zum FCL, aber erst in der jetzigen Rückrunde zeigt er – vor allem mit Toren –, wozu er fähig ist. In sieben Einsätzen 2018 hat Schürpf sechs Tore erzielt und zwei weitere Treffer vorbereitet. Er ist einer der Eckpfeiler in der erfolgreichen Rückrunde, in der man sich unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane vom neunten auf den dritten Rang verbesserte.

Dass Schürpf Tore schiessen kann, hat der Basler eigentlich schon früh gezeigt. In der U21 des FCB schoss er einst in 80 Meisterschaftsspielen in der 1. Liga und Promotion League 57 Tore. Doch danach wollte es bei den Profis nicht klappen. «Ich war vielleicht etwas zu beeindruckt», sucht Schürpf im Gespräch eine Erklärung. «Meine ganze Familie besteht aus FCB-Fans, ich ging selber immer an die Spiele und durchlief die ganze Juniorenabteilung. Wenn man dann plötzlich auf den Rasen ins Joggeli einläuft, zusammen mit Alex Frei, Marco Streller und Benjamin Huggel, dann brauchst du als junger Spieler grosses Selbstvertrauen, damit du nicht erdrückt wirst.»

Trotzdem war Schürpf kurz nahe an einem Stammplatz beim FCB. Unter dem heutigen GC-Trainer Thorsten Fink spielte er zweimal in Folge von Beginn weg. Schürpf wäre auch im darauffolgenden Spiel in der Startelf gestanden, doch dann verletzte er sich, er sollte es nie mehr richtig in die Mannschaft schaffen. Später fragte sich der Flügelspieler, was gewesen wäre, wenn er sich zu jenem Zeitpunkt nicht verletzt hätte: Hätte es geklappt mit dem Durchbruch beim grossen FC Basel? Die Karriere von Schürpf verlief anders. Nach diversen Leihen (Concordia, Lugano, Aarau, Bellinzona, Vaduz) wurde er von Vaduz übernommen. Drei Jahre blieb er im «Ländle», nicht nur eine erfolgreiche Zeit für Schürpf. Auch dort war oft verletzt, fiel gar ein ganzes Jahr am Stück aus.

Auch beim FCL fehlte er nach seinem Transfer Anfang 2017 häufig. Selbst in der jetzt so erfolgreichen Rückrunde konnte er die Vorbereitung nicht mitmachen, verpasste die ersten Spiele, und mitten in seiner Topform zog er sich eine Zerrung zu. Schön sind solche Verletzungen nicht, vielleicht liegt im Umgang mit diesen Ausfällen aber auch die grosse Stärke Schürpfs. «Ich freue mich einfach in jedem Spiel, wenn ich auf dem Platz stehen kann, ich verspüre keinerlei negativen Druck», so Schürpf.

Nicht nur wegen seiner Tore, sondern auch wegen seiner positiven Art ist er beim FCL derzeit nicht wegzudenken. Schürpf gilt in der Kabine als Motivator und Spassvogel, als einer, der es mit allen gut hat. «Ich bin harmoniebedürftig», sagt er von sich selber. «Mir schlägt es gleich aufs Gemüt, wenn ich es mit jemandem nicht gut habe.» Deshalb sei er auch so für die Integration der neuen Spieler bemüht. «Und ich mache auch mal gerne einen Spruch», sagt Schürpf augenzwinkernd. Auch Spass müsse sein im Profialltag.

«Ich lache, wenn jemand sagt, ich sei limitiert»

Wenn über den Fussballer Pascal Schürpf geschrieben wird, heisst es häufig, er sei technisch limitiert. Diese Behauptungen sind Schürpf egal. «Ich lache darüber, wenn jemand sagt, ich sei technisch limitiert. Wenn aber jemand sagen würde, dass ich nicht alles geben würde, dann hätte ich ein Problem.» Dabei sieht er sich selber durchaus als technisch versiert. «Ich habe die Nachwuchsabteilung des FCB durchlaufen, wurde gut ausgebildet.» Es sehe bei ihm mit den langen Beinen halt manchmal etwas schlaksig aus, meint der 190-Zentimeter-Mann. «Und ich bin einer, der lieber den einfachen Pass spielt, statt den dreifachen Übersteiger zu suchen.»

Ob Techniker oder nicht, erfolgreich ist er, dieser Pascal Schürpf. Mit seiner Art macht er sich zudem auch beim Publikum beliebt. Zuletzt wurde er von der FCL-Fankurve gar mit Sprechchören gefeiert – und das als Basler! «Dass die FCL-Fans meinen Namen skandieren, bedeutet mir sehr viel», sagt Schürpf. «Schliesslich wusste ich, dass man als Basler in Luzern nicht mit offenen Armen empfangen wird. Aber wirklich schwer wurde es mir nie gemacht.»

Schürpf selber sagt von sich, er sei inzwischen erwachsen geworden. Spätestens als er im letzten Herbst im Joggeli gegen den FC Basel ein Tor erzielte, zeigte er, für wen sein Herz inzwischen schlägt, er jubelte über seinen Treffer. «Ich bin mit voller Seele in Luzern. Ich wollte ein Tor für den FCL schiessen, wer da der Gegner ist, war mir egal.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 4. Mai 2018.

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