FCL-Sportkoordinator Remo Meyer bleibt realistisch: «Die ersten fünf Spiele waren nicht einfach und ein harter Kampf.» (Bild: Dominik Wunderli)

«Wir sind noch nicht gerettet»

Der FC Luzern ist mit elf Punkten aus den ersten fünf Spielen unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane erfolgreich gestartet. Sportkoordinator Remo Meyer sieht die Gründe auch in einem grösseren Konkurrenzkampf.

Remo Meyer, der FC Luzern hat in den ersten fünf Spielen seit dem Trainerwechsel elf Punkte geholt und dabei nie verloren. Überrascht Sie das?

In erster Linie sind wir einfach glücklich, dass wir so gut gestartet sind. Ich denke, wir haben eine gute Rückrunden-Vorbereitung getätigt. Wir waren uns bewusst, dass es um viel geht und es sehr eng in der Tabelle ist. Da wir gleich positive Resultate erzielen konnten, steigerte sich auch das Selbstvertrauen der Mannschaft.

Was auffällt: Das Team des FCL ist solidarischer geworden. Wie hat das Gerardo Seoane in so kurzer Zeit geschafft?

Er hat es von Beginn weg geschafft, neues Feuer und neue Ideen in die Mannschaft zu bringen. Zudem hat er momentan viele Spieler in guter Form, was zu einem grösseren Konkurrenzkampf führt. Dennoch spürt man auch auf der Tribüne, dass der FCL im Moment eine Einheit ist.

Sie sprechen es an: Der Konkurrenzkampf wurde grösser. Das liegt unter anderem auch an den beiden Transfers von Valeriane Gvilia und Lazar Cirkovic, die Sie getätigt haben. Wie zufrieden sind Sie mit den Neuen?

Ich bin zufrieden. Es ist immer schwierig, im Winter neue Spieler in die Mannschaft zu integrieren. Wir mussten sie Schritt für Schritt an die Mannschaft heranführen. Beide haben sich aber sogleich ins Team integriert und zeigen, dass sie charakterlich gut zu uns passen. Das kurbelt den Konkurrenzkampf an. Das war etwas, was wir mit den Transfers erreichen wollten.

Valeriane Gvilia hat auch fussballerisch einiges drauf, war in Sion der beste Luzerner und hat die Bälle im Mittelfeld verteilt.

Ja, das ist richtig. Gvilia gibt uns nochmals mehr Qualität und Kreativität in der Offensive.

Mit Gvilia hat man endlich wieder einen typischen Spielmacher in den Reihen. Diese Rolle hat nach dem Abgang von Markus Neumayr niemand mehr innegehabt. Hat das in der Vorrunde gefehlt?

Es ist schwierig zu sagen, ob es einen Spielmacher wirklich braucht. Dafür kommt es auch immer auf das System des Trainers an. In der Vorrunde haben wir häufig nicht mit einem klassischen Spielmacher gespielt. Aber es ist sicher so, dass uns Valeriane Gvilia mit seiner spielerischen Art gut tut. Er ist aber kein klassischer «Zehner», sondern arbeitet sehr viel nach hinten mit, und macht weite Wege. Ich denke, die Zeit des klassischen «Zehners», der nur die schönen Pässe spielen muss, ist inzwischen vorbei.

Es fällt auf, dass das zentrale Mittelfeld mit den defensiven Idriz Voca und Hekuran Kryeziu sowie dem offensiven Valeriane Gvilia funktioniert.

Ja, im Moment harmoniert es sehr gut zwischen den drei Spielern. Sie arbeiten defensiv gut zusammen, und auch Idriz und Hekuran schalten sich immer wieder in Offensivaktionen ein.

Idriz Voca ist einer der jungen Spieler, die unter Gerardo Seoane häufiger zum Einsatz kommen. Dazu zählen auch Stefan Knezevic, Ruben Vargas und Yannick Schmid. Hat man sich das erhofft, als man den U21-Trainer zum Cheftrainer befördert hat?

Es entspricht sicher unserer Vision, auf den eigenen Nachwuchs zu setzen. Allerdings ist das für die jungen Spieler überhaupt kein Freifahrtschein. Es entscheidet schliesslich einzig die Qualität und die Leistung auf dem Platz. Es war mutig von Gerardo Seoane, in den Startspielen gleich auf so viele Junge zu setzen. Der Druck zu Beginn der Rückrunde war sehr hoch, weil wir Zweitletzter waren. Doch die Jungs haben das Vertrauen mit guten Leistungen gerechtfertigt.

Viele Spieler blühen unter Seoane wieder auf. Dazu zählen Hekuran Kryeziu und Pascal Schürpf. Ein Verlierer des Trainerwechsels ist aber Francisco Rodriguez, der die beiden letzten Spiele von der Bank verfolgen musste.

Das sehe ich anders. Wir haben mit diesem Kader verschiedene Möglichkeiten zu spielen und wollen so variabel bleiben. Je nach taktischer Ausrichtung stellt der Trainer andere Spielertypen auf. Francisco hat die ersten drei Spiele der Rückrunde bestritten und ist weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft.

Der FC Luzern musste nach Äusserungen von Markus Babbel im Januar notgedrungen den Trainer wechseln. Wenn man aber sieht, wie der FCL im Moment auftritt, sei die Frage erlaubt: Hätte hat man den Trainer schon früher wechseln sollen?

Ich möchte gar nicht in alten Wunden rumwühlen, sondern Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Wir sind im Moment einfach glücklich, dass die Situation positiv aussieht. Es nützt nichts, zurückzudenken. Fakt ist: Der neue Wind von Seoane hat uns bestimmt gut getan.

Der FC Luzern liegt nun zehn Punkte vor dem Abstiegskampf. Ist man damit schon gerettet?

Nein, wir sind sicher noch nicht gerettet. Es können erst zwei Mannschaften bereits die nächste Super-League-Saison planen, und das sind die Young Boys und der FC Basel. Alle anderen acht Mannschaften sind noch im Abstiegskampf. Die ersten fünf Spiele waren nicht einfach und ein harter Kampf. Auch die Spieler sind sich bewusst, dass alles eng beieinander ist, und dass immer noch viel passieren kann.

Mit einem Auge könnte man auch auf einen Europa-League-Platz schielen. Der FCL liegt nur noch einen Punkt hinter dem FCZ, der auf dem vierten Rang liegt. Ist die Europa League ein Ziel?

Wir müssen jetzt behutsam bleiben und nichts überstürzen. Das waren jetzt erst fünf gute Spiele. Von Europa zu träumen, wäre falsch. Wir kämpfen noch immer um den Ligaerhalt.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 6. März 2018.

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