Ricardo Costa präsentiert im Training seine gute Ballbehandlung. (Bild: Martin Meienberger/Freshfocus)

Die Kritik lässt Costa kalt

Ricardo Costa (35) gewann die Champions League, die Klub-WM, die Europa League und war an drei Weltmeisterschaften. Nach Luzern kam er als grosser Hoffnungsträger – konnte die Erwartungen aber noch nicht erfüllen.

Am 12. Dezember 2004 spielt der FC Porto in Yokohama (Japan) im Final der Klubweltmeisterschaft gegen Once Caldas (Kolumbien). Es steht 7:6 im Penaltyschiessen, als der 23-jährige Ricardo Costa für Porto zum Penalty antritt. «Meine Beine haben nur noch gezittert», erzählt er. Aber er trifft. Porto holt den Titel. Es ist einer von vielen Titeln für Costa: Er gewann die deutsche Meisterschaft, die Europa League und die Champions League. Mit Portugal war er an drei Weltmeisterschaften und einer Europameisterschaft mit dabei.

Auch in Luzern will der portugiesische Innenverteidiger Titel gewinnen, wie er bei seiner Vorstellung im Sommer sagte. Und daran hat sich nichts geändert. «Ich spiele Fussball nicht zum Spass, sondern um zu gewinnen», sagt er. Seine Art, zu sprechen, ist emotional, er gestikuliert wild. Er wechselt vom Deutschen ins Portugiesische und umgekehrt, streut hin und wieder englische Wörter ein. Wenn man ihn fragt, warum er die riesige Erwartung beim FCL bisher nicht erfüllen konnte, sagt er: «Ich lasse die Kritik nicht an mich herankommen. So ist Fussball. Mal bis du oben und mal unten.»

«Die ganze Mannschaft muss kompakt sein»

Lieber erzählt Costa von seinen Erfolgen – und dass dazu alles zusammenpassen muss. In Valencia war er vier Jahre Stammspieler und am Schluss sogar Captain. «Fussball in Spanien und in der Schweiz – das kann man nicht vergleichen. Es ist alles viel schneller in der Primera Division.» Wichtig sei es dort, als Mannschaft kompakt zu bleiben. Da zieht er Parallelen zum FCL. «Genau das hat uns gegen Lugano gefehlt.» Im Spiel vom Sonntag habe es bei der ganzen Mannschaft nicht gestimmt. «Normalerweise gewinnen wir gegen Lugano», ist Costa überzeugt. Gegen Sion morgen im Cup-Halbfinal (20.45) müsse vieles wieder besser werden. Auf die grossen Erwartungen an ihn angesprochen, sagt er: «Die Mannschaft ist entscheidend und nicht ich allein. Allein kann ich nicht gewinnen. Fussball ist ein Mannschaftssport, nicht einmal Cristiano Ronaldo gewinnt ohne Team.»

In seinem Team nicht mehr dabei ist Tomislav Puljic (33). Der Innenverteidiger wurde im Winter aussortiert. Einige sehen in Costa den Sündenbock. Er sagt: «Ich mache keine Sportpolitik, sondern bin Sportler. Der Verein hat so entschieden. Das Fussballgeschäft ist hart.»

Ebenfalls hart ist für Costa die aktuelle private Situation. Seine Familie lebt in Portugal – wegen seines Sohnes (10). «Wegen der Sprache wäre er in der Schule vier Jahre zurückgefallen. Gerne würde ich länger in Luzern bleiben, aber man weiss das nie», so Costa. Nur an den Wochenenden sind die Costas vollzählig, wenn die Familie jeweils in die Schweiz reist. Doch seine Motivation in Luzern sei riesig, und er sei glücklich hier. Er glaubt: «Ich kann meine Erfahrung an die jungen Spieler weitergeben.» So lernte er als Spieler etwa von den Trainern Jose Mourinho und Felix Magath.

Ricardo Costa versichert auch, dass er immer noch hundertprozentig fit sei, genauso wie vor fünf Jahren. Dafür müsse er aber auch etwas tun: So habe er sich drei Fitnessgeräte gekauft, die es beim FC Luzern noch nicht gab, um sich zusätzlich fit zu halten. «Fussball ist mein Leben. Dafür gebe ich alles.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 4. April 2017.

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