Kommt den berühmten Schritt zu spät: Cedric Itten (Zweiter von links). (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Pfiffe statt Cup-Vorfreude

Der FC Luzern präsentiert sich bei der 0:2-Niederlage gegen Lugano ideenlos und fehleranfällig. Am Mittwoch im Cup-Halbfinal braucht es eine immense Steigerung.

Wenn am Ende der Partie ein Teil der Fans pfeift und ein anderer Teil singt, dass sie dem FCL immer treu bleiben werden, dann weiss man: Luzern spielte kata­strophal. Selten in dieser Saison war es aber so schlimm wie nach dem 0:2 im Duell mit dem Tessiner FCL. Lugano war in allen Belangen überlegen. Einzig der Ineffizienz der Lugano-Offensive und den Paraden von Torhüter Jonas Omlin war es zu verdanken, dass der FCL nicht höher als 2:0 verlor.

Der eingewechselte Tomi Juric hatte die einzige gute Möglichkeit der gesamten Partie. Dem gegenüber standen unzählige Hochkaräter für die Tessiner – zwei davon konnten sie nutzen. Bedenklich war beim FC Luzern insbesondere, wie wenig Leidenschaft die Spieler an den Tag legten. Die Zweikämpfe nahmen sie fast nie an und kamen immer einen Schritt zu spät. Die Offensive rund um den schnellen und omnipräsenten Lugano-Star Ezgjan Alioski bekam man nie auch nur ansatzweise in den Griff. Die Luganesi wirkten wacher und schliesslich auch deutlich besser.

Dabei steht ausgerechnet am Mittwoch das bis jetzt wichtigste Spiel der Saison auf dem Programm: der Cup-Halbfinal in Sion. «Dort müssen wir uns enorm steigern, wenn wir gewinnen möchten», sagte Captain Claudio Lustenberger nach dem Lugano-Spiel. «Heute haben wir ohne Leidenschaft agiert und katastrophal gespielt. Diese Niederlage müssen wir zuerst verdauen. Das wird intern im Hinblick auf den Mittwoch schon noch zu reden geben.» Lustenberger gilt als einer derjenigen, der nicht immer alles gleich negativ sieht. Gestern fand aber auch er harte Worte: «Das war ein Grottenkick von uns.» Spielmacher Markus Neumayr ergänzt: «Ich hätte als Fan auch gepfiffen.»

Babbel: «Lugano spielte mit Leidenschaft, wir nicht»

Auch Trainer Markus Babbel nahm nach der bedenklichen Niederlage gegen Lugano kein Blatt vor den Mund: «Das einzig Positive ist, dass das Ergebnis nicht höher ausgefallen ist. Auf dem Platz stand eine Mannschaft mit Leidenschaft und eine ohne.»

Im Hinblick aufs Spiel am Mittwoch gegen Sion muss sich alles ändern, wenn man eine Chance haben will. Sion hat am Samstag gegen Thun zwar ebenfalls nicht geglänzt, siegte aber mit 2:1. «Aus dieser Niederlage müssen wir im Hinblick aufs Sion-Spiel die Lehren ziehen», sagte Babbel. «Die Hoffnung ist, dass das Spiel die Mannschaft aufgerüttelt hat.» Mittelfeldmotor Hekuran Kryeziu beschwichtigte: «Das wird wieder ein anderes Spiel. Lugano stand sehr tief und spielte perfekt auf Konter. Sion spielt mehr mit.» Doch gerade in der zweiten Halbzeit war es bedenklich zu sehen, wie einfach das Luzerner Mittelfeld ausgespielt werden konnte und wie unorganisiert die Abwehr wirkte.

Allgemein muss man sich langsam Sorgen machen um den FCL. Die Rückrundenbilanz liest sich fürchterlich: acht Spiele, fünf Unentschieden, zwei Niederlagen und ein einziger Sieg. Dieser datiert vom 12. Februar gegen die Berner Young Boys. Bis jetzt spricht aber niemand im Umfeld des FCL von einer Krise – weil die Konkurrenz so schwach ist, dass der FCL immer noch sechs Punkte Vorsprung auf den fünften Platz hat. «Zum Glück haben wir viele Punkte in der Vorrunde geholt», sagte Marco Schneuwly. Er, der Topskorer, der jetzt schon seit 475 Minuten in der Meisterschaft auf einen Torerfolg wartet. Und Schneuwly war selten so weit entfernt von einem Tor wie gestern. Auch das könnte auf eine Krise hindeuten – die bei einem Sieg in Sion aber schnell wieder vergessen wäre.

Die Noten zum Spiel

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Publiziert für die Luzerner Zeitung am 2. April 2017, im Print am 3. April 2017.

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