Spieler des FC Luzern beglückwünschen Shkelqim Demhasaj (links) zu seinem Treffer zum 2:0. (Bild: Alexandra Wey)

Nächster Schritt Richtung Europa

Der FC Luzern festigt mit einem 2:0-Sieg gegen den FC Lugano seinen 3. Rang, der zur Europa League berechtigt. Von Europa wollen aber weder Spieler noch Trainer träumen.

Für den FC Luzern war es bitter im Herbst des letzten Jahres. Damals war erstmals überhaupt die Gruppenphase der Europa League in der Luzerner Swisspor-Arena zu Gast, es spielte aber nicht der heimische FCL, sondern der FC Lugano. Die Tessiner hatten sich in der letzten Saison den dritten Rang sichern können und wichen nach Luzern aus, wo sie vor fast leeren Rängen spielten.

Einige Monate nach den Auftritten Luganos in der Arena träumt man wieder von der Europa League in Luzern. Diesmal wäre es aber der richtige FCL, der sich den dritten Rang krallen könnte. Mit einem 2:0 ausgerechnet gegen jenes Lugano festigte der FCL am Samstag seine ausgezeichnete Position. Der dritte Rang bedeutet die direkte Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League, wenn Meister Young Boys gegen den FC Zürich den Cupfinal gewinnt.

Schürpf klopft Omlin auf die Schulter

Schon von Beginn weg zeigte der blau-weisse FCL, dass er diesen Sieg gegen Lugano unbedingt wollte. Die Gäste standen tief in der eigenen Platzhälfte, der FCL drückte aufs Gaspedal. Und als dann kurz vor der Pause Pascal Schürpf das Führungstor erzielte und kurz nach dem Tee Shkelqim Demhasaj auf 2:0 erhöhte, schien die Partie an diesem Samstagabend gelaufen. Das war sie aber nicht. Nach Spielschluss wurden nicht die beiden Torschützen von den Fans gefeiert, sondern deren Keeper Jonas Omlin. Der FCL liess nach der 2:0-Führung nämlich viel mehr zu, Carlinhos Junior und Mark Janko wirbelten in der Lugano-Offensive. Wäre zwischen den Pfosten nicht der überragende Omlin gestanden, hätte der FC Luzern wohl noch zwei Punkte abgegeben. «Ich bin in der Kabine zu Jonas und habe ihm auf die Schulter geklopft. Er ist einfach ein Riesen­goalie», lobte Topskorer Pascal Schürpf. Omlin rettete mehrfach spektakulär, er steigerte sich am Samstag nochmals im Vergleich zum starken Auftritt vor einer Woche in Bern gegen YB. Sein Trainer Gerardo Seoane erklärte, dass er ja um das grosse Potenzial von Omlin wisse. Und Omlin selber sagte bescheiden: «Ich bin natürlich froh, wenn ich der Mannschaft mit Paraden helfen kann. Es ist gut, dass wir in der Rückrunde so wenige Gegentore erhalten. Das ist aber ein Verdienst der gesamten Mannschaft.»

Auch dank einem guten Goalie steht der FC Luzern nun bereits vier Punkte (bei einem Spiel mehr) vor dem direkten Konkurrenten FC St. Gallen. Gegen jenen Gegner geht es am nächsten Mittwoch (20.00, St. Gallen) im Direktduell um den dritten Rang. «Dort wollen wir unbedingt gewinnen», so Schürpf.

Voca: «Europa wäre ein Traum, aber daran denken wir nicht»

Von der erstmaligen Qualifikation zur Europa League in der Vereinsgeschichte wollen die Spieler aber noch immer nicht träumen, versichern die Luzerner nach dem 2:0-Sieg gegen Lugano. Der junge Mittelfeldspieler Idriz Voca, der eine starke Rückrunde spielt, erklärte: «Es wäre ein Traum, in der Europa League gegen Topteams zu spielen. Aber unsere Konzentration liegt nur beim nächsten Spiel.» Jonas Omlin ergänzte, man sei mit der Strategie, nur von Spiel zu Spiel zu schauen, gut gefahren. «Das ändern wir auch in der Schlussphase nicht.»

Die Aussagen der Spieler entsprechen vollkommen der Haltung, die der Trainer vorlebt. Wer den Mut aufbringt, Gerardo Seoane zu fragen, was ihm die Europa League bedeuten würde, erhält keine klare Antwort. Nach dem Sieg am Samstag meinte er nur: «Sie können mich nach dem letzten Saisonspiel gegen Basel fragen, was unsere Klassierung bedeutet. Jetzt interessiert mich nur, dass sich meine Spieler gut regenerieren und am Mittwoch in St. Gallen wieder topfit auf dem Platz stehen.»

Träume haben sie aber schon beim FC Luzern. Goalgetter Pascal Schürpf sagte, gefragt zur Zukunft: «Wir wissen, dass wir eine junge Mannschaft haben, die derzeit hervorragend spielt, sie hat grosses Potenzial. Niemand weiss, was mit diesem Team alles möglich ist.»

 

Die Noten:

Jonas Omlin, Torhüter: 6
Der Obwaldner hält alles, was auf seinen Kasten kommt. Mirakulös sind seine Paraden gegen Janko und Manicone.

Silvan Sidler, Rechtsverteidiger: 3,5
Mit dem schnellen Carlinhos junior ist der junge Aussenverteidiger überfordert, wird mehrfach überlaufen. Hat Glück, als Amazie das Tor nicht trifft (60.).

Marvin Schulz, Innenverteidiger: 3
Spielt zu ungenau, hat einige Fehlpässe. Steht zu weit weg bei der Chance von Manicone.

Stefan Knezevic, Innenverteidiger: 5
Der FCL-Abwehrchef gewinnt viele Zweikämpfe, provoziert die gelb-rote Karte von Mark Janko.

Claudio Lustenberger, Linksverteidiger: 4
In seinem 400. Spiel für den FCL zeigt der Captain eine solide Leistung, hat seine Seite im Griff.

Idriz Voca, defensives Mittelfeld: 4,5
Er fällt fast nie auf, ist aber extrem wichtig für die Mannschaft. Gewinnt viele Zweikämpfe, wird auch mutiger in der Offensive.

Hekuran Kryeziu, defensives Mittelfeld: 5
Voca hält ihm den Rücken frei, er kann nun die schönen Pässe spielen: Perfektes Zuspiel auf Demhasaj vor dem 2:0.

Ruben Vargas, rechtes Mittelfeld: 4
Ist bemüht auf dem Flügel, hat zum Beginn einige Aktionen. Der letzte Pass ist aber zu ungenau.

Valeriane Gvilia, offensives Mittelfeld: 4,5
Der Spielmacher arbeitet viel in der Defensive mit, vorne vergibt er aber eine riesige Chance (37.).

Pascal Schürpf, linkes Mittelfeld: 5
Wieder trifft der Basler Topskorer! Er stochert die Vorlage von Demhasaj zum 1:0 ins Tor (43.).

Shkelqim Demhasaj, Mittelstürmer: 5,5
Er ist omnipräsent, gibt den Assist zum Führungstor und erzielt das 2:0 mit einem Lupfer.

Nicht bewertbar: Olivier Custodio, Yannick Schmid, Francisco Rodriguez.

 

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 6. Mai 2018.

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