In der Innenstadt sind Ampeln zu kurz grün – zu diesem Schluss kommt ein Test des Kinderparlaments (Bild PD).

Zu kurz grün: Kinder sehen rot

Das Kinderparlament fordert, dass die Ampeln in der Stadt Luzern länger grün bleiben. Davon will das Tiefbauamt nichts wissen – die vorgegebenen Normen würden eingehalten.

Viele Fussgängerstreifen in der Stadt Luzern sind nicht sicher: Zu diesem Schluss kommt das Kinderparlament (Ausgabe vom 25. September). Die 8- bis 14-jährigen Kinder und Jugendlichen haben fünfzehn Fussgängerstreifen auf der Kantonsstrasse vom Kasernenplatz bis zum Schweizerhofquai auf ihre Sicherheit getestet. Sie kamen zum Schluss, dass bei sieben der getesteten Fussgängerstreifen die Grünphase zu kurz ist. «Mindestens dreimal war es schon rot, als ich noch in der Mitte der Strasse stand», sagt Eliya Zürcher (11), einer der Kinderparlamentarier.

Zwei Fussgängerstreifen unsicher

Die Kinder seien für den Test in ihrer gewohnten Geschwindigkeit über die Fussgängerstreifen gegangen, sagt Samia Baghdadi vom Ressort Kinder- und Jugendparlament der Stadt Luzern. Trotzdem sei gerade bei den kleineren Kindern die Ampel nicht mehr grün gewesen, bevor sie die Strasse komplett überqueren konnten. «Für ältere Menschen war die Zeit ebenfalls zu knapp berechnet», so Baghdadi.

Die Kinderparlamentarier wollten die Fussgängerstreifen auf ihre Sicherheit prüfen. «Wir wollten schauen, ob die Ampel für ältere Personen oder auch Verletzte genug lang grün ist», sagt Eliya Zürcher. Für Kinder sei es weniger kritisch. «Als Kind kann man noch auf die andere Seite rennen, das geht als ältere Person vielleicht nicht mehr.»

Als sehr kritisch stuften die Kinderparlamentarier insbesondere die Übergänge vom Kasernenplatz in Richtung Hirschengraben sowie den Fussgängerstreifen Schweizerhofquai (im Bereich Gübelin) ein. Das Kinderparlament fordert deshalb, dass die beiden Fussgängerstreifen längere Grünphasen haben.

Darauf geht das städtische Tiefbauamt aber nicht ein, wie Thomas Karrer, Projektleiter Mobilität, auf Anfrage sagt. «Wir haben die beiden Fussgängerstreifen überprüft. Die vorgegebenen Normen werden vollständig eingehalten.» Im Oktober trifft sich das Tiefbauamt mit dem Kinderparlament, um über den durchgeführten Test zu diskutieren. Karrer sagt, dieses Treffen werde aufschlussreich sein. «Ich kann mir nämlich diese Feststellung nicht erklären. Die beiden Standorte sind nicht knapper berechnet als andere Fussgängerstreifen in der Stadt.»

In der Innenstadt sei es schwierig, die Grünphasen für Fussgänger zu verlängern, sagt Karrer. «Das würde sich auf die Kapazitäten auswirken.» Deshalb sei eine Veränderung nicht vorgesehen. Am Stadtrand sehe es allerdings anders aus: «Wir prüfen aktuell, ob wir da die Grünphasen verlängern können.» Beispielsweise beim Fussgängerstreifen bei der Bushaltestelle Maihof würden Fussgänger dann mehr Zeit haben. «Es kommen gerade von älteren Personen immer wieder Rückmeldungen, dass sie sich mehr Zeit wünschen», sagt Karrer. «Dieses Anliegen nehmen wir ernst.»
«Nächste Grünphase abwarten»

Bei der vom Bund vorgegebenen Norm wird damit gerechnet, dass ein Fussgänger pro Sekunde 1,2 Meter zurücklegt, wie Patrick Eberling von der Beratungsstelle für Unfallverhütung des Bundes erklärt. «Diese Norm ist vorgegeben und wird auch von der Stadt Luzern respektiert.» Um die Bedürfnisse von älteren und langsameren Personen besser abzudecken, wurde vom Bund in diesem Jahr aber eine langsamere Norm geschaffen, die mit 0,8 Metern in der Sekunde rechnet. Diese soll nun schrittweise eingeführt werden, vor allem dort, wo wenig Verkehr herrscht. «Wichtig ist, dass man die ganze Grünphase zählt. Wenn es noch Grün ist, aber schon einige Sekunden vergangen sind, dann reicht es nicht mehr für jede Person über den Fussgängerstreifen», so Eberling. «Dann wartet man besser bis zur nächsten Grünphase.»

Publiziert in der Neuen Luzerner Zeitung am 30. September 2015.

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