Tourismusdirektor Marcel Perren (links) und Stadtrat Adrian Borgula nahmen gestern auf einer der neuen Sitzbänke beim Nationalquai Platz (Bild: Pius Amrein, Neue Luzerner Zeitung).

Nun gibts doch neue Sitzbänke – gratis

Die Stadt spart 80 000 Franken, weil Handwerker gratis arbeiten. Dennoch wird das Modell keine Schule machen, versichert der Stadtrat.

Die Sonne strahlt, Stadtrat Adrian Borgula (Grüne) und der Tourismusdirektor Marcel Perren sitzen lächelnd auf einer Sitzbank beim Schweizerhofquai. Soeben haben sie den Medien bekannt gegeben, dass man zusammen mit den Branchenverbänden der Luzerner Maler und Schreiner eine Lösung für die Erneuerung von Sitzbänken gefunden hat. Es ist das Ende der Sitzbank-Affaire, die in der Bevölkerung für Kopfschütteln sorgte.

Vor zwei Jahren machte unsere Zeitung publik, dass die Stadt kaputte Sitzbänke in der Stadt Luzern nicht mehr ersetzen wolle. Damit sollten jährlich 80 000 Franken gespart werden. Der Aufschrei in der Bevölkerung war gross. Verständlich: Sind Sitzbänke in einer Touristenstadt doch von existenzieller Bedeutung und die Einsparungen im millionenschweren Stadtbudget eher bescheiden.

Stadt finanziert nur noch Unterhalt

Gestern präsentierte die Stadt nun eine Lösung für die rund 1200 Sitzbänke. Anstatt die Bänke nicht mehr zu ersetzen, machen die Branchenverbände der Schreiner und Maler ihre Arbeiten gratis. Die Schreiner stellen die Banklatten aus Luzerner Holz her, die Maler bemalen sie. Jährlich werden so 100 neue Sitzbänke angefertigt. Luzern Tourismus beteiligt sich zudem mit 25 000 Franken an den Materialkosten. Für die Stadt bedeutet das: Die Sparmassnahme kann wie geplant umgesetzt werden, aber ohne Leistungen einsparen zu müssen.

Nach wie vor übernimmt die Stadt, wie es auch in den Sparmassnahmen von 2013 eingerechnet war, die Unterhaltskosten der Sitzbänke von 40 000 Franken pro Jahr. Damit werden Sitzbänke, die von Vandalen kaputtgemacht werden das sind rund zwanzig pro Jahr –, repariert.

Die ersten «Spar-Sitzbänke» sind nun beim Schweizerhofquai von Teilnehmern des Arbeitsintegrationsprojektes des Tiefbauamts montiert worden. Darauf prangern die Logos der beiden Branchenverbände. Zudem werden auf Wunsch von Luzern Tourismus die Touristen in zehn verschiedene Sprachen mit «Willkommen» begrüsst.

Es ist ein versöhnliches Ende einer hitzigen Debatte um eine unglückliche Sparmassnahme der Stadt. Für die Bevölkerung bleibt ein Nachgeschmack darüber, dass private Unternehmen der Stadt unter die Arme greifen müssen, damit sie staatliche Arbeiten erledigen kann. Über den Entscheid des Stadtrats, bei den Sitzbänken zu sparen, schüttelten damals auch die heutigen Beteiligten den Kopf.

So sagt Tourismusdirektor Marcel Perren: «Eine Touristenstadt ohne Sitzbänke ist unvorstellbar.» Darum hat Luzern Tourismus der Stadt seine Hilfe angeboten. Auch die beiden Branchenverbände haben sich im Anschluss an die Debatte 2013 gemeldet. Gerold Michel, Präsident der Luzerner Maler, sagt: «Als wir erfahren haben, dass bei Sitzbänken gespart werden sollte, war für uns sofort klar: Wir möchten und können helfen.»

Adrian Borgula hält fest: «Die Koope­ration kam zu Stande, weil sich die Handwerker und Luzern Tourismus bei uns gemeldet haben. Es ist eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.» Die Stadt habe nicht aktiv um Unterstützung gebeten.

Dabei hatte die SP schon im Juli 2013 den Vorschlag gemacht, die Stadt solle alternative Finanzierungsmöglichkeiten prüfen. Sie schlug ein Sponsoringmodell oder Beiträge von profitierenden Firmen vor wie Take-away-Stände oder Uhrengeschäfte. Im September hiess es dann vom Stadtrat, dass ein Projekt mit den Malern und Schreinern «in den nächsten Monaten» ausgestaltet werde.

Win-win-Situation für alle 

Nicht nur die Stadt, sondern auch die beiden Berufsverbände sprechen von einer Win-win-Situation und versichern: «Auch wir können von dieser Zusammenarbeit profitieren», so Urs Meier, Präsident der Luzerner Schreiner. Gerold Michel ergänzt: «Für unsere Lehrlinge ist dies die perfekte Übung, um sich für die Lehrabschlussprüfung den letzten Schliff zu holen.»

Wird das Modell auch in anderen Bereichen Schule machen? Adrian Borgula winkt ab: «Das ist sicher kein Zukunftsmodell. Ziel ist es, dass die Stadt ihren Aufgaben ohne der Unterstützung von Privaten nachkommt.» Und doch sei er sehr glücklich über die Tatsache, das man in diesem Thema eine Lösung gefunden zu haben. «In unserer jetzigen Situation reicht das Geld einfach nicht für alles», so Borgula. Selbst ein Betrag von 80 000 Franken im millionenschweren Stadtbudget sei wertvoll. Adrian Borgula sagt deshalb: «Schlussendlich kommt immer jemand, der sagt, man spare am falschen Ort.»

Die Kooperation wurde vorerst für die nächsten drei Jahre abgeschlossen. «Danach werden wir sehen, ob sich diese Zusammenarbeit bewährt hat und ob wir sie in einem gleichen Stil fortführen möchten», sagt Borgula.

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 13. Mai 2015.

 

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