Noch im roten Dress: Markus Neumayr im Trikot des FC Vaduz. (Gion Ehrenzeller, Keystone)

Mitleiden mit dem Klub aus dem Fürstentum

FCL-Spielmacher Markus Neumayr (31)  steht vor dem Comeback – ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub Vaduz, mit dem er einst in die Super League aufstieg.

In der Karriere von Markus Neumayr gab es viele Höhen – aber noch mehr Tiefen. Als Riesentalent spielte er einst bei Manchester United, landete aber später in der deutschen Oberliga. Als er im Sommer 2013 zum FC Vaduz in die Challenge League wechselte, war nicht davon auszugehen, dass Neumayr noch mehrere Jahre in einer höchsten Liga spielen würde. Aber als Spielmacher führte er die Liechtensteiner souverän in die Super League, wo er mithalf, Vaduz zu etablieren. Die tollen Leistungen von Neumayr blieben anderen Vereinen nicht verborgen. Im Januar 2016 wechselte er nach Luzern. Inzwischen hat er in der Super League genau 100 Spiele bestritten.

Kein Wunder, hat Vaduz im Herzen von Neumayr einen besonderen Platz. «Ich hatte eine unglaublich schöne und erfolgreiche Zeit in Liechtenstein», sagt er. «Deshalb tut es mir auch so weh, dass Vaduz praktisch abgestiegen ist.» Hundertprozentig besiegelt ist der Vaduzer Abstieg zwar noch nicht. Mit sechs Punkten Rückstand und einem um 23 Toren schlechteren Torverhältnis gegenüber Lausanne würde es aber an ein Weltwunder grenzen, sollte Vaduz den Ligaerhalt noch schaffen. «Es tut mir sehr leid für den Verein und die Spieler», so Neumayr. Für ihn sei das Spiel gegen Vaduz durch den Abstieg dopplet speziell. «Es wird für mich wie ein Abschied sein», sagt er. «Es könnte das letzte Mal sein, dass ich gegen Vaduz spielen werde. Denn ich glaube, dass ein Wiederaufstieg sehr schwierig wird, wenn man sieht, was sich in der Challenge League alles tut.»

Neumayr hat sich von der Verletzung erholt

Erbarmen mit seinen Ex-Kollegen hat Markus Neumayr vor dem Spiel gegen Vaduz (morgen, 16 Uhr, Swisspor-Arena) dennoch nicht: «Wir haben selber noch unsere Ziele: Wir haben die Möglichkeit, aus einer guten Saison, eine sehr gute Saison zu machen.» Eine sehr gute Saison wäre es für den FCL, wenn er die Tabelle auf dem dritten Rang beenden könnte. Das möchte Neumayr unbedingt, auch wenn er seine Ex-Kollegen dann definitiv in die Challenge League schicken würde. «Darauf können wir keine Rücksicht nehmen. Wir werden alles dafür tun, noch den dritten Rang erreichen zu können.»

Als Dritter ist man nach dem Cupsieg von Basel, das als Meister in der Champions League spielt, direkt für die Europa League qualifiziert. Falls Lugano morgen in Lausanne nicht gewinnt, sind die Chancen für den FCL dank der Schwächephase von Sion und dem Direktduell mit Lugano noch intakt.

Eine bessere Ausgangslage hat der FCL mit einer Niederlagenserie von fünf Spielen vergeben. Markus Neumayr selber fehlte in den letzten drei Spielen verletzt – darunter fiel auch die «Wiederauferstehung» in Sion. «Nun bin ich aber wieder 100 Prozent fit», sagt Neumayr, der gegen Vaduz aufs Matchblatt zurückkehrt. «Ob er von Beginn spielt oder nicht, ist noch nicht klar», meint Trainer Markus Babbel. Klar ist aber: «Markus Neumayr ist dank seiner Erfahrung und seiner fussballerischen Qualität sehr wichtig für uns. Er ist ein absoluter Führungsspieler.»

Neumayr selber erzählt, dass er in der schwierigen Zeit mit fünf Niederlagen in Serie auch im Training oder in der Kabine habe Einfluss nehmen wollen. «Bei der 0:3-Niederlage zu Hause gegen Lausanne waren David Zibung, Claudio Lustenberger und ich in der Kabine und haben mit den Jungs gesprochen. Natürlich tut es weh, den Jungs auf dem Platz nicht helfen zu können», so Neumayr.

Ganz so tragisch wie viele Fans und Journalisten hat Neumayr die Niederlagenserie aber nicht empfunden. «Man muss auch sehen, dass mehrere Spieler noch vor einem Jahr in der U21 in der 1. Liga Classic spielten. Der Niveauunterschied zur Super League ist höher, als einige wahrhaben möchten», so Neumayr. Aber warum klappte es beim 3:2-Sieg ausgerechnet beim FC Sion? «Ich habe inzwischen aufgehört, im Fussball nach Erklärungen zu suchen», sagt er. «Das Einzige, was ich beeinflussen kann, ist die Leistung auf dem Platz, damit man als Sieger vom Platz geht.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 27. Mai 2017.

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