Nach dem Schlusspfiff bleibt bei Simon Grether (am Boden) und seinen Teamkameraden nur die Ernüchterung. (Bild: Martin Meienberger)

Ohne Ideen ans Tabellenende

Ein enttäuschender FC Luzern verliert das Kellerduell in Lugano mit 0:1. Die Mannschaft könne mit dem Druck nicht umgehen, sagt Trainer Markus Babbel. Er muss als Tabellenletzter um seinen Job fürchten.

Der FC Luzern nahm von seiner Reise ins Tessin ein Geschenk des FC Lugano mit, das er lieber nicht erhalten hätte. Statt den drei geplanten Punkten gab es vom Tessiner FCL die rote Laterne. Und wie Trainer Markus Babbel nach dem Spiel fand, erhielt man diese völlig zu Recht. «Wir haben von allen Mannschaften am wenigsten Punkte geholt. Damit ist man zu Recht Letzter.»

Sein Team hatte soeben gegen den FC Lugano in einem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel den Kürzeren gezogen und mit 0:1 verloren. In der Meisterschaft haben die Innerschweizer inzwischen seit neun Spielen nicht mehr gewonnen. Damit ist der FCL erstmals seit dem 22. Februar 2015 Tabellenletzter.

Eine einzige Torchance in 90 Minuten

Die Enttäuschung war nach dem Spiel nicht nur Babbel, sondern auch seinen Spielern anzusehen. Dass der Sturz ans Tabellenende den Spielern egal wäre, kann man ihnen nicht vorwerfen. Doch auf dem Platz sah man davon wenig. Die Luzerner Mannschaft schien sich nur wenig gegen die Niederlage zu stemmen. Lugano war von A bis Z überlegen. Einzig dem erneut starken Torhüter Jonas Omlin war es zu verdanken, dass die Niederlage nicht höher ausfiel. In der 24. Minute konnte aber auch er nichts mehr ausrichten. Lugano-Stürmer Alexander Gerndt köpfelte die Tessiner nach einem Eckball von Cristian Ledesma in Front. «Da haben wir schlicht gepennt», spricht Markus Babbel Klartext. Auch der deutsche FCL-Innenverteidiger Marvin Schulz sieht bei Standards Verbesserungspotenzial: «Da sahen wir schon im Cupspiel schlecht aus. Daran müssen wir unbedingt arbeiten.»

Das grösste Problem beim FC Luzern war gestern aber nicht die Defensive, nach vorne lief nämlich gar nichts. In 90 Minuten hatte der FC Luzern nur eine einzige Torchance. Shkelqim Demhasaj kam in der 28. Minute nach einem Pass von Filip Ugrinic zum Abschluss. In der zweiten Halbzeit, in der Markus Babbel mit Tomi Juric, Ruben Vargas und Dereck Kutesa drei Stürmer einwechselte, gab es gar keine richtige Möglichkeit mehr. «Uns fehlte jegliche Kreativität. Wir haben viele lange Pässe gespielt, dort hatten wir dann weder den ersten noch den zweiten Ball», meinte Schulz. Routinier Reto Ziegler sagte: «In der Offensive müssen wir lockerer spielen und kreativer werden. Es wirkt bei uns im Moment alles verkrampft.»

Trainer Markus Babbel ist einer, der sich gerne vor die Mannschaft stellt. Mit öffentlicher Kritik an seinen Spielern hält er sich normalerweise zurück. Auch nach dem verlorenen Spiel gegen Lugano meinte der Bayer: «Die Mannschaft hat gekämpft und wollte hier gewinnen. Ich kann keinem einzigen Spieler vorwerfen, dass er nicht alles versucht hätte.» Doch die Spieler seien im Moment blockiert. «Fussball ohne Druck gibt es nicht. Und im Moment kann die junge Mannschaft offenbar mit dem negativen Druck, den es in so einer Situation gibt, nicht umgehen», so Markus Babbel.

Markus Babbel bleibt optimistisch

Dass es nach diesen schwachen Leistungen Kritik an die Adresse des Trainers gibt, sei nur logisch, sagte Babbel. «So ist das Geschäft. Ich bin der Hauptverantwortliche der Mannschaft, und wenn man so lange nicht mehr gewinnt, muss man mit Kritik rechnen.» Auf die Frage, ob er nächsten Sonntag gegen den FC St. Gallen noch an der Seitenlinie steht, antwortete Babbel: «Ob ich nächste Woche noch Trainer des FC Luzern bin, weiss ich nicht. Aber ich werde sicher nicht freiwillig von Bord gehen. Die Mannschaft hat einen einwandfreien Charakter und grosses Potenzial. Ich bin mir sicher, dass wir aus diesem Loch wieder herauskommen.»

Auch in der jetzigen Situation bleibt Markus Babbel optimistisch. Etwas Gutes habe nämlich auch die rote Laterne: «Nun kann uns niemand mehr überholen, wir sind die Jäger. Und wir werden zur Aufholjagd ansetzen.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 30. Oktober 2017.

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