Der Eingang des Restaurants Schlemmerei im Betagtenzentrum. Das Wortspiel im Namen sorgt für Irritation (Bild Corinne Glanzmann, Neue Luzerner Zeitung).

«Schlemmerei» stösst auf Kritik

Das Restaurant des neuen Betagtenzentrums konkurriert mit dem Kongresszentrum «Gersag». Das sorgt für Irritationen – ebenso wie ein missglücktes Wortspiel im Titel.

Das Restaurant Schlemmerei im neuen Betagtenzentrum Emmenfeld in Emmen will mit der grossen Kelle anrühren: Es sieht sich nicht nur als Heimrestaurant. Im Angebot gibt es ein Selbstbedienungsrestaurant und ein bedientes Restaurant. Zudem bietet die «Schlemmerei» Tagungen und Kongresse an – für insgesamt bis zu 300 Personen. Alles ist öffentlich und nicht nur für die Senioren, ihre Angehörigen und die Mitarbeiter gedacht. Offiziell eröffnet wird das Restaurant Schlemmerei Anfang November, dennoch ist es bereits in Betrieb – und sorgt für viel Gesprächsstoff.

«Billige Kopie» des «Schweizerhofs»

Das Restaurant wirbt mit dem Motto «Wo Emmen isst und feiert». Dieser Slogan erinnert stark an jenen des Luzerner Festivalhotels Schweizerhof («Wo Luzern das Leben feiert»). Richard Kolly, Geschäftsführer der Betagtenzentren Emmen AG, sagt: «Der ‹Schweizerhof› hat uns bereits auf die Ähnlichkeit aufmerksam gemacht.» Das bestätigt «Schweizerhof»-Direktor Clemens Hunziker: «Wir haben die Betagtenzentren Emmen AG informiert, dass wir den ähnlichen Slogan registriert haben. Schliesslich werben wir damit in ganz Luzern.» Hunziker sagt aber auch: «Wir nehmen es als grosses Kompliment, dass unser Slogan in anderer Form wieder verwendet wird, und freuen uns, das Original zu sein.»

Gemäss Kolly kannte die Betagtenzentren Emmen AG den «Schweizerhof»-Slogan gar nicht. Wird der Leitsatz nun geändert? «Nein», sagt Kolly. «Es sind ja nur zwei Wörter gleich.» Zudem handle es sich nur um einen temporären Slogan für die Eröffnungsphase.

Bei einigen Emmern ist der Ärger über den Slogan gross. Guido Omlin etwa bezeichnete ihn in einem Leserbrief in unserer Zeitung als «billige Kopie». Zudem sei er für ein Restaurant in einem Betagtenzentrum «absolut unpassend – das Wort ‹feiert› passt nicht: Ein Betagtenzentrum soll kein Partylokal sein». Auch der Name Schlemmerei stösst auf Kritik. «In einer Welt, in der Abermillionen Menschen täglich Hunger leiden, ist es höchst deplatziert, zur Schlemmerei, Schwelgerei, Prasserei, Völlerei und Zecherei einzuladen», schrieb Alphons Frey unserer Zeitung.

Hinter dem Namen steckt ein Wortspiel. Das fällt aber nur den wenigsten auf. «In der Mitte steht das Wort ‹Emmer›», sagt Richard Kolly. «Ursprünglich war geplant, ‹Emmer› grafisch hervorzuheben. Das haben wir aber nicht gemacht, da der Name Schlemmerei gemäss unserem Grafiker dann nur schwer lesbar gewesen wäre», so Kolly. Im nachhinein sei dies ein Fehler gewesen: «Wir hätten ‹Emmer› in Grossbuchstaben schreiben sollen, sodass das Wortspiel gleich ins Auge springt.» Kolly bedauert: «Jetzt verstehen viele das Wortspiel nicht.»

Auch dass das Restaurant im Betagtenzentrum auf Events mit modernster Infrastruktur für Tagungen bis 300 Personen setzt, gefällt nicht allen. Leserbriefschreiber Guido Omlin: «Das Restaurant Schlemmerei ist nun ein direkter Konkurrent des gemeindeeigenen Kongresszentrums Gersag.» Die Betagtenzentren Emmen AG gehört zu 100 Prozent der Gemeinde Emmen. «Ich frage mich schon, was die Strategie des Gemeinderats bezüglich gemeindeeigenen Gastronomiebetrieben ist», so Omlin. «Das Kongresszentrum Gersag zu konkurrieren, macht absolut keinen Sinn. Schliesslich läuft es im Gersag nicht gerade gut.» Das beweist ein Blick auf die Emmer Jahresrechnung 2014. Die gemeindeeigenen Restaurationsbetriebe Gersag, Rossmoos und Freibad werden hier zusammengerechnet. Insgesamt wiesen sie 2014 ein Defizit von 174 396 Franken aus.

Emmens Gemeinderat hingegen sieht die neue Konkurrenz für das Kongresszentrum Gersag nicht als Problem, sondern gar positiv. Sozialdirektor Thomas Lehmann (FDP): «Das Restaurant Schlemmerei ist ein weiteres Angebot in unserer Gemeinde. Es konkurriert das Kongresszentrum Gersag, das belebt aber den Markt.» Zudem gebe das Restaurant im Betagtenzentrum neue Möglichkeiten: «Bisher waren Anlässe nur an einem Ort möglich, nun können auch zwei grössere Veranstaltungen gleichzeitig in der Gemeinde Emmen stattfinden.»

Das Restaurant im Kongresszentrum Gersag änderte im Frühling 2014 die Ausrichtung und setzt nun auf eine vegane Küche. Das ist speziell für ein Kongresszentrum – genau deshalb sei es aber erfolgreich, sagt Gemeindepräsident Rolf Born (FDP): «Damit schliesst das ‹Gersag› eine Marktlücke.» Trotzdem schrieb das Kongresszentrum 2014 keine schwarzen Zahlen; bereits in den Vorjahren gab es Defizite. Gemeindepräsident Born sagt dazu: «Bei gemeindeeigenen Räumlichkeiten ist es meistens sehr schwierig, Gewinn zu erwirtschaften. Wir möchten gerade für heimische Vereine sehr freundliche Preise anbieten.»

Querfinanzierung ist das Ziel

Der Geschäftsführer der Betagtenzentren Emmen AG, Richard Kolly, sagt, dass bereits jetzt die Nachfrage für das Restaurant Schlemmerei gross ist: «Für den November und Dezember haben bereits grössere Emmer Unternehmen ihr Firmenessen gebucht.» Im Restaurant Schlemmerei wird auf eine gutbürgerliche Küche gesetzt. Ein Tagesmenü kostet 17 Franken, ein Business Lunch 35 Franken. Zudem gibt es saisonal wechselnde Gerichte ab Karte (16 bis 35 Franken). Küchenchef ist Jürgen Schüber, der früher Küchenchef im Hotel Winkelried in Stansstad war. Seit 2010 ist er bei den Betagtenzentren Emmen tätig. Sous-Chef ist Ralph Schied, der schon zuvor im Betagtenzentrum Herdschwand arbeitete.

Die Strategie der Betagtenzentren sei es, neben dem Kerngeschäft auch mit dem Restaurant aktiv zu sein. «Die Gastronomie soll die Betagtenzentren mitfinanzieren», sagt Kolly. Nicht nur deshalb öffne man bewusst die Tore. Richard Kolly sagt: «Das öffentliche Restaurant soll für die Bewohner auch eine Bereicherung sein, so gibt es Abwechslung in ihren Alltag.»

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 5. Oktober 2015.

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