Bester Luzerner auf dem Platz: Pascal Schürpf, hier eskortiert von Pele Mboyo (links) und Quentin Maceiras (rechts). (Bild: Alexandra Wey)

Lebenszeichen im Abstiegskampf

Der FC Luzern gewinnt das Kellerduell gegen den FC Sion mit 2:1. Den Sieg haben die Luzerner ihrer kämpferischen Leistung zu verdanken – und auch einem ehemaligen Mitspieler.

Dieses Bild hatte man in Luzern vermisst: Arm in Arm standen die Spieler des FC Luzern nach Spielschluss vor der heimischen Fankurve und liessen sich feiern. Dabei jubelten die Fans aber nicht nur den angestellten Profifussballern des FC Luzern zu, sondern widmeten ihre Gesänge auch einem, der einst ihre Farben getragen hatte, gestern aber für den Gegner auflief: Burim Kukeli. Der Sion-Verteidiger, der von 2008 bis 2012 im Luzerner Mittelfeld die Fäden gezogen hatte, sorgte gestern Abend unfreiwillig für den Unterschied im ausgeglichenen Duell zwischen Luzern und Sion.

Bei beiden Luzerner Toren sah Kukeli sehr schlecht aus. Zum 1:0 schoss er den Ball unfreiwillig selber ins eigene Tor. Und kaum hatte Sion den Ausgleich geschafft, foulte Burim Kukeli Luzern-Stürmer Shkelqim Demhasaj und verschuldete so einen Penalty. Eine Chance, die sich der ehemalige Nationalspieler Reto Ziegler gegen seinen Ex-Klub nicht nehmen liess und den Ball wuchtig zum Siegtor in die Maschen hämmerte.

Spieldiktat überliess der FCL den Gästen

Es waren die entscheidenden Aktionen in einem Spiel, in dem Luzern nicht die bessere, dafür aber die entschlossenere und clevere Mannschaft war. Eigentlich überlässt der FC Luzern das Spieldiktat selten dem Gegner, versucht jeweils selber in der Offensive aktiv zu werden. Nicht selten hat der FCL mehr Ballbesitz als der Gegner. Doch im gestrigen Duell gegen den FC Sion zogen sich die Innerschweizer weit zurück und überliessen den Ball und das Spieldiktat den Gästen. Die Dreier-Abwehr wurde im Defensivverhalten zu einer Fünfer-Abwehr. Eine Taktik, die man schon am Mittwoch bei der 1:2-Niederlage im Cup gegen den FC Basel erprobt hatte. «Wie viel Ballbesitz der FC Sion hatte, war uns total egal», sagte Captain Claudio Lustenberger. «Wichtig war, dass wir defensiv sicher stehen konnten und der FC Sion so kaum zu Möglichkeiten kam.»

Tatsächlich hatten die Walliser auch in der letzten Phase des Spiels zwar mehrheitlich den Ball, wirklich heiss wurde es vor dem Luzerner Tor aber selten. Torhüter Jonas Omlin konnte sich im Kühlschrank Swisspor-Arena zwar nicht über zu wenig Arbeit beklagen, ernsthaft geprüft wurde der Obwaldner aber selten. «Unsere Taktik ist heute ­sicher gut aufgegangen», bilanzierte Omlin nach dem Spiel.

Wenn man dem FC Luzern bös will, kann man sagen, dass er im Moment offenbar nicht in der Lage ist, das Spieldiktat selber in die Hand zu nehmen. Doch vielleicht ist die abwartende Haltung in der jetzigen Situation auch einfach die richtige Taktik. Zu oft hat der FCL in dieser Saison gut mitgespielt, ist schliesslich aber doch als Verlierer vom Platz gegangen. Die Spieler des FC Luzern schienen gestern endlich den Abstiegskampf angenommen zu haben. Das fand auch Jonas Omlin nach dem Spiel: «Es ist sich jeder bewusst, dass wir im Abstiegskampf stecken. Den Kampf haben wir heute angenommen und haben uns so den Sieg verdient.»

FCL muss nun auch auf Juric verzichten

Dass es zum so wichtigen Dreier nach drei Pflichtspielniederlagen in Folge auch Fehler eines gegnerischen Verteidigers benötigte, liess Captain Lustenberger derweil nicht gelten. «Wir haben diese Fehler beim Gegner erzwungen», sagte er. «Jeder ist für den anderen gegangen und hat gekämpft.»

Das Glück in den entscheidenden Situationen war für einmal hold für die Luzerner, dabei hatten sie auch gestern Szenen, wie sie für ein Team am Tabellenende symptomatisch sind. FCL-Stürmer Tomi Juric flog in der Schlussphase nach einer Schwalbe mit einer gelb-roten Karte vom Platz. Trainer Markus Babbel sprach von einem «dubiosen Schiedsrichterentscheid». Am nächsten Sonntag gegen den FC Zürich wird deshalb neben dem schon gestern gesperrten Hekuran Kryeziu auch Tomi Juric fehlen.

Auf dem Erfolg ausruhen darf sich der FC Luzern dank des Verlassens des letzten Tabellenplatzes (neu steht man an 7. Stelle) aber nicht. Torhüter Jonas Omlin warnt: «Dass wir gewonnen haben, ist toll. Aber auch nach diesem Sieg dürfen wir uns jetzt nicht zurücklehnen, im Gegenteil. Wir müssen genau so weiterarbeiten. In den zwei Wochen bis zu der Winterpause zählt für uns nichts anderes als der Fussball.»

 

Publiziert in der Zentralschweiz am Sonntag am 3. Dezember 2017.

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