Der Schweizer Captain Fabio Santona (links) im Duell mit Georgiens Girogi Nishnianidze.

Mehr als nur Hallenfussball

Die Schweizer Nationalmannschaft im Futsal verpasst in Georgien die EM-Qualifikation. Captain Fabio Santona (30) sieht noch einen deutlichen Rückstand im Vergleich mit anderen Ländern.

Die Futsal-EM 2017 wird ohne die Schweiz stattfinden. 3000 Zuschauer jubeln dem Heimteam Georgien zu, das die Schweiz gerade mit 6:3 besiegt hat. Damit scheidet die Futsal-Nationalmannschaft als Gruppenzweiter aus. «Natürlich ist das Ausscheiden enttäuschend», sagt Fabio Santona, Captain der Schweizer Nationalmannschaft. «Doch wir haben einige gute Spiele gezeigt.»

Wie bei vielen Futsalspielern ist auch Santona vom Fussball her zu dieser Randsportart gekommen. Für ihn sind die beiden Sportarten ziemlich unterschiedlich. «Der Ball ist viel kleiner, der Boden ist anders, und das Spiel ist viel schneller. Die Taktik kann man ebenfalls nicht vergleichen.» Und man müsse unterschiedliche Fähigkeiten mitbringen: «Ein 1,90 Meter grosser Innenverteidiger, der vor allem kopfball- und zweikampfstark ist, wäre im Futsal verloren. Man braucht eine sehr gute Technik, eine gute Spielübersicht und eine schnelle Auffassungsgabe, um im Futsal erfolgreich zu sein», so Santona. Zudem müsse die Kondition aussergewöhnlich gut sein.

«Futsal ist viel schneller als Fussball»

Alle Spieler der Schweizer Nationalmannschaft haben früher auf dem Rasen Fussball gespielt. Sie waren meist zentrale Mittelfeldspieler. «Dort sind ähnliche Eigenschaften wichtig wie beim Futsal. Nur mit dem Unterschied, dass es beim Futsal viel schneller geht und man viel mehr Ballkontakte hat», sagt Santona. Er wehrt sich denn auch vehement gegen das Klischee, dass nur gescheiterte Fussballer Futsal spielen würden.

Fabio Santona hat früher in der 1. Liga beim FC Breitenrain gespielt. «Hallenfussball kannten wir mit dem Filzball und von der Winter-Vorbereitung», sagt er. Als er 2009 gefragt wurde, an der europäischen Hochschulmeisterschaft in Montenegro mitzuspielen, kam er das erste Mal mit Futsal in Kontakt. «Ich verliebte mich in diese schnelle Sportart.» Mit Freunden gründete er Futsal Minerva Bern – eine Erfolgsgeschichte. Der Verein stieg in die höchste Schweizer Futsalliga auf, erreichte dreimal in Folge den Final um den Meistertitel und holte den Pokal zweimal. Santona spielte zwei Saisons lang sowohl draussen wie drinnen, bevor er sich für Futsal entschloss. «Der Entscheid ist mir nicht schwergefallen, da Futsal für mich nochmals eine ganz andere Faszination hat.»

Stellenwert in anderen Ländern ist höher

Futsal ist in der Schweiz noch eine Randsportart. Das ist in anderen Ländern anders. So etwa in Georgien, wo die Schweizer Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation spielte. «Hier hat Futsal einen ganz anderen Stellenwert als bei uns», sagt Santona. Selbiges kann auch von den lateinischen Ländern wie Spanien, Portugal oder Brasilien gesagt werden. Viele der ehemaligen Weltfussballer spielten einst Futsal. «Ronaldo, Iniesta oder Kaká sind alle mit Futsal aufgewachsen. Für die Ausbildung von Fussballer ist diese Sportart das Beste», sagt Santona. «Und dank seiner schnellen Spielweise kommt es einigen Spielern besser entgegen als Fussball auf Rasen.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 30. Januar 2017.

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