Die Torhüter beim FC Luzern (von links): Simon Enzler, Trainer Daniel Böbner, Jonas Omlin und David Zibung. (Bild: Martin Meienberger/freshfocus)

Die Einzelsportler im Mannschaftssport

Torhüter sind immer ein wenig anders, als Feldspieler, heisst es. Das ist beim FCL nicht anders.

Eigentlich will jeder der drei am Matchtag zwischen den Pfosten stehen: der erfahrene David Zibung (33), der aufstrebende Jonas Omlin (23) und der junge Simon Enzler (19). Sie alle haben das Ziel, als Torhüter des FC Luzern zu spielen. «Klar will ich Stammtorhüter sein. Sonst wäre ich hier komplett am falschen Ort», sagt Jonas Omlin, die Nummer zwei, im Trainingslager in Estepona.

Wer das Trio zusammen mit Torhütertrainer Daniel Böbner im Training beobachtet, merkt von der Konkurrenzsituation jedoch wenig. Die Torhüter witzeln zwischen den Übungen und analysieren ihr Verhalten in den Übungen. «Ich glaube, es ist selten, dass es drei Torhüter so gut miteinander haben», sagt Omlin. Torhütertrainer Böbner ergänzt: «Jeder weiss, wie seine Rolle ist. Das ist das Wichtigste. Wenn es einen gibt, der schlechte Stimmung verbreitet, schwächt das die ganze Mannschaft.» Die Rolle des zweiten und dritten Torhüters sei sehr wichtig – viel wichtiger, als dies von aussen wahrgenommen werde. «Wenn David im Match gut spielt, dann haben auch Jonas und Simon daran ­einen Anteil.» Für alle sei es schlussendlich das Ziel, dass derjenige zwischen den Pfosten die beste Leistung auf den Platz bringen kann – und das gehe nur dann, wenn die Stimmung unter den Torhütern gut ist. «So können wir am besten voneinander profitieren. Wir analysieren jeweils im Training und nach den Spielen einzelne Situationen», sagt David Zibung. Der Routinier, der in diesem Jahr schon in seine 30. Profi-Vorbereitung für eine halbe Saison gestiegen ist, versichert: «Auch ich kann von den Jungen sehr viel lernen.» Die drei Torhüter würden sich gegenseitig anspornen. Was auch speziell ist: Alle drei Torhüter sind aus dem eigenen Nachwuchs. «Ich glaube, das ist einmalig in der Schweiz – und natürlich umso schöner», sagt Böbner.

«Wir sind eine spezielle Gattung»

Im Training sind die drei Torhüter ein Team im Team. Sie trainieren abseits der Mannschaft und absolvieren andere Einheiten. «Es ist ja sowieso eine spezielle Gattung», sagt Böbner. «Torhüter sind Einzelsportler in einer Teamsportart.» Deshalb ziehe die Position spezielle Typen an. Zibung: «Eigentlich lässt sich ja niemand gerne aus zwei Metern ‹abschiessen›.» Im Vergleich mit Teamsportlern könne man sich als Torhüter nicht verstecken. «Torhüter übernehmen gerne Verantwortung», sagt Zibung.

Die drei Torhüter sind andere Spielertypen: Schon nur wegen ihrer körperlichen Voraussetzungen. «Jonas ist viel grösser als David, Simon Enzler ist dazwischen», sagt Böbner. Trotz der Unterschiede soll bei den Luzerner Torhütern etwas gleich sein: «Sie sollen von hinten heraus spielen. Das Ziel ist es nicht, den Ball möglichst weit nach vorne zu knallen, nur damit kein Risiko da ist.» Deshalb kann Böbner der Kritik, Zibung spiele zu viele Bälle ins Out, wenig abgewinnen.

Erfahrung als grosser Unterschied

Von aussen immer ein wenig vergessen geht die Nummer drei: Simon Enzler. Er kann sich mit dieser Rolle anfreunden. «Ich bin noch jung und kann von David und Jonas sehr viel lernen und ­ihnen viel abschauen.» Enzler spielt mit dem U-21-Team in der 1.-Liga-Meisterschaft, erhält dadurch Spielpraxis. Das sieht für Omlin anders aus. Er kommt momentan nur in Testspielen und in Cupspielen für die 1. Mannschaft zum Einsatz. Omlin sagt: «Diese Rolle muss ich akzeptieren.»

Wer auf dem Platz steht, entscheidet nicht der Torhütertrainer, sondern Cheftrainer Markus Babbel. «Von mir holt er sich aber die Inputs», sagt Böbner. Der Hauptunterschied zwischen der Nummer eins und der Nummer zwei sei vor allem noch die Erfahrung.

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 19. Januar 2017.

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