Im Duell mit robuster Gegnerschaft hat Ruben Vargas (rechts) oftmals zu beissen. (Bild: Martin Meienberger/Freshfocus)

Wirbliger Stürmer als Geheimwaffe

Beim 1:2 gegen den neuen Meister YB hat der FC Luzern trotz der Niederlage eine gute Leistung gezeigt, überzeugt haben vor allem junge Eigengewächse. Beachtlich schlug sich der Stürmer Ruben Vargas.

Am Ende der Partie waren die Luzerner nur zu Statisten geworden. Kaum hatte Schiedsrichter Stephan Klossner dieses denkwürdige Spiel abgepfiffen, hatten beinahe 30 000 YB-Fans den Kunstrasen gestürmt. Ausgelassen feierten die Berner ihren ersten Meistertitel seit 32 Jahren. Unbemerkt entschwanden die FCL-Spieler schnell in Richtung Spielerausgang. Sie waren zwar zufrieden mit dem Gezeigten, aber unglücklich mit dem Resultat.

Dabei waren die Luzerner lange Zeit ebenbürtig gewesen, kamen sogar ihrerseits zu Möglichkeiten. Das lag am grossen Kampfgeist und einer von Gerardo Seoane überraschend gewählten Taktik. Der Trainer der Luzerner setzte nicht wie von vielen Beobachtern erwartet Pascal Schürpf in die Sturmspitze, sondern stellte dort den schnellen Ruben Vargas auf. Schürpf spielte auf dem Flügel, der angeschlagene Shkelqim Demhasaj nahm auf der Bank Platz, Tomi Juric fehlte verletzt.

Schüchtern ist er nur neben dem Platz

Und Vargas überraschte viele: Mit seiner Geschwindigkeit stellte er YB mehrfach vor Probleme, insbesondere Abwehrboss Steve von Bergen konnte mit dem Tempo von Vargas nicht mithalten. «Ich bin zufrieden mit meiner Leistung», meint der auf den ersten Blick schüchtern wirkende Vargas am Tag nach der Niederlage. Doch schüchtern ist er höchstens neben dem Platz. In Bern war augenscheinlich, wie mutig der Adligenswiler auftrat. Er habe keinen Druck verspürt, als er ins ausverkaufte Stade de Suisse einlief. «Ich freute mich einfach über die gute Stimmung und wollte den Zuschauern etwas Positives zeigen.»

Dass Trainer Gerardo Seoane in der offiziellen Aufstellung Schürpf als Stürmer und Vargas als Flügel aufstellte, wusste Letzterer nicht. «Ich habe es erst danach erfahren. Für mich war klar, dass ich als Stürmer spielen werde», so Vargas, der sich auf dem Flügel eigentlich wohler fühlt.

Vargas hat unter dem seit der Winterpause an der Seitenlinie stehenden Gerardo Seoane beachtliche Fortschritte gemacht. Von Spiel zu Spiel traut sich der erst 19-Jährige mehr zu. «Natürlich ist es für mich ein Vorteil, dass Gerardo Seoane auf junge Spieler setzt.» Für seinen Chef hat er nur lobende Worte übrig, besonders imponiert hat ihm, wie Seoane sein Team einstellt. «Wir wussten immer, was der Gegner vorhat und wie er spielen wird. Wir wurden nie überrascht. Es wäre zwar jeweils ein Plan B bereit, den haben wir aber noch nie gebraucht.»

Unter Markus Babbel hatte Vargas zwar in der ersten Mannschaft debütiert, kam aber nur vereinzelt zum Zug. «Ich glaube, dass ich mir die Chance verdient habe. Ich gebe in jedem Training Vollgas», sagt der schweizerisch-dominikanische Doppelbürger.

Doch Ruben Vargas hat noch Mängel, das wurde auch im Spiel gegen YB wieder augenscheinlich. Körperlich hat er gegen Spieler eines Formats von YB-Innenverteidiger Kasim Nuhu fast keine Chance. «Es war schon schwierig, Nuhu ist unglaublich kräftig.» Dieses Manko kenne er, sagt Vargas, deshalb gehe er regelmässig in den Kraftraum. Auch neben dem Fitnessraum wolle er sich weiter verbessern. Seine grösste Stärke kommt nämlich noch nicht so zum Tragen. Im Nachwuchs galt er jeweils als Knipser, schoss Tore am Laufmeter. In der U21 traf er in 25 Spielen 17-mal ins Netz. Im FCL-Fanionteam will das mit dem Toreschiessen noch nicht klappen. Bisher hat er in 16 Einsätzen zweimal getroffen, im Cup gegen Echallens und am Ostermontag beim 3:1-Sieg gegen St. Gallen.

Was das Toreschiessen angeht, hat Vargas ein Vorbild innerhalb der Mannschaft ausgemacht: den Basler Offensivspieler Pascal Schürpf. «Ich versuche, mir Dinge von ihm abzuschauen. Er weiss genau, wann er wohin gehen muss, damit der Ball bei ihm landet.» In der U21 sei ihm das Toreschiessen noch wesentlich einfacher gefallen. «Aber in der Super League ist das Niveau halt schon noch mal einiges höher. Man muss die wenigen Chancen, die man erhält, nutzen.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 30. April 2018.

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