Das einzige Tor der Partie: Miralem Sulejmani (in Gelb) lupft den Ball über FCL-Goalie Jonas Omlin hinweg. (Bild: Urs Flüeler/Kes)

Eine einzige Szene reicht zur Niederlage gegen den Leader

Der FC Luzern verliert gegen die Young Boys mit 0:1. Dabei hinterlassen die FCL-Spieler lange Zeit einen guten Eindruck, in den entscheidenden Situationen stellen sie sich aber zu ungeschickt an.

Der Reiz des Fussballs besteht darin, dass immer alles passieren kann. Es ist ein Teamsport, bei dem der Wille, die Tagesform und der Teamgeist häufig entscheidender sind als die reine fussballerische Qualität. So kommt es, dass im Cup durchaus ein Unterklassiger einen Favoriten schlagen und ein 2:0-Vorsprung eines Favoriten schon des Öftern noch gekehrt wurde. Es hat auch schon Mannschaften gegeben, die vor dem Spiel noch in der Krise steckten und danach über einen hohen Sieg gegen ein Topteam jubelten.

Auf ein solches Szenario hofften die Fans des FC Luzern am Sonntag. Doch es kam so, wie es vor dem Spiel alle, ausser die grössten FCL-Optimisten, prophezeit hatten: Der FC Luzern verlor zu Hause gegen den Leader aus Bern. 0:1 stand am Ende auf der Anzeigetafel. Im achten Spiel hintereinander blieb der FCL ohne Sieg. Der letzte Sieg in der Meisterschaft datiert inzwischen vom 9. August, als der FCL in St. Gallen mit 2:0 gewinnen konnte.

Eine Unachtsamkeit reicht zum YB-Arbeitssieg

Dabei war am Sonntagnachmittag nicht alles schlecht. Mit der Art und Weise, wie der FC Luzern auftrat, konnte man aus Luzerner Sicht sogar zufrieden sein. «Ich muss der Mannschaft gratulieren. Sie hat einen sehr guten, kämpferischen Auftritt gezeigt», meinte Trainer Babbel. Auch YB-Trainer Adi Hütter sagte: «In den ersten 30 Minuten waren die Luzerner klar überlegen.» Das half aber nichts – nicht einmal zu einem Punkt.

Damit der FCL gegen die Young Boys als Verlierer vom Platz ging, reichte eine einzige Szene. «Ein Tor aus dem Nichts», erklärt es FCL-Torhüter Jonas Omlin, der einem leidtun konnte. Zuvor hatte er nämlich mehrmals Kopf und Kragen riskiert, womit er den Gegner am Torschuss hindern konnte. Doch bei diesem Siegtreffer für die Young Boys konnte auch der Obwaldner Torhüter nicht mehr eingreifen. Sulejmani hatte den Ball nach einem weiten Pass von Aebischer über Omlin gelobt. Vorangegangen war eine einzige Unachtsamkeit in der ansonsten tadellosen FCL-Defensive. «Da sieht man die Qualität des Gegners», meinte Omlin. «Die Young Boys brauchen nicht viele Chancen.»

Nach diesem 0:1-Rückstand war das Spiel gelaufen. Und das, obwohl das Tor bereits in der 42. Spielminute passiert ist. In der zweiten Halbzeit mussten die Berner aber nie wirklich um den Mini-Sieg zittern. Dazu fehlte bei den FCL-Offensivspielern die Durchschlagskraft gegen die robuste YB-Verteidigung, zudem wirkte das Angriffsspiel der Luzerner phasenweise ideenlos. Der FCL kämpfte zwar und zeigte Leidenschaft. Je näher man sich dem gegnerischen Tor näherte, desto ungenauer wurde es aber.

Warum konnte der FCL nach seiner starken Startphase auf den Rückstand nicht mehr reagieren? «Vielleicht hat uns ein bisschen der Glaube gefehlt, dass wir das Spiel in unserer derzeitigen Situation gegen den Leader noch drehen können», meinte Flügelspieler Francisco Rodriguez. Jonas Omlin glaubte derweil, dass es eher am Gegner lag: «Der Gegner hat sich nach dem Führungstor zurückgezogen, wodurch wir im Angriff weniger Platz hatten. Das machte es uns gegen die gute YB-Verteidigung schwer.»

Es ist nicht das erste Mal in der Saison, dass der FC Luzern eigentlich gut spielt, aber schliesslich doch als Verlierer vom Platz geht. «Das Spielglück fehlt im Moment», sagt Francisco Rodriguez. «Die kleinen Details fallen im Moment immer zu Gunsten des Gegners aus.»

Trainer Babbel warnt, dass man deshalb aber nicht in Selbstmitleid verfallen dürfe. Im Gegenteil: «Wir müssen aus dieser Spirale herauskommen. Dazu braucht es einen grossen Aufwand. Dazu zählen eine hohe Fokussierung im Training und die taktische Disziplin. Wir müssen mehr machen als der Gegner, um wieder zum Siegen zurückzukehren», so Markus Babbel.

Omlin: «Wie wir gewinnen, ist mir total egal»

Und der FC Luzern muss dringend wieder gewinnen. In dieser Woche stehen sehr wichtige Spiele an: Am Donnerstag spielt der FCL im Cup beim FC Echallens (1. Liga), am nächsten Sonntag steht der Abstiegsknüller gegen den FC Lugano auf dem Programm. Verliert der FCL im Tessin, ist er erstmals in dieser Saison sogar Tabellenletzter. Torhüter Jonas Omlin rückt deshalb direkt nach dem Spiel gegen die Young Boys den Fokus auf die nächsten Spiele: «Wie wir in diesen Partien spielen, ist mir total egal. Entscheidend ist nur, dass wir die Spiele irgendwie gewinnen können.»

Publiziert in der Luzerner Zeitung am 23. Oktober 2017.

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