Grosser Jubel bei Patricia Merz (Bild: Philipp Schmidli).

Zentralschweizer glänzen auf dem Rotsee

Zwei Medaillen für die Schweiz beim Heimrennen: Der Stadtluzerner Michael Schmid wird Zweiter, die Baarerin Patricia Merz Dritte. Mit diesen Ergebnissen rudern sie sich auch in den Fokus der Weltmeisterschaften.

Ja, Patricia Merz hat es als Dritte tatsächlich noch knapp aufs Podest geschafft. Die Entscheidung war hauchdünn: Merz kam nur vier Hundertstel vor der Amerikanerin Mary Jones ins Ziel. Als das knappe Ergebnis ausgerufen wurde, jubelte die junge Baarerin ausgelassen. «Es ist einfach super, hier beim Heimrennen auf dem Podest zu stehen», meinte Merz einige Minuten später. Die 24-Jährige hat sich in dieser Saison zur konstanten Podestfahrerin gerudert. In jedem Weltcuprennen und an den Europameisterschaften fuhr sie im leichten Einer stets in die Medaillenränge. «Hätte mir das vor der Saison jemand gesagt, ich hätte es nicht geglaubt.»

Dass es auch beim Heimrennen so gut aufgeht, ist keine Selbstverständlichkeit. «Es ist schon speziell, wenn alle Erfolg erwarten. Aber schliesslich hat genau die Tatsache, dass es ein Heimrennen war, die Medaille gerettet.» 500 Meter vor Schluss lag sie auf dem vierten Rang. «Ich dachte: Das kann es jetzt wirklich nicht gewesen sein.» Merz legte nochmals zu und schaffte es dank eines fulminanten Schlussspurts aufs Podest. Dabei ist sie bisher eigentlich nicht dafür bekannt, am Schluss nochmals aufzudrehen. «Ich blieb ruhig und wartete darauf, dass eine der Konkurrentinnen einbrechen würde. Irgendwann merkte ich, dass das nicht passieren wird. Dann griff ich an», sagte die Zugerin. Dass das gelang, lag auch an ihrem gesteigerten Selbstvertrauen. «Inzwischen glaube ich in jedem Rennen, vorne mitfahren zu können. Das macht viel aus.»

Der Lokalmatador erneut auf dem Podest

Just während des Interviewtermins mit PatriciaMerz machte sich bereits der nächste Zentralschweizer daran, in einem A-Final bei den leichten Einer aufs Podest zu fahren. Merz verabschiedete sich mit einem lauten «Hopp Michi» und machte die Bühne frei.

Mit «Michi» war natürlich Michael Schmid gemeint. Kein Fahrer im ganzen Feld kennt den Rotsee annähernd so gut wie er. Seit er 12 Jahre alt ist, trainiert der inzwischen 29-jährige Stadtluzerner auf dem Rotsee. Er kennt den See so gut, dass er immer ganz genau weiss, wo er sich befindet, ohne an Land blicken zu müssen. Doch als Schmid ins Ziel kam, war selbst er sich nicht ganz sicher, auf welchem Rang er nun gelandet war. Auch bei ihm war es ein Kampf um Hundertstelsekunden – auch diesmal mit dem besseren Ende für den Innerschweizer. Nur acht Hundertstel vor dem Ungaren Peter Galambos klassierte sich Schmid als Zweiter hinter dem Polen Artur Mikolajczewski.

Für den Stadtluzerner ist es bereits der dritte grosse Erfolg beim Weltcup auf dem Rotsee: 2014 gewann er das Rennen, 2013 klassierte er sich ebenfalls im zweiten Rang. «Auf dem Rotsee erfolgreich zu sein, ist speziell. Wegen des ganzen Drumherums ist es überhaupt nicht vergleichbar mit einem anderen Weltcuprennen.» Die Fans habe man sehr gut gehört. «Schon am Start haben viele geschrien, das pusht natürlich zusätzlich.» Schmid startete solid, konnte in der Folge zulegen und führte nach 1500 Metern. Auf den letzten 500 Metern wurde er aber noch von Mikolajczewski abgefangen.

Merz: «Einfach immer weiterarbeiten»

Zwar wurde Schmid nach seinem Europameistertitel auch auf dem Rotsee zu den Favoriten gehandelt. Dennoch ist der Erfolg auch bei ihm keine Selbstverständlichkeit. Zuletzt fehlte er mehrere Wochen wegen einer Rippenverletzung. «Man konnte mit so einer Platzierung wirklich nicht rechnen. Darum freue ich mich über den zweiten Platz wirklich.»

Die Weltcuprennen dienen in diesem Jahr vor allem auch als Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft im Oktober. Mit den erfolgreichen Ergebnissen haben sich die beiden Zentralschweizer in die Favoritenrolle gedrängt. «Klar, mit diesen Ergebnissen in dieser Saison muss das Ziel eine Medaille sein», sagt Schmid. «Um aber auch an den Weltmeisterschaften ganz vorne mitzufahren, habe ich natürlich schon noch einiges zu tun.» Ähnlich sieht das auch Patricia Merz. «Das Wichtigste ist: einfach immer weiterarbeiten und Schritt für Schritt nehmen. Dann werden wir sehen, zu was es reichen wird.»

Zuerst steht für die beiden Innerschweizer aber das Feiern auf dem Programm. «Klar, es wird natürlich schon noch fein gegessen und ein bisschen gefeiert», sagte Schmid und lächelte. Heute können die beiden Medaillengewinner ihren freien Tag geniessen. Dabei werden sie ihren Kollegen in den olympischen Bootsklassen (siehe Box) die Daumen drücken und darauf hoffen, dass es für die Heimfans noch mehr zu jubeln gibt an diesem Heim-Weltcup.

Publiziert in der Zentralschweiz am Sonntag am 9. Juli 2017.

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