Spitzenreiter: Der FC Basel hat vom Bund am meisten Geld erhalten. (Martin Töngi/ CH Media)

Meister im Kassieren: Bund schenkt Sportklubs Millionen – die exklusiven Zahlen

Erstmals liegen Zahlen zur Verteilung der Coronahilfen vor. Die grössten Vereine bekamen am meisten Geld.

Die Ränge sind wieder gefüllt, die Stimmung ist in die Stadien zurückgekehrt. Wenn am Wochenende in den helvetischen Sportstätten Partien anstehen, erinnert nur noch wenig an die Bilder der vergangenen Tristesse und der Leere. Und doch ist es noch nicht lange her, dass der Sport ohne Publikum stattfand. Das hinterlässt Spuren in den Bilanzen der Klubs. Denn: In allen Sportligen der Schweiz sind die Ticketverkäufe die Haupteinnahmequelle.

In der Not sprang der Bund in die Bresche. Sportministerin Viola Amherd machte sich persönlich dafür stark. Die professionellen und semiprofessionellen Sportklubs durften sogenannte A-fonds-perdu-Beiträge beantragen: Auszahlungen, die für ausgefallene Ticketeinnahmen entschädigen sollen. Es sind keine Darlehen, sondern Geschenke. Zum Grossteil sind diese Zahlungen nun abgeschlossen, bei einigen Klubs kann sich die Summe aber noch nach oben korrigieren.

FC Basel dank Lohnverzicht ganz vorne in der Rangliste

Die «Schweiz am Wochenende» bekam gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz exklusive Zahlen des Bundesamts für Sport. Die Unterschiede bei den Bundesgeldern sind riesig. Nicht nur erhalten Fussball- und Eishockeyklubs deutlich mehr als Volleyball- oder Handballvereine. Auch innerhalb der Sportart und der Liga sind die Differenzen gewaltig.

Am meisten kassiert hat der FC Basel – fast acht Millionen Franken gab’s vom Bund. Konkurrent und Schweizer Meister Young Boys hat «nur» 5,3 Millionen Franken erhalten. Warum sind diese Unterschiede so gross? Stefan Leutwyler, Leiter Sportverbände und Sportanlässe beim Bundesamt für Sport: «Die Grundlagen für die Bestimmung der Beiträge waren für alle Klubs identisch. Drei Faktoren sind entscheidend: Die Höhe der Ticketeinnahmen, die Anzahl an Spielen ohne oder fast ohne Zuschauer und die Frage, ob die Klubs auf Lohnverzichte eingegangen sind.» Jene Klubs, die ihre Löhne entsprechend den Wünschen des Bundes gesenkt haben, erhielten zwei Drittel der Ticketeinnahmen aus der Saison 2018/19. Die anderen Klubs die Hälfte. Bei Absteigern wurde der Betrag entsprechend angepasst.

Klubs haben wegen Geisterspiele deutlich weniger eingenommen

Matthias Hüppi, Präsident des FC St.Gallen, galt zunächst als einer der Kritiker, als nur Klubs profitieren sollten, welche die Löhne anpassten (siehe Box). Nun zeigt er sich jedoch sehr zufrieden. «Diese Lösung ist sehr erfreulich und wir freuen uns über die Unterstützung», sagt er. «Wir haben wegen der Geisterspiele rund sieben Millionen Franken weniger eingenommen, rechnet er vor. «Deshalb sind die drei Millionen, die wir nun vom Bund erhalten haben, dringend nötig.»

Dass die Unterschiede der Unterstützung innerhalb der Liga so gross sind – der FC Basel hat mehr als das Doppelte von St.Gallen bekommen – ärgert Hüppi nicht. «Es lohnt sich nicht, jetzt zu jammern. Es ist wichtig, dass wir Gelder erhalten haben, sie helfen uns enorm. Dass es da zu Unterschieden kommt, müssen wir akzeptieren.»

Im Eishockey ist der SC Bern in Sachen Zuschauerzahlen die Nummer eins – und das ist der SCB demnach auch bei den Bundesgeldern. 5,7 Millionen Franken erhielten die Berner. Geld, das der Klub dringend brauche, wie CEO Marc Lüthi im Gespräch festhält. «Es handelt sich zwar um die Hälfte unserer üblichen Ticketeinnahmen. Dabei fehlen aber noch die Einnahmen, die wir aus Sponsoring und Gastronomie generieren würden», sagt er. Selbst mit den Bundesgeldern habe der SC Bern in der vergangenen Saison ein Minus von 1,5 Millionen Franken gemacht. «Ohne diese Gelder wäre die Situation kaum zu stemmen gewesen. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass wir diese Unterstützung erhalten haben», sagt Lüthi.

Dabei ist auch der SCB im Vergleich keiner, der zu gut wegkommt. In 25 Spielen erhalten die Berner Hockeyaner nur ungefähr so viel wie die Fussballer der Young Boys in 15 Partien. «YB hat höhere Zuschauerzahlen als wir», sagt Lüthi. «Mit solchen Vergleichen müssen wir uns aber auch gar nicht beschäftigen. Wir haben die Zahlen nachgerechnet und sind zum selben Schluss gekommen wie der Bund.»

Längst nicht alle, die durften, haben Gelder beantragt

Neben Grossklubs wie dem FC Basel oder dem SC Bern haben auch diverse kleinere Klubs Gelder beantragt. Insgesamt hätten 130 Klubs aus professionellen und semiprofessionellen Ligen die Gelder haben dürfen, schliesslich haben jedoch nur deren 70 ein Gesuch gestellt. Weshalb? «Für kleinere Klubs aus semiprofessionellen Ligen mit teils nur wenigen Zuschauern sind die Geldbeträge relativ gering», stellt Stefan Leutwyler fest. Als Beispiel dienen hier etwa die Volleyballerinnen von «Groupe E Valtra», die 3210 Franken erhalten haben.

Der Arbeitsaufwand, um Gelder zu erhalten, war derweil hoch. «Es handelt sich um ein eher kompliziertes Verfahren, in dem wir die Klubs unterstützt haben», so Leutwyler. «Für einige Klubs stand der administrative Aufwand und der Nutzen nicht im Einklang.» Die A-fonds-perdu-Beiträge des Bundes helfen damit insbesondere den grossen Klubs und Sportarten, um einigermassen schadlos aus der Coronazeit zu kommen.

Publiziert in den Tageszeitungen von CH Media am 11. September 2021: Hier der Link