Asiatische Touristen bedienen einen VBL-Billettautomaten (Bild Corinne Glanzmann, Neue Luzerner Zeitung).

Touristen dürfen bald gratis Bus fahren

Kostenlos im öffentlichen Verkehr: Das soll ab 2017 für alle Touristen in der Stadt Luzern möglich sein. Dafür muss aber eine Gebühr um das Fünffache erhöht werden.

Touristen dürfen gratis Bus fahren? Da war doch was. Bereits seit 2012 profitiert ein Bruchteil der Luzerner Touristen von einem Gratis-Ticket für den öffentlichen Verkehr in Stadt und Agglomeration (Zone 10), nämlich diejenigen, die über die Homepage von Luzern Tourismus buchen. Dabei handelt sich allerdings um weniger als 1 Prozent aller Touristen, die jährlich die Stadt Luzern besuchen.

Nun sollen ab 2017 alle Touristen von einem solchen Angebot profitieren können. Für den gesamten Aufenthalt erhalten sie bei der Buchung ihres Hotels eine Gästekarte, die gleichzeitig als Billett für den gesamten ÖV in der Zone 10 gilt. Davon ausgenommen sind einzig Schifffahrten.

2012 wollte man das Angebot schon einführen, damals waren die Kosten aber zu hoch. Man setzte deshalb vorerst auf eine Light-Version. «Vor drei Jahren forderte der Tarifverbund noch deutlich mehr Geld», sagt Tourismusdirektor Marcel Perren. Über eine Million Franken jährlich hätte Luzern Tourismus damals dem Tarifverbund pauschal für die flächendeckende Einführung bezahlen müssen. Wie viel jetzt für die Gratistickets für Touristen bezahlt werden muss, ist noch in Verhandlung. Klar ist: Die Kosten sollen neu «weit unter einer Million Franken» betragen, so Perren.

In anderen Städten bereits Realität

Auch der Luzerner Stadtrat hat darauf gedrängt, das Angebot endlich einzuführen. Andere Städte wie Basel oder Lausanne kennen Gratisbillette für Touristen bereits seit Jahren. «Tourismus ist für die Stadt Luzern eine äusserst wichtige Branche», sagte Stadtpräsident Stefan Roth (CVP) gestern an einer Pressekonferenz zum Thema Tourismus. «Deshalb möchten wir die Qualität in der Branche weiterhin hoch halten. Das schafft man auch mit solchen Angeboten.» Zudem seien die Touristen mit den Billettautomaten oft überfordert. «Für die Gäste ist es mit der Gästekarte einfacher», so Roth.

50 statt 10 Rappen

Um die Gratisbil­lette zu finanzieren, möchte der Stadtrat Luzern Tourismus entgegenkommen. Er präsentierte gestern den Bericht und Antrag für eine Erhöhung der Beherbergungsgebühr. Der Stadtrat soll ermächtigt werden, die Gebühr von 10 Rappen auf 50 Rappen pro Nacht zu erhöhen. Der Ertrag muss gemäss kantonalem Tourismusgesetz im Interesse der Gäste eingesetzt werden.

Tourismusdirektor Perren hofft, dass durch die Mehreinnahmen der Beherbergungsgebühren die höheren Ausgaben für den ÖV gedeckt werden können. «Ziel ist es, dass wir für das zusätzliche Angebot nur wenig drauflegen müssen», sagt Perren. Er rechnet vor: «Bei rund 1,2 Millionen Logiernächten machen die 40 Rappen mehr pro Nacht jährlich fast 500 000 Franken aus.» Die Motivation für die Einführung der Gratisbillette sei bei Luzern Tourismus gross. «Damit können wir unseren Gästen mehr bieten. Ob sie das Angebot auch nutzen, wird sich dann weisen», sagt Perren.

Patric Graber, Präsident von Luzern Hotels, hat sich vor drei Jahren in unserer Zeitung kritisch über die kostenlosen Busbillette für Touristen geäussert. Nun hat er seine Meinung geändert. «Da der Gast die Tickets nun indirekt selber finanziert, ist es sicher ein gutes Angebot.» Er hebt hervor, dass dafür keine öffentlichen Gelder verwendet werden. Mehr noch: «Ich denke, der Tarifverbund macht einen guten Deal, da nur die wenigsten Touristen einen Bus nehmen werden. Die Einnahmen werden die Fahrten mehr als decken.» Graber rechnet damit, dass rund 80 Prozent der Gäste das Angebot nicht nutzen. Grund dafür sei das enge Stadtzentrum: Oft sei man zu Fuss schneller als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. «Zudem gibt es für beliebte Touristenziele wie den Pilatus oft kombinierte Angebote, bei denen das Busticket bereits inbegriffen ist», so Graber.

Stadt bezahlt 550 000 Franken

Neben der Erhöhung der Beherbergungsgebühr beantragt der Stadtrat beim Parlament, die Leistungsvereinbarung zwischen Stadt und Luzern Tourismus bis 2020 zu erneuern. Dies zu denselben Konditionen wie in den letzten fünf Jahren. Das bedeutet: Die Stadt bezahlt jährlich einen Markenbeitrag von 460 000 Franken und einen Beitrag zur Kongressförderung von 90 000 Franken. Zum Vergleich: Der Kanton bezahlte 2010 noch 500 000 Franken, inzwischen ist der Betrag aus Spargründen auf 340 000 Franken geschmolzen. Sparen muss auch die Stadt Luzern, von Sparmassnahmen im Tourismus will Roth aber nichts wissen. «Der Tourismus hat für uns eine hohe Bedeutung», sagt Roth. «Auch in Zeiten des Erfolgs muss man an die Zukunft denken.»

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 21. Oktober 2015.

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