Der FC Luzern holt einen 0:2-Rückstand gegen die Grasshoppers noch auf und holt mit dem 2:2 noch einen Punkt. Trotz Überzahl fand der FCL nie zu seinem Spiel.
Zum Schluss gab es doch noch Applaus von den Rängen. Dabei hatte der FCL gestern gegen ein harmloses GC enttäuscht, ist eine gefühlte Ewigkeit zu keiner Torchance gekommen und hat dabei zwei dumme Gegentore kassiert. Doch der FCL zeigte eine kämpferische und leidenschaftliche Leistung. Und ausgerechnet die beiden Neuzugänge Il-Gwan (77.) und Shkelqim Demhasaj (89.) sorgten mit zwei späten Toren immerhin noch für einen Punktgewinn. «Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen», meinte der Schaffhauser Demhasaj.
Bevor der FCL zum Schluss doch noch Unterhaltung bot, wurde das Publikum aber auf die Probe gestellt. Es sah einen FC Luzern, der es nicht fertig brachte, eine Spielidee zu entwickeln. Ab der 32. Spielminute war der FCL nach einer harten Gelb-Roten Karte an Charles Pickel mit einem Mann mehr auf dem Platz gestanden. Im Ballbesitz (74 Prozent für den FCL) und in den Eckbällen (10:0 für den FCL) zahlte sich die numerische Überlegenheit zwar aus, in Torchancen und vor allem Toren jedoch nicht. Der FCL agierte wie beim Handball, liess den Ball um den Sechzehner zirkulieren, ohne darin einzudringen. «Von aussen hat es sicher ideenlos gewirkt», meinte nach dem Spiel Mittelfeldstratege Hekuran Kryeziu. «Aber es war schwierig, weil GC so defensiv stand.» FCL-Routinier Christian Schwegler sagte: «Um Raum zu schaffen, hätten wir schneller spielen müssen. Dafür war die Passqualität aber zu schlecht.»
Ausgerechnet Munsy heizte die Emotionen an
Spätestens nach der roten Karte positionierten sich die Grasshoppers zu neunt vor dem eigenen Strafraum. Zu den besseren Möglichkeiten kamen dennoch die Zürcher, die oft mit weiten Bällen zu den schnellen Stürmern operierten. Schon das frühe Führungstor für GC war nach einem Konter zu Stande gekommen, ausgerechnet der ehemalige FCL-Spieler Ridge Munsy erzielte das Tor und liess sich zum Unmut der FCL-Fans direkt vor der Fankurve feiern – worauf er das Spiel über ausgepfiffen wurde.
Spätestens da waren die Emotionen drin in der Partie. Emotionen, die ermöglichten, dass ein fast schon geschlagener FCL nochmals zurück kam. Und sie brachen vollends aus, als nach dem Ausgleichstreffer Tomi Juric und Numa Lavanchy aneinandergerieten und vom Platz gestellt wurden. Es passte zu diesem verrückten Nachmittag.
Die Bilanz
Jonas Omlin: 4
Ist bei den Gegentoren machtlos, wird im Stich gelassen. Zwei riskante Ausflüge werden nicht bestraft.
Christian Schwegler: 4
Kämpferisch wie gewohnt stark, jedoch mit zu vielen Fehlpässen. Doch: gute Flanke vor dem 2:2.
Stefan Knezevic: 4
Spielt die einfachen und sicheren Pässe. Er ist bei den Toren in der Nähe, kann aber nicht eingreifen.
Marvin Schulz: 3,5
In den Zweikämpfen überzeugt er oft, nicht aber vor der Riesenchance für Lavanchy zum möglichen 0:3.
Claudio Lustenberger: 3,5
Der FCL-Captain ist zwar bemüht, ihm gelingt nach vorne aber wenig. Er vergibt eine Topchance (64.).
Christian Schneuwly: 3,5
Seine Zuspiele und Abschlüsse sind zu ungenau. Bekommt möglichen Penalty nicht.
Hekuran Kryeziu: 3,5
Im Zentrum läuft alles über ihn, er ist aber ungewohnt ideenlos. Zudem verschuldet er das 0:2.
Olivier Custodio: 3,5
Seine Freistösse und Schüsse sind ungefährlich. Die Abstimmung mit Kryeziu passt noch nicht immer.
Daniel Follonier: 4
Bringt Tempo ins Spiel, er ist einer der wenigen, die auch mal einen Direktpass probieren.
Cedric Itten: 3
Ihm gelingt wenig, kann sich nie durchsetzen. Er holt Gelb und wird noch vor der Pause ausgewechselt.
Tomi Juric: 3,5
Seine Überzeugung der letzten Spiele fehlt. Er gibt den Assist zum 2:2, holt danach aber Rot.
Shkelqim Demhasaj: 4,5
Kommt kurz vor der Pause ins Spiel und bringt Schwung. Sein Einsatz wird mit dem 2:2 belohnt.
Il-Gwan Jong: 5
Der Nordkoreaner kommt ins Spiel und hält einfach mal drauf: Er trifft zum 1:2 und bringt Leben ins Spiel.
Francisco Rodriguez: 4
Wird eingewechselt, bringt nochmals Schwung und schlägt mehrere gute Flankenbälle ins Zentrum.
Bewertung und Artikel: Raphael Gutzwiller.