François Affolter jubelt zusammen mit Hekuran Kryeziu (Bild: Keystone).

Vom Abstellgleis zum Torjubel

François Affolter (25) war für viele bereits abgeschrieben. Überraschend steht er gegen Lausanne in der Startaufstellung und zeigt eine gute Leistung. Er krönt sie gar mit dem 1:0.

Als kurz vor Anpfiff die Aufstellungen bekannt wurden, waren viele überrascht. Spielt beim FC Luzern tatsächlich François Affolter statt Tomislav Puljic? Affolter war beim FCL nicht mehr erwünscht und sollte trotz Vertrag bis Sommer 2018 abgeschoben werden. Er wurde bereits mit Sheriff Tiraspol und Steaua Bukarest in Verbindung gebracht. Zudem machten Gerüchte die Runde, dass er schon Neuchâtel Xamax und Le-Mont-sur-Lausanne angeboten worden war – und die Challenge-League-Klubs ihn nicht haben wollten.

Affolter überzeugte gestern gegen Lausanne mit einer souveränen und abgeklärten Leistung. Mehr noch: Nach einem Eckball von Markus Neumayr eröffnet ausgerechnet er beim Torfestival das Skore. «Ich war nicht überrascht, dass ich spielen durfte», sagt François Affolter nach dem Spiel. Er habe schon am Donnerstag von der Nomination erfahren und habe sich entsprechend gefreut. «Ich stehe noch beim FC Luzern unter Vertrag, und solange das so ist, werde ich für den FCL hundert Prozent geben», so der ehemalige Schweizer Nationalspieler.

«Im Fussball kann es sehr schnell gehen»

Ist er gedanklich nicht schon beinahe aus Luzern abgereist? «Nein», sagt Affolter dazu. «Im Fussball kann es sehr schnell gehen, und ich weiss, dass ich einfach meine Leistung bringen muss.» Mit seiner persönlichen Vorstellung zeigt er sich zufrieden, auch wenn er sagt: «Vier Gegentreffer sind natürlich viel zu viel.» Beim letzten Gegentreffer kann auch er nicht mehr klären. «Die Aktion lief sehr unglücklich für uns, schlussendlich konnte ich nicht mehr reagieren, und Ben Khalifa traf aus spitzem Winkel das Tor.»

Dass er sogar selber zum Torschützen wurde, freut Affolter hingegen sehr. «Klar freue ich mich, dass ich dem Team helfen konnte», so Affolter. «Ich wusste, ein Tor schiesse ich jede Saison. Mir war klar, dass das Tor noch kommt.»

Babbel: «Puljic hat in der Dreier-Abwehr Mühe»

Affolter rückte gestern für den kroatischen Routinier Tomislav Puljic (33) in die Startaufstellung. Trainer Markus Babbel begründete nach dem Spiel, man habe die ganze fünfwöchige Vorbereitung analysiert und sei zum Entscheid gelangt, dass es der Bieler verdient habe, zu spielen. «François Affolter hat in der Vorbereitung einen sehr guten Eindruck hinterlassen.» Mit ein Grund für die überraschende Wahl sei auch die Tatsache gewesen, dass der Coach sich für eine Dreierkette entschied. «Puljic bekundet noch Mühe mit der Dreier-­Abwehr», erklärte Babbel. Der Coach sagte auch, der Entscheid, den Kroaten auf die Ersatzbank zu setzen, habe keinen Zusammenhang mit der Vertragsklausel, wonach sich der Puljic-Kontrakt bei weiteren neun Einsätzen in der Startaufstellung um ein Jahr bis 2018 verlängert. «Solche Verträge sind mir total egal. Ich stelle die Spieler auf, bei denen ich denke, dass sie dem Team am meisten helfen können.» Die Leistung von Affolter in Lausanne gibt dem Trainer Recht.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 6. Februar 2017. 

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