So soll das neue Schiff dereinst aussehen (Visualisierung: PD).

Im Saint-Tropez-Feeling nach Flüelen

Die Arbeiten für das neue Schiff auf dem Vierwaldstättersee sind im Zeitplan. Passagiere sollen sich dank drehendem Sofa, Fussbad und Wasserfall wie auf einer privaten Jacht fühlen.

25 Handwerker basteln gleichzeitig an der neusten Touristenattraktion für den Vierwaldstättersee. In der Shiptec-Werft beim Inseli in Luzern entsteht das neue Motorschiff mit dem Projektnamen «MS 2017». Bis das Schiff Anfang 2017 in den See stechen kann, sind insgesamt über 82 000 Mannstunden nötig.

Ein Drittel der Arbeiten sei seit Juli letzten Jahres gemacht, erklärt Projektleiter David Müller bei einer Führung in der Werft. «Bisher sind wir sehr zufrieden, es gab keinerlei Komplikationen.» Aktuell läuft der Endspurt der Stahlarbeiten, bis Ende Jahr sollen sie fertig sein. «Bis jetzt haben wir über 180 Tonnen Stahl für das Schiff verarbeitet», sagt Müller.

So lang wie die «Stadt Luzern»

Das neue Schiff soll neue Massstäbe setzen. 14 Millionen Franken bezahlt die Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) dafür. 63,5 Meter lang wird das Schiff – genau gleich lang wie die «Stadt Luzern», das grösste Schiff auf dem Vierwaldstättersee. Allerdings wird das neue Motorschiff mit einer Breite von 13,1 Metern schmaler («Stadt Luzern»: 15,2 Meter). Nicht nur deshalb finden auf dem neuen Schiff weniger Passagiere Platz. «Heute möchten die Passagiere mehr Platz», sagt David Müller. 1000 Personen können auf das «MS 2017», 1100 auf die «Stadt Luzern».

Das neue Motorschiff wird das MS «Rigi» ersetzen, das 2017 ausser Betrieb genommen werden soll. Das neue Schiff der SGV wird künftig vor allem die Paradestrecke Luzern–Flüelen bedienen. Das Schiff soll wie die Dampfschiffe durchschnittlich 26 Kilometer in der Stunde fahren, die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 30 Stundenkilometern. Angetrieben wird das neue Flaggschiff durch einen Hybrid-Diesel-Motor.

Nicht nur auf den ersten Blick gleicht das neue Schiff einer Jacht in Übergrösse. Insgesamt fünf Decks hat das Schiff, dazu eine grosszügige Fensterfront. Die Komfortansprüche hätten sich geändert, sagt Müller. «Die Passagiere möchten überrascht werden und etwas erleben.» David Müller spricht von einem Saint-Tropez-Feeling, das künftige Gäste auf dem «MS 2017» haben sollen: «Die Kunden möchten sich bei ihrer Fahrt als Schiffseigner fühlen.»

Shiptec setzt beim neuen Schiff auf viele «Spielereien», wie es Müller bezeichnet. So hat das «MS 2017» als erstes Schiff auf dem Vierwaldstättersee einen Raum, in dem die Passagiere durch kleine, runde Fenster direkt ins Wasser sehen können. «In diesem Raum sollen sich Passagiere so wie in einem U-Boot fühlen», sagt Müller. Deshalb ist der Raum bewusst klein gehalten, spezielle Lampen sollen ein Unterwassergefühl vermitteln.

Zuoberst entsteht ein «Panorama-Deck». Dort sollen Passagiere die bestmögliche Aussicht erhalten. Ein Deck darunter, im sogenannten Sonnendeck, entsteht eine weitere Innovation: Eine Couch, die sich wie ein Kompass nach Norden ausrichtet, wird dort aufgestellt. «Wenn jemand den Sonnenplatz hat, gibt er ihn nicht ab», so Müller.

Zweite Klasse wird aufgewertet

Doch damit nicht genug: Zuhinterst auf dem unteren Deck wird ein Seewasser-Fussbad mit einem kleinen Wasserfall gebaut. «Immer mehr Kunden wollen auf dem Schiff die Elemente Wasser und Wind spüren. Deshalb möchten sie mit ihnen in Berührung kommen», sagt Müller. Zu guter Letzt hat das neue Schiff sogar einen eigenen Lift, der die verschiedenen Decks miteinander verbindet.

Normalerweise heisst es auf den Schiffen auf dem Vierwaldstättersee: unten ist die zweite Klasse, oben die erste. Nun gibt es aber erstmals auch für Passagiere der zweiten Klasse ein Oberdeck. «Was bei Dampfschiffen auf dem unteren Deck auf der Vorderseite zu finden ist, ist nun um einen Stock erhöht», sagt David Müller. «Damit wird die Aussicht für die Kunden besser.» Trotz innovativem neuen Schiff betont Müller: «Unser Flaggschiff bleibt auch weiterhin die ‹Stadt Luzern›.»

Verschwiegen gibt man sich, wenn es um den Namen geht. Projektleiter David Müller will sich dazu nicht äussern. In seiner Funktion habe er zu zwei Dingen beim Schiff nichts zu sagen: zum Namen des Schiffs und zur Grösse der Schweizer Flagge hinten beim Schiff.

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 21. August 2015.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.