Zieht auch in Spanien die Bälle an: FCL-Spielmacher Markus Neumayr. (Bild Martin Meienberger/Freshfocus)

Das Vorbild seiner Konkurrenten

Markus Neumayr (30) hätte den FC Luzern Richtung Wallis verlassen können, schlussendlich ist er aber geblieben. Seine Aufgabe: Die Jungen vorwärtszubringen – selbst wenn er dazu mal auf die Bank muss.

Es gibt in der Super League kaum einen Spieler, der so viel erlebt hat wie Markus Neumayr. Bei Manchester United wurde er einst als neuer David Beckham gefeiert, später hängte er in der deutschen Oberliga fast die Fussballschuhe an den Nagel.

Inzwischen spielt er seit einem Jahr für den FC Luzern – und wird dies auch noch länger tun. Neumayr hat seinen Vertrag, der im Sommer ausgelaufen wäre, um zweieinhalb Jahre verlängert.

Dabei hat er auf viel Geld verzichtet. Ligakonkurrent FC Sion und ein türkischer Verein wollten Neumayr verpflichten. Beide hätten einen deutlich höheren Lohn bezahlt. Erstmals seit dem Transferpoker äussert sich Neumayr im Trainingslager in Estepona dazu: «Ich hätte bei Sion oder auch in der Türkei sicher mehr verdient, aber in Luzern hat das Gesamtpaket am besten gepasst. Es ging mir schlussendlich auch um den Wohlfühlfaktor für mich und meine Familie.» In Luzern wohnt er mit seiner Familie in Adligenswil, wo sich seine Frau und seine beiden Kinder gut eingelebt hätten. «Deshalb überlegt man es sich zweimal, ob man den Verein verlassen möchte», so Neumayr.

Auch der Trainer freut sich über den Kompromiss

Die Vertragsverhandlungen mit dem FCL verliefen aber zäh. Neumayr wollte mehr Lohn und eine längere Vertragslaufzeit. «Das Angebot von Sion wäre für ein Jahr länger gewesen. Das war von daher schon reizvoll», so Neumayr. Schlussendlich habe man einen Kompromiss finden können. Der Spielmacher spielt weiter für Blau-Weiss.

Das freut auch Cheftrainer Markus Babbel, der von seinem deutschen Landsmann viel hält. «Er ist ein sehr wichtiger Spieler. Mit seiner individuellen Klasse kann er den Unterschied ausmachen. Zudem geniesst er als Mensch eine hohe Akzeptanz im Team.» Neumayr sei nicht nur auf dem Platz gefragt, sondern auch als Vorbild für die jungen Spieler, so Babbel. «Dank seiner grossen Erfahrung, sowohl positiv als negativ, kann er den jungen Spielern helfen und diese weiterbringen. Er weiss, wie man mit Rückschlägen umgehen muss.» Solche Spieler können den Trainer in der Arbeit unterstützen, sagt Babbel. «Es kommt anders an, wenn ein Mitspieler etwas sagt, als wenn es der Trainer ist. Zudem kann es Neumayr auf dem Platz zeigen. Er kann vorangehen und versteckt sich nicht in schwierigen Situationen.»

Das Ziel: Die Jungen sollen möglichst viel lernen

Auch Markus Neumayr sieht in seiner Funktion mehr als nur den Spielgestalter: «Ich versuche immer wieder, Impulse zu geben, auf und neben dem Platz.» So suche er auch mal das Gespräch mit einem jüngeren Spieler. «Natürlich versuche ich zu helfen. Wenn jemand abhebt, weil er ein paar gute Spiele gezeigt hat, versuche ich, ihn wieder auf den Boden zu holen», sagt Neumayr. «Aber schlussendlich ist es wie bei den Kindern: Gewisse Fehler muss man selber machen, damit man es begreift.»

Für Nicolas Haas (20) oder Filip Ugrinic (18), die ebenfalls im zentralen offensiven Mittelfeld spielen können, ist Neumayr Vorbild und Konkurrent zugleich. So stand Ugrinic im November gegen Thun erstmals in der Startelf, dafür nahm der Routinier auf der Bank Platz. «Dass er auch mal zuschauen muss, damit die jüngeren Spieler Spielpraxis sammeln, muss und kann er akzeptieren», sagt Babbel. «Seine Aufgabe ist es auch, die Jungen weiterzubringen. Und er weiss, dass die Wertschätzung ihm gegenüber hoch ist.» Ziel sei es, dank der Hilfe von Neumayr die jungen Spieler so weit zu bringen, damit sie sich in der Super League durchsetzen können. Und mindestens bis es so weit ist, braucht es beim FCL auf dem Feld auch noch die spielerische Klasse von Markus Neumayr.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 16. Januar 2017.

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