Isabelle Gerig (rechts) im Einsatz für die Schweiz gegen Finnland mit Laura Rantanen. (Bild: Claudia Thoma)

Sie startet voll durch

Die Rotkreuzerin Isabelle Gerig wird erst morgen volljährig, ist beim NLA-Spitzenteam Dietlikon aber schon eine feste Grösse. Für den Traum Schweden will sie aber nicht zu viel aufgeben.

Da sitzt sie also, das wohl grösste Talent im Schweizer Unihockey. Isabelle Gerig (17, wird morgen 18) wirkt ruhig, spricht dann, wenn sie gefragt wird. Die Rolle im Mittelpunkt gefällt ihr im normalen Leben nicht so. Dabei hat sie diese Rolle dort oft inne, wo sie am liebsten ist: auf dem Unihockeyfeld.

Überall wo sie war, hat sie sogleich eingeschlagen. Auf die letzte Saison wechselte sie vom NLB-Team Zugerland nach Dietlikon und setzte sich beim Spitzenteam sogleich im ersten Block fest. Das erste Aufgebot für die A-Nationalmannschaft liess nicht lange auf sich warten. Und es passt zu ihr, dass sie auch dort gross aufspielte. «Ich glaube, so gut wie mit der Nationalmannschaft habe ich noch nie gespielt», sagt die Rotkreuzerin zu ihrer Leistung. Zu drei Länderspielen ist sie bisher gekommen – für die noch 17-Jährige ein absolutes Highlight: «Gerade gegen Schweden auf dem Platz zu stehen, war schon speziell», sagt sie.

Zug United schätzt Talent falsch ein

Bei ihrem Club konnte sich Gerig in der letzten Saison als linker Flügel auf das beste Sturmduo der Schweiz mit Petra Weiss und Michelle Wiki verlassen. «Das machte mir vieles einfacher», sagt sie. In ihrer ersten NLA-Saison traf sie in 25 Spielen 16 Mal, dazu kommen 9 Assists. «Aber bei diesen Mitspielerinnen war vieles auch einfacher», sagt sie und lacht. «Manchmal musste ich nur noch den Stock hinhalten.»

Doch auch nach dem Abgang von Weiss und Wiki (beide wechselten nach Schweden) zeigt Isabelle Gerig ihre Leistungen. Mehr noch: Sie übernimmt nun mehr Verantwortung und trifft noch öfters. In 11 Spielen schon 12 Mal, dazu kommen 5 Assists.

Trotz der guten Statistik, Gerig bleibt bescheiden. Ihre Stärken? «Ich weiss gar nicht. Ich beurteile mich nicht gerne selber», sagt sie. Sei sie etwa besonders wendig und schnell? «Nein, durchschnittlich.» Immerhin: Die Technik von ihr sei gut, sagt sie dann nach ein paar Sekunden. Und das Spielverständnis. «Ein gewisses Talent habe ich wohl schon.»
Das Talent, oder mehr noch die Begeisterung für Unihockey, zeigte sich schon früh, sehr früh. Kaum konnte sie laufen, hatte sie den Stock fast immer in der Hand. «Meine Mutter erzählt heute noch, wie ich damals als Dreijährige mit dem Hockeystock umhergerannt bin.» Das hat sie ihren älteren Brüdern nachgemacht, die immer Hockey spielten. Klein-Isabelle durfte dann irgendwann auch mitspielen. Mit sechs trat sie dann den Astros Rotkreuz bei und setzte sich als Mädchen bei den Junioren durch. Als 13-Jährige wechselte sie zu Zug United in die U 21.

Ein Jahr später wäre sie für die U-19-Nationalmannschaft nominiert worden. Doch da man Länderspiele erst ab 15 Jahren bestreiten darf, musste Gerig noch warten. Später an der U-19-WM vor drei Jahren wurde sie als jüngste Teamspielerin ins All-Star-Team gewählt, danach debütierte sie für UHC Zugerland in der NLB. Für das NLA-Team Zug United wurde sie als noch zu jung befunden, daraufhin wechselte sie nach Dietlikon. «Klar war der Wechsel mit einem gewissen Risiko verbunden», sagt sie. «Im Nachhinein war das aber sicher die richtige Entscheidung.»

Sie wohnt immer noch bei ihren Eltern in Rotkreuz, für die drei Mannschaftstrainings in der Woche fährt sie pro Weg eine Stunde mit dem Zug. «Am Anfang fand ich das noch nicht so schlimm. Aber langsam ist es sicher so, dass man nicht immer gerne Zug fährt», sagt sie. Ausziehen sei aber noch kein Thema, wegen der Arbeitsstelle in Rotkreuz würde das auch wenig Sinn machen, so die Flügelspielerin.

Beruf hat Vorrang, Profikarriere schliesst sie aus

Dass sie beim späteren Qualifikationssieger und Cupsieger sogleich im ersten Block spielen würde, überraschte alle – auch sie. «Ich habe eigentlich erwartet, in der ersten Saison hauptsächlich auf der Bank Platz nehmen zu müssen», so Gerig. Der jungen Rotkreuzerin scheint auf dem Feld sogleich alles auf Anhieb zu gelingen. «Ich gehe auf das Feld und versuche mein Bestes zu geben. Entweder klappt es oder nicht.» Sie habe sich in ihrer ersten NLA-Saison keinen Druck gemacht, aber das habe sich geändert. «Natürlich werden an mich jetzt andere Erwartungen gestellt – und die stelle ich auch selber an mich», so Isabelle Gerig. Sie wolle und müsse noch mehr Verantwortung übernehmen.
Ihr Ziel ist es, einmal in die beste Unihockey-Liga der Welt zu wechseln, nach Schweden. Profi wird man aber auch dort nicht. «Deshalb hat für mich der Beruf momentan auch klar Vorrang», sagt Gerig, die bei der Gemeindeverwaltung Risch-Rotkreuz ihre KV-Lehre absolviert. «Unihockey ist nur mein Hobby, mein Beruf wird der Sport leider nie werden.»

Publiziert in der Zentralschweiz am Sonntag am 4. Dezember 2016.

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