Die FCL-Spieler beim Training im Stadion Gradski Vrt. (Bild: Martin Meienberger)

FCL trifft auf robuste Kroaten

Der FC Luzern spielt  im Hinspiel der Europa-League-Qualifikation in Osijek. Die Luzerner bekommen es mit einem unbequemen Gegner zu tun – und mit der Hitze.

Hitze empfing die Spieler des FC Luzern gestern Mittag bei der Landung auf dem Flughafen in Osijek. Fast 35 Grad Celsius waren es. «Es ist schon sehr heiss hier», sagt FCL-Trainer Markus Babbel, der darauf hofft, dass es heute Abend um 20.45 Uhr nicht mehr ganz so heiss ist. Dann spielt der FC Luzern gegen den kroatischen Verein NK Osijek in der 2. Runde der Europa-League-Qualifikation.

Der FCL ist in einem Charterflugzeug angereist. Mit an Bord: Trainer, Staff, 19 Spieler, Sponsoren und eine Handvoll Journalisten. Es ist ein kleiner Flughafen ausserhalb der Stadt Osijek, auf dem der FCL landete. Nach der Passkontrolle meinte David Zibung scherzhaft: «Es sieht hier aus, als würde bloss einmal im Jahr ein Flugzeug landen.»

Landwirtschaft statt Tourismus

Ganz falsch dürfte Zibung nicht liegen. Osijek, die Hauptstadt der Region Slawonien, ist nicht für den Tourismus bekannt. Die häufigsten Besucher der Stadt sind Kroaten, die nach Deutschland oder auch in die Schweiz ausgewandert sind. Dementsprechend wenige Hotels gibt es in der Stadt Osijek. Der FCL logiert in einem der wenigen, wie auch der Name vermuten lässt: «Hotel Osijek».

Die Stadt Osijek liegt nahe der ungarischen und vor allem der serbischen Grenze. Das war in der Vergangenheit nicht immer ein Vorteil. In den 1990er-Jahren war die Stadt umkämpft. Nach der Unabhängigkeitserklärung Kroatiens versuchte die jugoslawische Volksarmee in der Schlacht um Osijek, die Stadt zu erobern. Monatelang stand sie unter heftigem Beschuss, insgesamt starben rund 800 Zivilisten.

Slawonien ist flach und wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt. Ansonsten gibt es in der Region wenige Möglichkeiten, um Geld zu verdienen: Viele Menschen leiden finanziell. Die Preise sind hoch, das Einkommen ist klein. Eine kleine Flasche Coca-Cola kostet im Supermarkt umgerechnet einen Franken. Durchschnittlich verdienen Einwohner von Osijek aber nur 600 Franken im Monat.

NK Osijek ist bekannt für seine Fussballschule

Finanzielle Probleme kennt auch der Verein NK Osijek. Bevor der ungarische Investor Lorinc Me­szaros im Januar 2016 einstieg, war der Klub finanziell beinahe ruiniert. Inzwischen geht es dem Verein besser, er plant auch ein neues Stadion. Das alte Stadion Gradski Vrt, in dem heute gespielt wird, wurde 1980 eröffnet, entspricht aber nicht mehr den neusten Standards. So fehlen etwa auf den Tribünen mehrere Sitze. Wenn das Stadion ausverkauft ist, was nur dann der Fall ist, wenn die kroatische Nationalmannschaft zu Gast ist, finden 17000 Fans im Stadion Platz. Heute werden rund 6000 bis 8000 Zuschauer erwartet, dazu kommen rund 400 Luzerner Fans, von denen viele mit dem Car anreisen.

Sportlich ist Osijek vor allem für seine eigene Fussballschule bekannt. Einige erfolgreiche kroatische Spieler wurden hier ausgebildet. So etwa Davor Šuker, Marko Babic oder Danijel Pranjic. Auch in der aktuellen Mannschaft kommen sehr viele Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, international ist die Mannschaft jedoch gänzlich unbekannt. Der letztjährige Viertplatzierte der kroatischen Meisterschaft setzt vor allem auf grossgewachsene Spieler. «Sie sind sehr robust», weiss auch Markus Babbel. «Neben den körperlichen Vorzügen sind aber auch einige Spieler dabei, die wirklich gut kicken können. Dennoch werden wir gegen Osijek alles daransetzen, eine Runde weiterzukommen.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 13. Juli 2017.

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