Sie entdeckte mit etwa 14 Jahren ihre Faszination für Biathlon: Lena Häcki während des 15-km-Rennens in Schweden. (Bild: Anders Wiklund/AP)

«Meine Extraschichten zahlen sich aus»

Die Engelbergerin Lena Häcki (21) hat einen beachtlichen Start in die Weltcup-Saison hingelegt. Sie spricht im Interview über ihren Vorstoss an die Weltspitze, die WM im Februar und den Umgang mit Nervosität.

Was für ein Saisonstart für die Engelbergerin Lena Häcki: Im schwedischen Östersund lief sie am vergangenen Samstag im Sprintrennen auf den 12. Platz und egalisierte damit ihr bisher bestes Weltcup-­Ergebnis. Einen Tag später legte sie noch einen drauf – im Verfolgungsrennen wurde sie Vierte. Dieses Wochenende ist Häcki bei den Weltcup-Rennen in Slowenien am Start – und will wieder auftrumpfen.

Lena Häcki, sind Sie an der Weltcup-Spitze angelangt?

Momentan kann ich meine guten Resultate noch nicht fassen. Das ist wohl erst der Fall, wenn ich sie in den nächsten Rennen bestätigen kann. Ich weiss aber, dass ich mich sehr gut auf die Saison vorbereitet habe und in Form bin.

Sind Sie von ihrem Erfolg also nicht überrascht?

Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es so weit nach vorne reicht. Zwar war ich mir bewusst, dass es an einem guten Tag nach vorne reicht. Aber dass es jetzt schon so weit sein würde, dachte ich nicht.

Wie war das Gefühl während des Rennens?

Im Rennen hat einfach alles geklappt. Es war wie in einem Film, der an mir vorbeigezogen ist. Es ist immer noch ein sehr spezielles Gefühl, so ganz glauben kann ich es immer noch nicht. Das positive Gefühl versuche ich nun, in die nächsten Rennen mitzunehmen.

Auffällig bei Ihrem Auftritt war, dass Sie ausgerechnet beim Schiessen überzeugten – dabei zählte das bisher zu Ihrer grossen Schwäche. Warum sind Sie dort plötzlich so stark?

Ich habe sehr viel daran gearbeitet, habe am Schiessstand Extraschichten eingelegt. Zudem habe ich viel mit einer Mentaltrainerin zusammengearbeitet. Dadurch bin ich im entscheidenden Moment nicht mehr so nervös, wie ich es davor war.

Also waren Sie am Sonntag nicht angespannt, als es zum Schiessstand ging.

Doch, eine Grundnervosität gehört beim Rennen dazu. Aber ich konnte die Nervosität kontrollieren und war im entscheidenden Moment wirklich fokussiert. Schon während des Langlaufs habe ich mich mental auf das Schiessen vorbereitet. Vor dem Schiessstand gab es eine kleine Abfahrt, während dieser habe ich mir schon die Scheibe vorgestellt.

Was liegt bei den nun folgenden Rennen in Slowenien drin?

Ich möchte wieder mein Bestes geben und meine Leistungen bestätigen. Ob wieder alles so gut aufgeht wie im letzten Rennen, weiss ich aber natürlich nicht.

Mit den bisherigen Ergebnissen haben Sie sich schon erstaunlich früh für die Weltmeisterschaft im Februar in Hochfilzen qualifiziert. Wie sehen dort ihre Ziele aus?

Ganz sicher ist das zwar noch nicht, da der Verband letztlich entscheidet, aber ich erfülle nun die Kriterien. Klar ist: Auch an der WM will ich wieder mein Bestes geben. Ich will mich nie auf eine Platzierung festlegen, da im Biathlon wirklich alles möglich ist. Auch die besten Läufer können mit einem schlechten Schiessen weit zurückfallen, oder man kann mit einem guten Schiessen weit nach vorne kommen, so wie mir das beim letzten Rennen geglückt ist. Das fasziniert mich immer wieder an dieser Sportart.

Wie kamen Sie eigentlich zum Biathlon?

Ich habe früher alles gemacht: Klettern, Skifahren, Snowboarden, Rudern, Biken und Schwimmen. Als ich etwa 14 Jahre alt war, hat die Mutter einer Kollegin im Schwimmverein gefragt, ob ich Langlauf oder Biathlon machen möchte. Sie dachte, mit meiner guten Kondition könnte diese Sportart das Richtige für mich sein. Dann habe ich das mal probiert – und es hat mir sehr gefallen. Irgendwann machte ich nur noch Biathlon. Die Faszination dieser Sportart ist die einzigartige Kombination zwischen dem Schiessen und dem Langlauf. Man powert sich beim Langlaufen aus, muss dann beim Schiessen aber wieder sehr konzentriert sein.

Sie haben im letzten Jahr die Sportler-RS abgeschlossen und sind nun Profisportlerin. Welchen Einfluss hat das auf Ihre Erfolge?

Ich denke, dass die Fokussierung auf den Sport geholfen hat. Ich habe eine sehr gute Vorbereitung gehabt und fühle mich in Form – physisch und mental.

Wie kann man als Biathletin vom Sport leben?

Momentan ist es für mich eine Null-Summen-Rechnung. Dank Sponsoren, dem Militär, wo ich noch WK absolviere, und meiner Familie komme ich aber über die Runden.

Sie absolvieren Ihre erste vollständige Elite-Weltcup-Saison. Haben Sie noch genug Freizeit?

Neben den Rennen und den Trainings steht die Erholung im Zentrum. Nach so einem richtig intensiven Rennen braucht man auch mal mehr Schlaf als normalerweise. Ausserdem bin ich eine absolute Leseratte. Aktuell lese ich einen Fantasy-Roman. Sonst scherze ich oft mit meiner Zimmerkollegin Ladina Meier-Ruge.

Wie feiern Sie Weihnachten?

In Engelberg bei meiner Familie. Meine Eltern haben wieder das Hotel Garni Hostatt in Engelberg übernommen. Dort werde ich über die Feiertage aushelfen und zusammen mit Gästen feiern.

Puibliziert in der Luzerner Zeitung am 9. Dezember 2016.

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