Manor darf auf ausgerichtete Bereiche des Warenhauses Manor nicht länger öffnen. (Bild: Manor)

Manor darf nicht länger öffnen

Ein Warenhaus sonntags öffnen: Das kommt für die Stadt Luzern nicht in Frage. Sie lehnt das Manor-Gesuch ab. Das letzte Wort ist aber noch nicht gesprochen.


Eine grosse Diskussion ist entbrannt, nachdem unsere Zeitung publik machte, dass Manor längere Öffnungszeiten beantragt hat. Die Warenhaus-Betreiber haben bei der Stadt ein Gesuch eingereicht, um am Sonntag bis 20 Uhr und werktags bis um 22.30 Uhr zu öffnen (wir berichteten). Möglich macht dies eine Ausnahmeregelung, die Touristenläden längere Öffnungszeiten und Sonntagsverkäufe ermöglicht. Davon profitieren heute Geschäfte wie Bucherer, Gübelin oder Casagrande, deren Kunden zu einem Grossteil Touristen sind. Könnte nun mit Manor auch ein Warenhaus profitieren, hätte das eine Signalwirkung gehabt. Weitere Warenhäuser wie Globus haben angekündigt, das Manor-Gesuch intensiv zu verfolgen.

Sortiment ist das Problem

Nun hat die Stadt aber gestern entschieden, und zwar negativ für das Warenhaus. Wie Recherchen unserer Zeitung zeigen, erhielt Manor gestern von der Stadt ein Schreiben. Darin begründet sie, warum sie beabsichtigt, das Gesuch abzulehnen. «Für uns gibt es drei Gründe, die gegen eine solche Ausnahmebewilligung sprechen», erklärt Mario Lütolf, Leiter der zuständigen städtischen Abteilung Stadtraum und Veranstaltungen, auf Anfrage unserer Zeitung. Es sind dies diese drei Gründe:

  • Das Sortiment von Manor sei nicht speziell auf den Tourismus ausgerichtet.
  • Manor habe kein beschränktes Sortiment, im Sinn der Verordnung über die Schliessungszeiten der Verkaufsgeschäfte in der Stadt Luzern.Dort sind nämlich diese Artikel aufgezählt: Souvenirs wie Karten, ­T-Shirts oder Bücher, die einen Bezug zu Luzern oder der Schweiz haben. Weiter zählen dazu auch internationale Bücher, Reiseführer, Taschenmesser, Uhren, Schmuck und Schokolade.
  • Das beim zweiten Punkt definierte Sortiment müsste Hauptanteil der verkauften Produkte sein.

Ein weiteres Kriterium für längere Öffnungszeiten durch Tourismusverkauf ist, dass mindestens 50 Prozent des Jahresumsatzes durch Touristen erzielt werden müssen. Ob dieses Kriterium erfüllt ist, ist der Stadt noch nicht bekannt, da es das am schwierigsten zu kontrollierende Kriterium ist.

Entscheid ist noch nicht definitiv

Definitiv ist die Ablehnung des Gesuchs für längere Ladenöffnungszeiten für Manor hingegen noch nicht ganz. Im Sinne des rechtlichen Gehörs kann Manor zu den Gründen für die Ablehnung Stellung nehmen. «Wir laden Manor dazu ein», erklärt Mario Lütolf. «Manor kann seine Sicht der Dinge darlegen. Diese Argumentationen müssten dann aus rechtlicher Sicht neu beurteilt werden.»

Das Warenhaus kann, wenn das Gesuch definitiv abgewiesen wird, weitere rechtliche Schritte einleiten. So besteht die Möglichkeit, das Urteil vor das Sicherheits- und Justizdepartement des Kantons Luzern weiterzuziehen. Ob Manor das machen würde, ist noch nicht klar. Elle Steinbrecher, Mediensprecherin von Manor, sagt: «Wir sind weiterhin zuversichtlich. Spekulieren möchten wir daher nicht.»

Branchenvertreter sind nicht überrascht, dass Manor nicht länger öffnen darf. Heinz Bossert, Präsident des Detaillistenverbands Kanton Luzern und erklärter Gegner längerer Öffnungszeiten, ist nicht überrascht: «Ich habe nichts anderes erwartet. Die Gesetze sind nicht für einzelne Warenhäuser gemacht, sondern für die ganze Branche.» Es sollen keine Vorteile für einzelne Grosse gelten.

Bossert warnte bereits am Mittwoch in unserer Zeitung: «Ich gehe davon aus, dass dann Dutzende Gesuche eingereicht werden, wenn das Manor-Gesuch bewilligt würde.» Falls Manor den Entscheid nun weiterzieht, dürfte das Vorhaben seiner Ansicht nach keine Chance haben. «Wenn man etwas ändern will, muss zuerst das Volk darüber abstimmen», so Bossert.

«Manor ist selber schuld»

Einer, der Manors Wunsch nach längeren Öffnungszeiten durchaus versteht, ist Franz Stalder, Präsident der City-Vereinigung. «Der Manor ist selber schuld, da er ganze drei Stockwerke länger öffnen wollte. Dass dies für ein so grosses Warenhaus nicht geht, ist nachvollziehbar.»

Stalder hätte es eher verstanden, wenn Manor ein einziges Stockwerk ganz auf Touristen ausgerichtet hätte und dieses demnach auch länger hätte öffnen können. «Dann hätte man sicher auch 70 oder 80 Prozent an touristischen Kunden erreicht. Manor hat mit seiner Forderung aber den Bogen überspannt», so Stalder.

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 12. März 2016.

Weitere Artikel zu dem Thema:

Manor will länger öffnen

Auch weitere Warenhäuser in den Startlöchern.

Kritik aus dem Detailhandel: Sind Sonntagsgeschäfte wirklich touristisch?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.