David Zibung, hier noch die Nummer eins, möchte seinen Vertrag bis 2019 erfüllen. (Bild: Urs Flüeler, Keystone)

Zibung ist glücklich in seiner neuen Rolle

David Zibung (33) war 13 Jahre lang als Torhüter des FC Luzern gesetzt. Das ist vorbei: Auch heute gegen den FC Basel (19.45) spielt die neue Nummer eins, Jonas Omlin (23). Zibung will ihn in allen Bereichen unterstützen.

David Zibung ist der Ehrgeiz in Person. Nicht umsonst bestritt der Torhüter für die 1. Mannschaft des FC Luzern rund 450 Ernstkämpfe. Egal, wer ihm seit 2004 seinen Platz im Tor streitig machen wollte, Zibung blieb die Nummer eins. Das war so, als Swen König kam. Und es war auch nicht anders, als Lorenzo Bucchi Ambitionen auf einen Stammplatz anmeldete. Mit seiner kämpferischen Art und der absoluten Identifikation mit dem Verein ist Zibung beim FCL inzwischen längst zur Torhüter-Legende geworden.

Eine Legende, die seit letzter Woche offiziell nicht mehr Stammtorhüter ist. FCL-Trainer Markus Babbel verkündete nämlich, dass Jonas Omlin (23) definitiv die Nummer eins beim FCL sei. Zibung wurde somit ins zweite Glied verdrängt.

Wer erwartet, dass Zibung über diese Entscheidung sauer oder enttäuscht sein würde, staunt. Beim Gespräch macht er einen lockeren Eindruck. Er sagt denn auch: «Ich bin momentan superglücklich mit meiner Rolle. Es ist etwas Neues, und Neues ist immer interessant.» Seine Rolle ist es, die erfahrene Nummer zwei zu sein, die dem jungen Stammtorhüter unterstützend zur Seite stehen soll. Vergleichbar mit der Aufgabe des ehemaligen Nationaltorhüters Marco Wölfli bei YB.

«Für den FCL ist es super, wenn Omlin im Tor steht»

Lob für sein Verhalten erhielt David Zibung öffentlich von Trainer Babbel, Torhütertrainer Daniel Böbner und von Jonas Omlin selber. Seinen Ehrgeiz habe er aber nicht verloren, versichert Zibung. Zu spüren sei dieser allerdings auf einer anderen Ebene: «Ich will dem FCL helfen, mit Jonas eine langfristige Nummer eins zu formen.» Er sei seinem Stammverein, zu dem er als 14-Jähriger gewechselt ist, dankbar. Und er möchte etwas zurückgeben. Zudem erinnert er daran, dass er 2004 von derselben Situation profitierte, als er Ex-Nationaltorhüter Andreas Hilfiker vorgezogen wurde.

Zibung sagt: «Es ist für den FCL super, wenn er einen Tor­hüter aus den eigenen Reihen hat. Schauen Sie mal, wie viel Geld andere Klubs für Goalies ausgeben. Und der FCL hätte dann in 20 Jahren keine Ablöse für Torhüter bezahlen müssen.»

Heute trifft der FCL zu Hause auf den FC Basel. Für Omlin wird das zu einem speziellen Wiedersehen. Am 15. 22März 2015 debütierte er für den FC Luzern bei der 1:4-Heimniederlage gegen Basel in der Super League. Bei zwei Gegentreffern sah er damals unglücklich aus. «Von diesem Spiel wurde immer wieder gesprochen», sagt Zibung. «Aber ich sah in den Trainings, wie gut Jonas wirklich ist und wusste, dass seine Leistung gegen Basel nicht der Wahrheit entsprach. Darum bin ich umso glücklicher, dass er jetzt zeigen kann, dass er es draufhat.» Zibung versichert, dass er Omlin in allen Belangen unterstützen will. Sei es mit einer aufmunternden Geste, mit Tipps zu Gegenspielern oder Fehleranalysen bei Gegentoren. «Wenn Jonas etwas will, bin ich für ihn da. Das ist meine Aufgabe – und die nehme ich ernst.»

Dass er kein Problem damit hat, auf der Bank zu sitzen, habe er vor dem Cup-Viertelfinal in ­Aarau auch zu Omlin gesagt. «Ich sagte, dass er sich nicht unter Druck fühlen müsse. Ich warte nicht auf der Bank auf einen Fehler, sondern mag ihm gute Leistungen von Herzen gönnen.»

Zukunft im Marketing vorstellbar

Nach jahrelangem Druck steht Zibung nicht mehr im Mittelpunkt. Spürt er das vor den Spielen? «Klar ist die Anspannung eine andere, wenn man auf der Bank sitzt», sagt er. «Aber ich habe Respekt davor, wenn ich aufs Feld muss. Als Ersatzgoalie kann das schnell gehen.»

Sein Vertrag als Spieler beim FC Luzern läuft noch bis im Sommer 2019. Diesen möchte er erfüllen. Auch wenn ein Angebot eines anderen Klubs käme? «In der Schweiz kommt das nicht in Frage und im Ausland wohl auch nicht, da ich eine Familie habe.»

Eher beschäftigt sich Zibung da mit der Karriere nach der Karriere. Auf den Bau will der gelernte Maurer nicht zurück. Dagegen könnte er sich vorstellen, beim Verein zu arbeiten. «Marketing reizt mich zum Beispiel sehr», sagt Zibung. Dafür möchte er sich neben dem Profi-Alltag weiter­bilden. Auch das passt zur neuen Rolle von David Zibung.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 28. April 2017.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.