ADLIGENSWIL Um das Amt des Bildungsvorstehers kommt es zum Duell. Der bisherige Sicherheitsvorsteher Olivier Bucheli (GLP) und SVP-Präsident Ferdinand Huber stehen sich gegenüber. Im Interview verraten sie ihre Pläne.
Ferdinand Huber, Sie sprechen sich gegen Leistungskürzungen in der Bildung aus, wollen aber gleichzeitig sparen. Wie ist das möglich?
Ferdinand Huber*: Ich denke, es ist möglich, mit den Beteiligten zusammenzusitzen und Einsparpotenzial zu finden.
Haben Sie konkrete Vorstellungen?
Huber: Ein Adligenswiler Werklehrer hat mir gesagt, es habe zu wenig Schweissgeräte für die grösser gewordenen Klassen. Da könnte die Schule mit dem heimischen Gewerbe zusammenarbeiten. Die Schüler könnten in einem Betrieb schweissen lernen. Der Lehrplan sieht das zwar nicht vor, man könnte es aber prüfen.
Olivier Bucheli, Sie sprechen sich gegen Leistungskürzungen in der Bildung aus. Kann man die Bildung von Sparmassnahmen ausnehmen?
Olivier Bucheli*: Der Spielraum im Bildungsbereich ist gering, die kantonalen Vorgaben sind strikt. Einfluss nehmen können wir im Infrastrukturbereich und bei der Stimmung. Manchmal habe ich das Gefühl, die Schule in Adligenswil wird schlechtgeredet und die verdiente Anerkennung fehlt.
Wo hapert es bei der Bildung?
Bucheli: Beim Primarschulhaus Kehlhof muss etwas getan werden: Im Sommer ist es heiss, im Winter kalt. Zudem sollte die Schule wieder mehr ins Dorfleben integriert werden. Früher waren viele Lehrer in der Feuerwehr. Heute ist das kaum mehr der Fall. So distanziert sich die Schule von den Bürgern. Nähe erreicht man dadurch, dass man mit den Lehrern spricht und auf ihre Anliegen eingeht. In der Kommunikation hat bisher vieles gefehlt.
Wie wollen Sie die Bildung in Adligenswil verbessern, Herr Huber?
Huber: Auch ich habe den Eindruck erhalten, dass die Kommunikation ein Problem darstellt. Wenn den Lehrpersonen die Situation erklärt wird und man sie miteinbezieht, ist das Verständnis für Sparmassnahmen wahrscheinlich grösser.
Herr Bucheli, als Sicherheitsvorsteher arbeiten Sie aktuell 20 Prozent. Peilen Sie durch Ihre Kandidatur ein höheres Pensum im Gemeinderat an?
Bucheli: Nein, das höhere Pensum steht nicht im Vordergrund der Kandidatur. Ich habe das Privileg, dass ich neben dem Gemeinderat weitere Beschäftigungen habe, die mich erfüllen. Als Sicherheitsvorsteher sehe ich zudem keine grösseren Herausforderungen auf mich zukommen, da sind wir auf einem guten Weg.
Um die Gemeindefinanzen steht es schlecht. Wie kann Adligenswil wieder schwarze Zahlen schreiben?
Bucheli: Das Sparprogramm des Gemeinderats kann dieses Ziel erreichen. Zudem muss es bei der Zonenplanänderung vorwärtsgehen. Diese ist zurzeit aufgrund einer Beschwerde der Stiftung Landschaftsschutz beim Bundesgericht hängig. Wenn sie in Kraft tritt, werden mehr Leute nach Adligenswil kommen, da es momentan an freiem Wohnraum in Adligenswil fehlt. Die demografische Struktur ist deshalb nicht ideal. Viele Einfamilienhäuser sind von Ehepaaren oder Einzelpersonen bewohnt, weil ihre Kinder ausgezogen sind.
Sollen mit der Zonenplanänderung in erster Linie potente Steuerzahler angelockt werden?
Bucheli: Wir möchten eine gute Durchmischung haben. Deshalb soll es für alle Einkommensschichten Platz haben.
Wie können aus Ihrer Sicht die Finanzen verbessert werden, Herr Huber?
Huber: Es ist schwierig, eine Patentlösung zu finden. Es braucht eisernen Willen und Ausdauer, um diese schwierige Situation zu meistern. Auch Massnahmen, die unbequem sind, müssen wohl oder übel getroffen werden.
Was wurde in der Vergangenheit falsch gemacht?
Huber: Ich schätze, die Sparmassnahmen kamen viel zu spät. Die Gemeinde war lange zu ausgabefreudig. Ein Beispiel: Wenn beide Eltern arbeiten möchten, dürfen sie das von mir aus gerne. Es kann aber nicht sein, dass deswegen die Gemeinde genötigt wird, Betreuungsangebote zu schaffen, die schlussendlich defizitär sind.
Bucheli: Die Steuern wurden zu aggressiv gesenkt, als es gut lief. Das musste die Gemeinde korrigieren. Wir haben die Steuern zweimal nacheinander erhöht, da wir nicht in einem Schritt von 1,9 Einheiten auf 2,1 Einheiten gehen wollten. Es gab auch die Hoffnung, dass eine Steuererhöhung ausreichen würde.
Kommen für Sie weitere Steuererhöhungen in Frage?
Bucheli: Die letzte Steuererhöhung hat niemandem gefallen. Sie ist das Ende der Fahnenstange.
Huber: Eine erneute Steuererhöhung steht auf keinen Fall zur Debatte.
Wie können die Einnahmen trotzdem erhöht werden?
Bucheli: Weitere Einnahmemöglichkeiten werden im Sparprogramm geprüft. So überprüfen wir etwa Tarife für Musikschulen, Betreuungstarife und Parkplatzgebühren. Auch können wir uns vorstellen, die Verwaltungskosten bei Bauvorhaben konsequenter auf die Gesuchsteller umzuwälzen, um die Kosten für die Gemeinde zu reduzieren.
Zwei Tage nach den Wahlen entscheidet die Gemeindeversammlung über ein neues Führungsmodell. Zur Wahl stehen das CEO-Modell und eine optimierte Lösung des heutigen Modells. Welches bevorzugen Sie?
Bucheli: Die Frage ist, ob man das Herzblut der Gemeinde spüren möchte oder einen CEO möchte, der am Freitagabend geht und am Montag wieder kommt. Klar würde durch das CEO-Modell die Anzahl möglicher Gemeinderatskandidaten vergrössert. Ich bevorzuge dennoch die Optimierung des heutigen Modells.
Huber: Ich sehe in beiden Modellen Vor- und Nachteile. Hätte ich mich im Vorfeld auf ausschliesslich das eine oder andere Modell fokussieren müssen, wäre eine Kandidatur für mich persönlich schwieriger geworden. Es wäre unglaubwürdig, mich klar für ein 25-Prozent-Pensum auszusprechen, ich dann aber doch 60 Prozent für die Gemeinde arbeiten würde.
Wie wird die Abstimmung über das Modell ausfallen?
Huber: Schlussendlich entscheiden die Emotionen. Bei der Abschaffung der Gemeindeversammlung wurde diskutiert, ob der Entscheid Ausdruck von Unzufriedenheit gewesen sei. Falls ja, kann ich mir vorstellen, dass es bei dieser Abstimmung erneut in diese Richtung gehen könnte. Dann würde das CEO-Modell gewählt.
Finden Sie die Terminsetzung nicht problematisch?
Bucheli: Ideal ist die Terminkollision sicher nicht. Im Ressort Bildung wollte man aber keine lange Vakanz. Das Amt wäre mehr als ein halbes Jahr nicht besetzt gewesen, hätte man den Entscheid abgewartet. Die Parteien hätten dies sicher auch kritisiert.
Huber: Die Anforderung an eine Kandidatur ist dadurch höher. Für mich persönlich war dies aber kein Problem. Hingegen finde ich es problematisch, dass ein Gemeinderat während der Legislatur sein Amt niederlegt. Auch ist für mich neu, dass Ressortwechsel stattfinden. Es heisst doch immer, dass man Fachspezialisten in Gremien brauche. Olivier Bucheli ist mit seinem beruflichen Hintergrund eine gute Lösung als Sicherheitsvorsteher, da er auch für energiepolitische Themen zuständig ist (Olivier Bucheli ist Clean-Tech-Unternehmer, Anm. d. Red.).
Einer von Ihnen wird neuer Bildungsvorsteher in Adligenswil. Warum sind Sie der Richtige für dieses Amt?
Bucheli: Weil ich Lust habe, die schwierige Situation anzupacken. Mein Hintergrund ist bildungsnah: Ich war Schülerratspräsident und habe das Thema Bildung danach intensiv verfolgt. Durch die Bildungskommission bin ich wieder näher an die Schule herangerückt. Ich bin bereit, die Herausforderung anzunehmen und anzupacken.
Huber: Meine Motivation ist sehr gross. Ich bin weder nur ein hemdsärmliger Typ, noch bin ich nur im intellektuellen Bereich zu Hause, sondern irgendwo in der Mitte, arbeite heute als Dozent und kann dadurch eine breite Palette an Wissen zur Verfügung stellen.
Werden Sie bei einer Wahl von Olivier Bucheli zum Bildungsvorsteher für sein Amt als Sicherheitsvorsteher kandidieren, Herr Huber?
Huber: Das ist eine Frage, die ich nicht ausschliesslich für mich beantworten muss. Da spielen auch Fairness und Respekt gegenüber anderen, die sich für das Amt bewerben möchten, eine Rolle. Ich kann noch nicht sagen, ob ich kandidieren würde. Es ist durchaus vorstellbar.
*Olivier Bucheli (41) ist seit 2014 Sicherheitsvorsteher. Er ist selbstständiger Clean-Tech-Unternehmer. Ferdinand Huber (49) ist Bereichsleiter und Dozent an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern. Die Gemeinderatswahl in Adligenswil findet am 23. August statt.
Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 17. August 2015. Interview von Dominik Weingartner (Neue Luzerner Zeitung) und Raphael Gutzwiller .