Sion-Trainer Maurizio Jacobacci steht im Scheinwerferlicht. (Bild: Urs Lindt)

Jacobacci will den Walliser Stolz retten

Maurizio Jacobacci trifft als Trainer des FC Sion auf den FC Luzern. Dank einem besseren Teamgeist will er den Chaosklub aus dem Tabellenkeller führen. Angst vor einer Entlassung hat der ehemalige Trainer des SC Kriens nicht.

Eigentlich ist es ein Wunder, dass Christian Constantin, der Präsident des FC Sion, immer wieder einen neuen Trainer an der Seitenlinie präsentieren kann. In seiner zweiten Amtszeit seit 2003 hat er über 40 Trainerwechsel vorgenommen. Alleine in dieser Saison hat «CC» mit Gabri und Paolo Tramezzani bereits zwei Übungsleiter freigestellt.

Der neue Mann an der Linie heisst Maurizio Jacobacci. Wer den neuen Sion-Trainer fragt, warum er sich diesen Job überhaupt antut, bekommt eine klare Antwort. «Der FC Sion verkörpert den Stolz der Walliser. Der ganze Kanton steht hinter uns, und für den Kanton wäre es eine Katastrophe, wenn wir in die Challenge League absteigen würden. Der Ligaerhalt ist ein Muss.» Deshalb habe er, der vorherige Trainer der U21-Mannschaft, dem Verein helfen wollen. Als U21-Trainer hat er bei Sion noch einen Vertrag bis Sommer 2019.

Jacobacci wohnt immer noch in Zug

Am Sonntag trifft Jacobacci zum ersten Mal in der Super League auf den FC Luzern. Für ihn ist es ein spezielles Spiel. Mit der Innerschweiz ist er eng verbunden, wohnt seit Jahren in der Region – seinen Hauptwohnsitz hat er mit seiner Lebenspartnerin Ilona Hug noch immer in Zug. «Natürlich ist es sehr speziell, gegen den FC Luzern anzutreten. Schliesslich kenne ich im Verein einige Leute und habe einen engen Bezug zur Innerschweiz. Spezieller wäre es aber, wenn das Spiel in Luzern wäre», sagt Jacobacci.

Er, der Italiener, der in Bern aufgewachsen ist, blieb in der Innerschweiz vor allem als Trainer des SC Kriens von 2008 bis 2011 in Erinnerung. «Das war eine sehr schöne und erfolgreiche Zeit mit dem Aufstieg in die Challenge League und dem Cup-Halbfinal gegen Basel», erinnert sich Jacobacci. Später war er erfolgreicher Trainer des FC Schaffhausen, bevor er sich an die zweithöchste Liga in Österreich heranwagte. Bei Wacker Innsbruck wurde er aber nach elf Spielen freigestellt. Danach sprang er gratis beim FC Wil ein, als dieser in finanziellen Nöten steckte. Seit letztem Sommer ist Jacobacci beim FC Sion. Und nun ist er endlich in der Super League angekommen. «Darauf habe ich seit Jahren hingearbeitet», so Jacobacci. Bereits 2003 hat er die dafür nötige Uefa-Pro-Lizenz erlangt.
Natürlich sei der Druck von Medien und dem Vereinsumfeld beim FC Sion einiges höher als bei seinen vorherigen Stationen. Aber: «Den Druck macht man sich zu einem grossen Teil selber. Damit habe ich gelernt, umzugehen. Als ich den FC Schaffhausen nach dem Abstieg aus der Challenge League übernommen habe und die Promotion League neu geschaffen wurde, mussten wir zweimal aufsteigen, was wir geschafft haben. Der Druck war aber immens.»

Dennoch: Der Druck beim FC Sion ist aktuell sehr hoch. Der traditionsreiche Verein aus dem Wallis steht mit dem Rücken zur Wand. Aus 23 Spielen hat Sion nur 20 Punkte geholt und ist Tabellenletzter – mit einem der teuersten Kader der Liga. Im Sommer verpflichtete man unter anderem die Ex-Luzerner Patjim Kasami und Marco Schneuwly. «Die individuelle Qualität im Team ist hoch», sagt Jacobacci. «Doch das ist in der jetzigen Situation nicht das Entscheidende.» Wichtiger als die fussballerische Qualität seien der Teamgeist und die mentale Stärke, sagt Jacobacci. «Man sollte demütig sein, Bereitschaft zeigen und sich mit Hingabe dieser Situation stellen. Fussball spielt sich zu einem grossen Teil im Kopf ab. Die individuelle Qualität bringt nichts, wenn man nicht als Team auf dem Platz steht. Spieler können Spiele entscheiden, aber Meisterschaften oder Titel werden durch funktionierende Teams gewonnen.»

«Die Spieler haben es inzwischen verstanden»

Jacobacci hat seit seiner Übernahme viele Einzelgespräche mit den Spielern geführt. Dabei ging es darum, den Spielern wieder «Mut zu machen und ihnen klar zu vermitteln, dass es nur als Team geht». Bereits in Jacobaccis zweitem Spiel, dem 3:1-Sieg gegen Lausanne, hat er zusammen mit Präsident Constantin dem Ex-Nationalspieler und Captain Patjim Kasami eine Denkpause verordnet. Kasami ist inzwischen zurück. «Ich denke, alle Spieler haben inzwischen verstanden, dass das Team über allem stehen muss», sagt der Sion-Trainer.

Deshalb blickt Jacobacci mit Zuversicht auf das heutige Duell mit dem FC Luzern. «Der FCL ist das Team der Stunde und hat in den letzten Spielen vieles richtig gemacht, das müssen wir respektieren. Aber wir sind in der Pflicht und werden alles dafür tun, dieses Heimspiel für uns zu entscheiden. Wir wollen Ende Saison den Ligaerhalt schaffen.» Den Walliser Stolz noch retten zu können, davon ist Maurizio Jacobacci felsenfest überzeugt.

Publiziert in der Zentralschweiz am Sonntag am 4. März 2018.

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