Der FC Luzern setzt sich in der 2. Cup-Runde in Genf bei Servette mit 1:0 durch. Für den Sieg gegen das
Team aus der Challenge League benötigt er mehrmals Glück – und muss sich am Schluss auch beim Schiedsrichter bedanken.
Im weiten Rund des Stade de Genève kommt nur selten Stimmung auf, wenn der Servette FC ein Heimspiel austrägt. Zu gross ist das riesige Stadion für die jeweils weniger als 3000 Zuschauer. Doch nach Spielschluss beim gestrigen Cupspiel gegen den FC Luzern war etwas los auf den Rängen. Auch auf der Haupttribüne hatten sich die Zuschauer erhoben und pfiffen. Die Pfiffe gegen das Schiedsrichtergespann rund um Schiedsrichter San Fedayi waren so laut, als wären alle 30000 Sitzplätze im Stadion gefüllt.
Und man konnte den Ärger der Heimfans durchaus verstehen. In der letzten Minute des Spiels hatte FCL-Aussenverteidiger Simon Grether Servette-Stürmer Willie mit einer Grätsche unsanft von den Beinen geholt. Den Ball hat er dabei nicht berührt. Über einen Penaltypfiff in letzter Sekunde hätten sich die Innerschweizer nicht beklagen können. Das gab auch FCL-Trainer Markus Babbel nach dem Spiel zu: «Für mich sah es nach einem Elfmeter aus. Aber schliesslich war es ausgleichende Gerechtigkeit.» Dabei sprach er eine Situation in der 1. Halbzeit an, als Shkelqim Demhasaj im gegnerischen Strafraum wohl heruntergezogen worden war.
Dass nach dem Spiel über solche Szenen debattiert wurde, zeigte: Von einem Klassenunterschied war in dieser Cup-Partie nichts zu sehen. Mehr noch: Das unterklassige Servette war lange Zeit die deutlich bessere Mannschaft und hatte die besseren Möglichkeiten. So knallte der Ball bereits nach fünf Minuten zweimal an den Pfosten des Luzerner Tors. Es war in dieser Situation alles zu schnell gegangen für den schläfrig wirkenden FC Luzern. Die Zweikämpfe wurden nicht richtig angenommen, die Zuspiele waren zu ungenau. Ganz anders die Genfer, die mit ihrem Kampfgeist alles versuchten, um den Luzernern ein Bein zu stellen. Und das wirblige Offensiv-Trio stellte den FCL mehrmals vor Probleme.
«Das hier ist kein typisches Challenge-League-Team»
Überrascht, dass der Gegner so stark aufspielte, konnte man beim FC Luzern eigentlich nicht sein. «Wir wussten: Servette ist alles andere als eine typische Challenge-League-Mannschaft», so Torhüter Jonas Omlin. Dennoch wirkte der FCL, als müsse er erst geweckt werden. Das gelang offenbar FCL-Trainer Markus Babbel in der Halbzeitpause. Zumindest zeigte sich der Favorit nach der Pause entschlossener – und die Pässe kamen endlich genauer. «Zu Beginn waren wir im letzten Drittel viel zu ungenau. Das hat sich in der zweiten Halbzeit gebessert», meinte Babbel nach dem Spiel.
Ein genaues Zuspiel war es denn auch, das dem FCL schliesslich zum 1:0 und damit zum Weiterkommen reichen sollte. Francisco Rodriguez spielte einen scharfen Ball ideal zur Mitte, sodass Shkelqim Demhasaj den Ball nur noch ins Tor grätschen musste. «Mit den riesigen Füssen, die Demhasaj hat, erwarte ich schon, dass er den macht», meinte Rodriguez lachend. Ernster meinte er: «Im Cup muss man einfach irgendwie weiterkommen, und das haben wir geschafft. Ob der Sieg verdient war oder nicht, spielt am Ende keine Rolle.» Auch Torschütze Demhasaj sprach von einem glücklichen Sieg in Genf. «Aber wir wollten diesen Sieg unbedingt, haben gekämpft und uns deshalb das Weiterkommen im Cup auch verdient.»
Torhüter Jonas Omlin zeigte sich, gefragt zur umstrittenen Penalty-Situation, sogar überzeugt: «Auch wenn wir in die Verlängerung gemusst hätten, wären wir hier weitergekommen.» Dafür, dass der FCL diese Aussage nicht beweisen musste, konnte er sich gestern auch beim Schiedsrichter bedanken.
Publiziert in der Zentralschweiz am Sonntag am 17. September 2017.