Ein Lager, wie es das Fundbüro kennt, wird die Meldestelle nicht mehr haben (Corinne Glanzmann, Neue Luzerner Zeitung).

Der Spareffekt wird bezweifelt

Der Kanton plant eine Meldestelle anstelle des Fundbüros. Bei genauem Hinsehen zeigt sich: Gespart wird damit kaum.

Die geplante Schliessung des Fundbüros der Luzerner Polizei schlägt hohe Wellen. Das zeigen auch die zahlreichen Leserreaktionen, die bei unserer Zeitung eingegangen sind. Mit der Schliessung des Fundbüros will der Kanton eine 100-Prozent-Stelle einsparen, was 120 000 Franken entspricht (Mehr dazu hier).

Gemäss Kanton ist geplant, das Fundbüro durch eine Meldestelle zu ersetzen. Ein eigentliches Lager, wie es das heutige Fundbüro kennt, soll es gemäss gut informierten Kreisen aber nicht mehr geben. Langfristiges Ziel könnte sein, dass Verlierer und Finder von der Polizei direkt vermittelt werden. Derjenige, der einen Gegenstand verloren hat, würde diesen dann beim Finder direkt abholen können.

5 bis 200 Franken pro Gegenstand

Durch die Aufhebung des Fundbüros spart der Kanton zwar eine Stelle, es wird aber auch weniger Gebühreinnahmen geben. Denn heute bezahlt jeder, der einen verlorenen Gegenstand abholt, einen Betrag von 5 bis 200 Franken (je nach Wert des Gegenstands). Diese Gebühren fallen künftig durch das neue System weg. Schliesslich hat die Polizei mit den Verlierern keinen direkten Kontakt mehr, nachdem er den Finder mit diesem vermittelt hat. Weil die neue Meldestelle kein Lager mehr hat, entfallen auch die Versteigerungen, die zusätzlich Einnahmen gebracht haben.

Hat der Kanton diese wegfallenden Einnahmen eingerechnet? Auf eine Anfrage unserer Zeitung blockt die Kommunikationsabteilung des Kantons im Namen des Regierungsrates ab. Sie schreibt: «Wir sind an Konzeptarbeiten. Bis wir diese definitiv abschliessen, warten wir noch die parlamentarische Diskussion ab. Erst danach werden wir Detailfragen zum Fundbüro beantworten können.»

«Fundbüro finanziert sich selbst»

Auch wie gross die Einnahmen beim Fundbüro sind, will vom Kanton niemand sagen. Durch ein Rechenbeispiel kann der Betrag immerhin geschätzt werden: 2014 wurden 8266 Gegenstände beim Fundbüro der Luzerner Polizei abgeben. Wenn davon die Hälfte der Gegenstände abgeholt und je 10 Franken an Gebühren bezahlt wurden, ergibt dies bereits über 40 000 Franken. Eingespart würden somit 80 000 Franken.

Helga Christina Stalder, Geschäftsführerin des Luzerner Staatspersonalverbands, ist sich sicher: «Das Fundbüro finanziert sich durch die Gebühren und Versteigerungen selbst.» Sie bilanziert: «Diese Sparmassnahme nützt also überhaupt nichts.» Das Fundbüro sei eine wichtige Dienstleistung, die verloren gehe. «Es ist lächerlich, wegen eines solchen Betrags eine so wichtige Dienstleistung einfach zu streichen», sagt Stalder.

Der Verband möchte sich gegen die Schliessung des Fundbüros wehren. «Wir stehen ein für die Aufrechterhaltung eines guten Service public. Dazu gehört auch das Fundbüro», so Stalder.

Fundbüro hatte ein Online-Formular

Um das klassische Fundbüro zu ersetzen, soll auch das neue Onlineportal Easyfind helfen. Seit Anfang Monat nutzt es die Luzerner Polizei. Die SBB, der Flughafen Zürich und mehrere Kantone nutzen das System bereits seit einiger Zeit. Die Übersicht soll durch das neue Onlineportal verbessert werden.

Das ist in Luzern allerdings keine absolute Neuerung. So kennt das Fundbüro bereits seit rund 10 Jahren ein Online-Formular. Die Informationen wurden jeweils per E-Mail an das Fundbüro versandt. So sind im letzten Jahr 3560 E-Mail-Anfragen eingegangen. Ob davon alle vom Formular sind, ist unklar. Zum Vergleich: Es gab jeweils rund 9000 Telefongespräche und ebenso viele Schaltergeschäfte.

«Easyfind führt zu Mehraufwand»

Bereits seit 2011 arbeitet man in der Stadt Zürich mit Easyfind. Dort gibt es das Fundbüro noch immer, nicht eine einzige Stelle wurde gestrichen. «Der Aufwand mit Easyfind ist nicht geringer als zuvor», sagt Daniela Baldauf, Leiterin des Fundbüros Stadt Zürich. Die Übersicht von Easyfind sei ein grosser Vorteil. «Das führt aber zu keiner Entlastung auf den anderen Kanälen: Jeder Kunde haben wir zuerst online, dann am Telefon und dann am Schalter», so Baldauf.

Easyfind funktioniert so: In einer Maske kann nach einem verlorenen Gegenstand gesucht werden. Dabei muss eine Kategorie ausgewählt werden, beispielsweise Portemonnaie, Schlüssel oder Fahrrad. «Die verschiedenen Kategorien stellen uns vor ein Problem: Wir erfassen im Fundbüro jeweils den Behälter, beispielsweise das Portemonnaie. Wenn dann jemand nach seinem Ausweis sucht, gibt es bei uns keine Übereinstimmung», sagt Baldauf. In diesem Fall müsse manuell nach Übereinstimmungen gesucht werden, dann ist oft ein Telefon zur Abklärung nötig. Per Brief oder E-Mail werde mit dem Verlierer Kontakt aufgenommen, schliesslich kann er seinen verlorenen Gegenstand am Schalter abholen. «Schlussendlich führt das zu einem grösseren Aufwand», so Daniela Baldauf.

Dafür, dass die Luzerner Polizei künftig nur als Vermittler auftreten möchte und die Gegenstände nicht mehr lagern soll, hat Baldauf wenig Verständnis. «Ich denke, so was sollte über eine offizielle Amtsstelle laufen», sagt sie. «Ansonsten kann es vielleicht zu unangenehmen Situationen führen. Auch nur schon, was den Finderlohn anbelangt.»

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 11. November 2015.

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