Sion jubelt, Luzern (Nicolas Haas) ist am Boden. (Bild: Laurent Gillieron, Keystone)

FCL scheitert im Penaltykrimi

Trotz guter Leistung reicht es nicht: Der FC Luzern verliert in Sion nach einem 0:0 über 120 Minuten im Penaltyschiessen 5:6 und scheidet damit im Cup-Halbfinal aus.

Für gutes Penaltyschiessen ist der FCL nicht bekannt. In diesem Jahrtausend hat er nur im Cup-Achtelfinal gegen Köniz (Promotion League) eines gewonnen. Auch in Sion waren die Luzerner auf gutem Weg, das Elfmeterschiessen zu gewinnen. Der junge Torhüter Jonas Omlin hielt sogar einen Elfer von Salatic. Doch schliesslich sollte es nicht sein: Neumayr und Haas verschossen ihre Versuche. Damit ziehen die Walliser in den Cupfinal vom 25. Mai in Genf ein – die Reise für den FCL ist dagegen beendet.

Das Spiel in den vorangegangenen 120 Minuten war ein stetes Auf und Ab gewesen. Sion hatte in den ersten 70 Minuten der Partie zwar häufiger den Ball, die Chancen gehörten aber den Innerschweizern. Tomi Juric (21.) und Marco Schneuwly (33.) vergaben die Chancen jedoch kläglich. Insbesondere die Gelegenheit von Schneuwly war ein absoluter Hochkaräter, den er in Hochform wohl ins Tor geschossen hätte.

FCL zeigt sein kämpferisches Gesicht

Sowieso: Der FCL präsentierte sich von ganz anderer Seite als zuletzt gegen den FC Lugano. FCL-Trainer Markus Babbel hat seine Mannschaft auf das Cupspiel gehörig durcheinandergewirbelt. So verzichtete er in der Startaufstellung auf Christian Schneuwly und auf Captain Claudio Lustenberger, setzte dabei auf den jungen Stefan Knezevic und auf den Winter-Neuzugang Pascal Schürpf.

Was er damit erreichen wollte, ging von Beginn an auf: Die Luzerner präsentierten sich von der ersten Minute an mutig und kämpferisch. Am Sonntag bei der 0:2-Heimniederlage gegen Lugano hatten die Luzerner schwach und ohne Leidenschaft gespielt. Ganz anders gestern: Bereits nach fünf (!) Sekunden machte Spielmacher Markus Neumayr das erste Foul der Partie. Es sollte ein Zeichen für die Mannschaft sein. Im Cup-Halbfinal sollte der FCL wieder das Gesicht erhalten, das ihn eigentlich auszeichnet – mit einem starken kämpferischen Kollektiv.

Die Topchance in den zweiten 45 Minuten hatte dann wieder der FCL. Zuerst scheiterte der Mauenseer Nicolas Haas an Sion-Torhüter Anton Mitrjuschkin, den Abpraller haute Tomi Juric an die Latte.

Dass Sion nicht ähnlich gefährlich vor dem Tor auftauchte, war auch der erneut formierten Dreierkette zu verdanken. Die drei Innenverteidiger machten ihre Sache gut und konnten die Sion-Offensivspieler immer irgendwie am Torschuss hindern.

In der Verlängerung ging es dann drunter und drüber: Zuerst haute Sion-Stürmer Akolo den Ball an die Latte. Später holte der eingewechselte Christian Schneuwly nach Reklamieren eine unnötige gelb-rote Karte. Damit war für die Luzerner das Ziel in der Verlängerung klar: einfach irgendwie die Null halten und ins Elfmeterschiessen kommen. Das wäre beinahe schiefgegangen: Zum Ende der ersten Halbzeit in der Verlängerung machte Nicolas Haas ein Hands im eigenen Strafraum, das jedoch nicht geahndet wird.

 

Die Bilanz

fcl-noten-vssion-cupJonas Omlin: 5
Zur Stelle, wenn er gebraucht wird. Spielt mehrmals gut mit, haut dafür auch einmal Costa um.

Stefan Knezevic: 4.5
Wird von Babbel ins kalte Wasser geworfen und macht seine Sache ruhig und abgeklärt.

Ricardo Costa: 5
Ist der Chef der Abwehr und geht mit grosser Zweikampf- und Kopfballstärke voran.

François Affolter: 4,5
Ist zweikampfstark und taucht auch vor dem gegnerischen Goal auf. Holt nach einem Foul Gelb.

Simon Grether: 3,5
Kämpferisch gut, spielerisch weniger. Er holt eine unnötige Karte. Wird in der Halbzeit ausgewechselt.

Nicolas Haas: 4
Läuft wie immer sehr viel und ist zweikampfstark. Macht penaltywürdiges Hands in der Verlängerung.

Hekuran Kryeziu: 5
Ist nicht nur wie immer sehr zweikampfstark, sondern macht auch mehrere gute Zuspiele.

Markus Neumayr: 4,5
Eigentlich ist der Spielmacher nicht fürs Kämpferische bekannt. Aber genau damit geht er voran.

Pascal Schürpf: 4
Offensiv bemüht, und der Neuzugang hilft auch defensiv mit. Seine Kraft reicht nicht für 90 Minuten.

Marco Schneuwly: 4,5
Vergibt eine Riesenchance (33.). In Topform nutzt er sie. Ihm fehlt es an der Überzeugung.

Tomi Juric: 4,5
Vergibt eine Grosschance (21.), trifft die Latte (65.) und bereitet eine weitere für Marco Schneuwly vor.

Christian Schneuwly: 3,5
Kommt zur Pause ins Spiel und bringt Schwung. Holt sich durch unnötiges Reklamieren Gelb-Rot.

Claudio Lustenberger: 4
Fügt sich kämpferisch gut ein, ist in der Verlängerung vor allem defensiv gefordert.

Nicht bewertbar: Idriz Voca. Bewertung: Raphael Gutzwiller.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 6. April 2017.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.