Eine von drei Ausländerinnen bei Volley Top Luzern: die Tschechin Leona Neumannova (am Ball). (Bild: Philipp Schmidli, Luzerner Zeitung)

Zwei Welten prallen aufeinander

Heute spielt das Weltklasseteam Volero Zürich in Luzern. Sportlich und finanziell sind die Unterschiede riesig – eine Zusammenarbeit haben die Luzerner aber ausgeschlagen.

Es ist das Duell David gegen Goliath. Hier der Leader, 11-facher Schweizer Meister und mehrfacher Champions-League-Teilnehmer, auf jeder Position besetzt mit absoluten Weltklassespielerinnen. Auf der Gegenseite der Letztplatzierte der Liga in seiner erst dritten NLA-Saison, im Kader stehen hauptsächlich junge Schweizerinnen. Die Unterschiede zwischen Volero Zürich und Volley Top Luzern könnten nicht grösser sein.

Auf dem Platz dürfte es heute (20.15, Bahnhofhalle) beim Meisterschaftsspiel eine klare Sache geben. Alles andere als ein 3:0 nach Sätzen wäre eine grosse Überraschung, ein Sieg eine Sensation. Grund für die sportlich riesigen Unterschiede ist auch der finanzielle Aspekt. Volero Zürich hat für das NLA-Team ohne Champions League und Nachwuchs ein Budget von 1,9 Millionen Franken beziffert. Top Volley Luzern hat für das Männer- und Frauenteam insgesamt nur 350000 Franken zur Verfügung. Davon wird rund die Hälfte für das Frauenteam genutzt (siehe Grafik).

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«Volero Zürich spielt in einer ganz anderen Liga als wir. Für sie sind die Meisterschaftsspiele eigentlich Trainingsspiele», sagt Volley-Top-Präsident Josef Wicki. Volero setzt in erster Linie auf ausländische Topstars. Von den 15 Spielerinnen im Kader sind nur 3 Schweizerinnen, darunter auch Gabi Schottroff, die auf diese Saison von Luzern nach Zürich gewechselt hat. Schweizerinnen braucht es gemäss Reglement – auf dem Platz müssen mindestens 2 Schweizerinnen stehen.

«Die Meisterschaft wird nur zum Trittbrett»

Die Strategie von Volley Top Luzern ist da anders: Der Grossteil des Kaders besteht aus jungen Schweizerinnen aus der Region, gespickt wird dieses mit zwei Tschechinnen und einer Amerikanerin, wobei die zweite Tschechin Kristyna Boulova schon zuvor in der Region lebte. «Wir möchten mehrheitlich auf einheimische Talente setzen», sagt ­Wicki. «Es geht darum, lokale Talente zu fördern und ihnen die Möglichkeit zu geben, in der Nationalliga Fuss zu fassen.»

Diese Strategie war den damaligen FCL-Volleyballerinnen genug wichtig, dass diese 2014 eine engere Zusammenarbeit mit Volero Zürich abgelehnt haben. Es ging darum, eine Art Farmteam zu gründen, das den Spielerinnen im grossen Kader von Volero ermöglicht, zu Spielpraxis zu kommen. Luzern lehnte ab, das neue Farmteam von Volero ist nun seit 2015 Sm’Aesch Pfeffingen – notabene das zweitplatzierte Team in der Nationalliga A. Wicki sieht diese Entwicklung kritisch. «Es handelt sich um eine Pulverisierung in der Liga. Für Volero ist die Meisterschaft lediglich ein Trittbrett für die Champions League», sagt er. «Wir möchten dagegen eher Schweizer Talente fördern, als ausländische Topspielerinnen verpflichten.»

Mit ein Grund dafür, dass Luzern diese Strategie fährt, sind natürlich auch die finanziellen Mittel. «Klar sind wir da weniger auf ­Rosen gebettet als andere NLA-­Teams und schon gar nicht so wie Volero Zürich», sagt Wicki. «Wir müssen um unsere Sponsoren kämpfen.» Diese zu finden, sei schwieriger, als er vor seinem Amtsantritt im Juni geglaubt hatte. Zusätzlich schwierig sei die noch geringe Bekanntheit des Klubs: Volley Top Luzern wurde erst 2015 gegründet, nachdem sowohl ein Männer- als auch ein Frauenteam in die NLA aufgestiegen waren. «Finanziell über Wasser zu bleiben, ist im Schweizer Spitzenvolleyball eine grössere Herausforderung», sagt Wicki.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 21. Dezember 2016. 

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