Party-Time für Huddersfield: Mit dem Aufstieg in die Premier League kommt der Geldsegen. (Bild: Robbie Jay Barratt/Getty)

Neulinge bereichern die Topligen

Fast alle Saisons in den europäischen Topligen sind zu Ende gespielt. Bei den Meistern gab es kaum Überraschungen – dafür stiegen aussergewöhnliche Mannschaften in die obersten Ligen auf. Ein Überblick.

Die Vergabe des Meistertitels ist nicht nur in der Schweizer Super League wenig überraschend. Anders sieht es in den zweithöchsten Ligen aus. Dies zeigt eine Übersicht über die Aufsteiger in die fünf grossen Ligen in Europa.

Deutschland

2. Bundesliga. Aufsteiger:
1. VfB Stuttgart
2. Hannover 96

Mit den Traditionsvereinen Stuttgart und Hannover als Aufsteiger gibt es zwar keine Überraschung, dennoch können die Rückkehrer eine Bereicherung für die deutsche Bundesliga sein. Im Gegensatz zu den abgestiegenen Darmstadt und Ingolstadt sind die beiden Mannschaften Publikumsmagnete. Nach nur einem Jahr in der 2. Bundesliga kehren die Mannschaften wieder ins Oberhaus zurück. Nicht geschafft hat dieses Kunststück Eintracht Braunschweig, der deutsche Meister von 1967. Braunschweig scheiterte in der Relegation an Wolfsburg.

England

Championship. Aufsteiger:
1. Newcastle United
2. Brighton & Hove Albion
3. Huddersfield Town

An die Honigtöpfe der Premier League dürfen aus England drei interessante Vereine. Mit Newcastle United kehrt ein Traditionsverein, der erst im Vorjahr abgestiegen war, zurück.

Die beiden weiteren Aufsteiger erstaunen allerdings. Brighton & Hove Albion steigt erstmals in der Vereinsgeschichte in die höchste Spielklasse auf. «The Seagulls» (Die Möwen) spielten zwar von 1979 bis 1983 in der obersten Liga, die hiess damals aber noch «First Division». In der Folge verschwand Brighton von der Bildfläche. 2011 gelang Brighton der Aufstieg in die zweitklassige Championship. Dies auch dank dem Vorsitzenden Tony Bloom, einem erfolgreichen Pokerspieler, der den Verein umkrempelte. Einen grossen Anteil am Premier-League-Aufstieg hat auch Trainer Chris Hughton. Er folgte im Winter 2015 auf den ­erfolglosen Sami Hyypiä und schaffte den Klassenerhalt – und in diesem Jahr als Zweitplatzierter den Aufstieg.

Die noch grössere Geschichte schreibt Huddersfield Town. Erst im Penaltyschiessen des Playoff-Finals gegen Reading setzte sich der absolute Überraschungsaufsteiger durch. Die grosse Figur bei Huddersfield ist der deutsche Trainer David Wagner – ein guter Freund von Liverpool-Trainer Jürgen Klopp und früherer U23-Trainer von Dortmund. Erst 2012 waren die Terriers in die zweite Liga aufgestiegen. Dort hatte der englische Meister von 1924, 1925 und 1926 in dieser Saison das fünftniedrigste Budget – und schaffte das Wunder. «Ich bin so glücklich und stolz auf meine Spieler», sagte Erfolgstrainer Wagner. In der lukrativen Premier League winken Huddersfield Town nun Mehreinnahmen von mindestens 212 Millionen Franken.

Frankreich

Ligue 2. Aufsteiger:
1. Racing Strasbourg
2. SC Amiens
3. ES Troyes AC

Es ist die Geschichte eines grossen Aufstiegs: Racing Strasbourg spielt wieder in der Ligue 1. Nach seinem Konkurs 2011 wurde der Klub in die 5. Liga zurückgestuft, stieg aber in den folgenden drei Jahren wieder bis in die 3. Liga auf, von wo er es 2016 in die 2. Liga schaffte. Dass es für den französischen Meister von 1979 sogar direkt wieder in die Ligue 1 reicht, gleicht einer Sensation. Noch vor wenigen Monaten meinte Klubpräsident Marc Keller nämlich: «Es geht für uns vor allem darum, den Klassenerhalt zu schaffen.» Schliesslich kam es für Racing Strasbourg, den ehemaligen Verein des Schweizer Kulttrainers Gilbert Gress aber noch viel besser.

Als wäre Strassburgs Durchmarsch nicht genug, hat mit Amiens ein zweiter Aufsteiger dieselbe Leistung vollbracht. Und wie! Beim Saisonfinale war der Klub gegen Stade Reims beim Stand von 1:1 in der sechsten Minute der Nachspielzeit lediglich auf Rang sechs platziert – dann schwang sich Emmanuel Bourgaud zum Helden auf und schoss die Amiénois mit dem 2:1 auf Rang zwei.

Als dritter Aufsteiger folgt ES Troyes AC. Dies dank einem 2:1-Sieg im Hinspiel der Relegation gegen Lorient und einem 0:0 im Rückspiel. Mit Troyes gibt es neben zwei Überraschungsaufsteigern auch noch ein Team, das erst im Vorjahr aus der höchsten Spielklasse abgestiegen ist.

Spanien

Segunda División. Aufsteiger:
1. Levante UD
2. noch offen
3. noch offen

In der spanischen Segunda División läuft die Meisterschaft noch. Klar ist bisher einzig, dass es auch in Spanien mit UD Levante einen Rückkehrer gibt, der direkt wieder aufsteigt. Wer noch? Zwei reguläre Spieltage stehen aus, anschliessend folgt eine Playoff-Runde, an der vier Teams teilnehmen. Die besten Chancen auf den zweiten Platz und damit auf den direkten Aufstieg hat derzeit der FC Girona. Ein möglicher dritter Aufsteiger könnte der letztjährige Absteiger FC Getafe sein.

Italien

Serie B. Aufsteiger:
1. Spal 2013
2. Hellas Verona
3. noch offen

Auch in der italienischen Serie B läuft die Saison noch, darum fehlt der dritte Aufsteiger noch. Als neues Serie-A-Team steht derweil Spal 2013 (früher Spal Ferrara) fest – nach genau 50 Jahren. Der Underdog ist erst 2016 in die Serie B aufgestiegen und setzte zum sofortigen Durchmarsch an. Zuvor hat der Klub eine bewegte Geschichte: Spal wurde mehrere Male die Lizenz entzogen, weshalb der Verein neu gegründet wurde und es zum Namenszusatz «2013» kam. Die bekanntesten Namen im Aufsteigerteam von Trainer Leonardo Semplici sind die Stürmer Mirco Antenucci und Sergio Floccari.

Den direkten Wiederaufstieg feiert Hellas Verona, der italienische Meister von 1985. Mit 74 Punkten nach 42 Spielen steigt das Traditionsteam als Tabellen-Zweiter auf. Bester Torjäger in der Meisterschaft war Captain Giampaolo Pazzini mit 23 Toren.

Um den 3. Platz als Aufsteiger spielen im Playoff-Final Benevento Calciound Carpi FC. Benevento spielte noch nie in der Serie A und ist im Vorjahr erst in die Serie B aufgestiegen. Für Benevento kommt bereits das Erreichen der Playoffs einer Sensation gleich. Anders Carpi, das nach dem Abstieg im Vorjahr den direkten Wiederaufstieg anstrebt.

Übrige Ligen

Spezielle Aufsteigergeschichten gibt es auch aus anderen Ligen. Die kurioseste davon schreibt der SKA Khabarovsk in Russland. Das Team setzte sich in den Playoffs durch und beschert den künftigen Gegnern in der Premier Liga die weiteste Anreise innerhalb einer europäischen Liga. Denn Khabarovsk liegt im Osten des Landes, 30 Kilometer von der Grenze zu China entfernt. Nach Moskau sind es mehr als 8000 Kilometer. Die Anreise dauert für die meisten Erstligisten acht Stunden – mit dem Flugzeug.

In der belgischen Liga kommt nach 13 Jahren Abstinenz mit Royal Antwerpen FC der älteste Klub des Landes in die höchste Spielklasse zurück. Dank dem Aufstieg stellt die zweitgrösste Stadt Belgiens erstmals seit 2013 wieder einen Erstligisten.

Auch in Tschechien kehrt mit Sigma Olmütz ein Traditionsverein zurück in die höchste Liga. Der Cupsieger von 2012 machte den direkten Wiederaufstieg schon vier Spieltage vor Ende der Meisterschaft klar.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 2. Juni 2017.

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